Biomechanische Laufanalyse im Motesque MLab

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Bisher wurden mir bei Laufanalysen entweder Atemmasken übergezogen oder ins Ohr gepikst – oder beides. ;) Die biomechanische Laufanalyse im Motesque MLab war ganz anders, weil eben auch die Ziele andere waren.

Anzeige: Motesque hat mir die Analyse für diesen Test auf meine Anfrage hin kostenlos zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder.

Produkttest

MLab Laufanalyse Endurance Plus

Preis
199 Euro
Dauer
ca. 1:30 Stunden
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Motesque Biomechanical Lab (MLab) in Köln

Ich bin über Motesque schon vor einiger Zeit gestolpert. Die Biomechaniker rund um Prof. Dr. Kai Oberländer (Professor für Biomechanik) und Prof. Dr. Gert-Peter-Brüggemann (ehemaliger Leiter des Instituts für Biomechanik und Orthopädie der Deutschen Sporthochschule Köln) analysieren, interpretieren und optimieren Bewegungen. Dieses Know How stellen sie internationalen Sportartikel- und Medizintechnikherstellern wie zum Beispiel Asics zur Verfügung.

Seit Sommer 2020 steht das Biomechanik-Labor auch Läufern für professionelle Analysen zur Verfügung.

Laufanalyse

Die MLab-Analyse zielt nicht darauf ab, über Laktatwerte oder eine Atemgasanalyse die Trainingszonen fürs Laufen zu bestimmen. Vielmehr geht es um den Laufstil und wie er sich durch Ermüdung verändert. Daraus lassen sich dann Schwachpunkte ableiten, an denen man mit gezielten Übungen arbeiten kann.

Protokoll

Das Protokoll sieht dem entsprechend vor, dass man nach einer kurzen Aufwärmphase 3 ansteigende Belastungsphasen von jeweils 90 Sekunden absolviert (Pre-Test). Die Intensitäten werden im ausführlichen Vorgespräch anhand von Wettkampfzeiten und aktueller Fitness festgelegt.

Anschließend folgt eine lange Ermüdungsphase, die max. 15 Stufen á 90 Sekunden umfasst und in etwa bei der höchsten Stufe des Pre-Tests endet. Wer mitgerechnet hat: das sind gut 20 Minuten, die in der Größenordnung von 10km- bis 5km-Renntempo gelaufen werden.

Nach einer Mini-Pause durchläuft man im Post-Test nochmal die drei Belastungsstufen vom Anfang – allerdings jetzt in absteigender Intensität.

Messungen

Zentrales Element des MLab ist natürlich ein Labor-Laufband, bei dem sich die Geschwindigkeit sehr präzise steuern lässt. Es steht in der Mitte eines Rings aus High-Tech-Kameras, denen keine Bewegung entgeht.

Der Proband selbst wird mit Motesque-Sensoren an den Füßen, der Hüfte und am Oberkörper ausgestattet. Gemessen wird allerdings nur während des Pre- und Post-Tests. Die Ermüdungsphase ist für die Beurteilung der Biomechanik-Experten nicht so relevant.

Auswertung

Die Auswertung kommt erst einige Tage nach dem Test per E-Mail, da die Daten und Videoaufnahmen erst noch (manuell) ausgewertet werden. Das bedeutet: neben den reinen Sensorwerten gucken sich die Biomechaniker des MLab auch die Bewegung im Video genau an, um zu ihren Aussagen zu kommen.

Das versendete PDF-Dokument enthält dann eine textliche Zusammenfassung der Beobachtungen und damit eine Analyse der größten „Baustellen“ beim Laufstil. Zusätzlich gibt es noch einen vierwöchigen Trainingsplan mit auf die Analyse zugeschnittenen Übungen, um an den Problempunkten zu arbeiten. Für alle Übungen ist sogar noch ein Video verlinkt, so daß man die Bewegungsabläufe leicht nachvollziehen kann.

Im Anschluss gibt es noch einen Trainingsplan für weitere vier Wochen mit anderen Übungen, der auf dem ersten Plan aufsetzt. Man hat auch jederzeit Rücksprachemöglichkeiten zum MLab-Team, um eventuelle Anpassungen zu besprechen.

Meine Erfahrungen

Meine MLab-Analyse lief wirklich sehr professionell ab. Dazu gehörte schon der Empfang in Köln, die umfangreiche Einweisung und die zahlreichen Erklärungen, die es für jeden Schritt der Analyse gab.

Das Lauflabor ist nicht so riesig wie es auf den Bildern wirken mag. Es lief alles in einer sehr entspannten Atmosphäre ab, in der auch Zeit zum Scherzen war. Aber man darf sich nichts vor machen: die Belastung auf dem Laufband ist nicht ohne!

Die drei Stufen im Pre-Test waren glaube ich ganz gut gewählt und sind im ausgeruhten Zustand kein Problem gewesen. Für die Ermüdungsphase gab es dann verschiedene Schluß-Szenarien – je nachdem, wie viel noch im Tank ist. Ich hatte das Gefühl, die Verschärfung der letzten 2-3 Stufen nicht mehr mitgehen zu können und das musste auch nicht sein. Das wurde mir vorher gut erklärt. So haben wir erst die Zeit runter laufen lassen und dann noch ein wenig dran gehängt, bis ich das Zeichen zum Abbruch gegeben habe.

Das hatte schon etwas vom letzten Kilometer eines Rennens, bei dem man an seine Grenze gegangen ist – obwohl die Laufzeit nur gut 20 Minuten lang war. Ich konnte dann kurz einen Schluck trinken, bevor es an die drei Stufen für den Post-Test ging. Die waren machbar, allerdings habe ich die Ermüdung sehr deutlich zu spüren bekommen. Auf eine saubere Technik war da nicht mehr zu achten. Augen zu und durch. ;) Genau so sollte es sein.

Es war denn ehrlich gesagt etwas merkwürdig, so ganz ohne Ergebnis nach hause zu fahren. Aber dieser Ablauf war ja von vorne herein klar. Die erwartete E-Mail kam dann nach ca. einer Woche und enthielt die oben beschriebene Auswertung samt Zugang zu einigen Analyse-Videos.

Mich haben die Ergebnisse etwas überrascht. Eigentlich dachte ich meine Schwachpunkte zu kennen (Absinken der rechten Hüfte zum Beispiel), doch davon war im Video nichts zu sehen. Vielleicht hatte mein Stabi-Training wegen einem Piriformis-Problem da schon seine Wirkung gezeigt.

Die Analyse hatte allerdings nur etwas an der Rumpf-Rotation zu bemängeln und an der Stabilität der Fußgelenke. Gerade letzteres war mir noch nie als möglicher Problempunkt in den Sinn gekommen. Beim Abarbeiten des Trainingsplans musste ich dann aber feststellen, dass selbst vermeintlich einfache Übungen deutlich Wirkung gezeigt haben. Die Schwachpunkte waren also nachvollziehbar wirklich vorhanden.

Meine Meinung

Ich fand die MLab Laufanalyse Endurance Plus sehr spannend und aufschlussreich. Zur Vorbereitung auf lange Wettkampfdistanzen kann die Analyse sicher eine wichtige Hilfe zur Optimierung des Laufstils sein.

Über den Pre- und Post-Test hatte ich das sichere Gefühl, eine sehr fundierte und individuelle Analyse meines Laufstils zu bekommen. Die ermittelten Schwachpunkte waren mir so nicht bewusst, können mit dem insgesamt achtwöchigen Trainingsplan aber konkret angegangen werden.

Eigentlich müsste man die Analyse regelmäßig wiederholen, um seine Fortschritte messen zu können. Alternative sollte die Wirkung aber auch an den Wettkampfzeiten ablesbar sein. ;)

  1. Hi Thomas,
    sucht das Motesque MLab nicht zufällig noch Testkandidaten aus Belgien? ^^
    Ich würde durchaus auch etwas Werbung dafür machen ;-)
    Spaß beiseite, klingt nach einer lohnenden Investition!
    (Bei mir käme sicher so Einiges dabei heraus, was ich ändern sollte … o_O)
    Ob das so regelmäßig sein muss wie ein Leistungstest auf dem Band weiß ich nicht, aber alle 2-3 Jahre bestimmt von Nutzen.
    Sonnige Grüße,
    Tobias

    1. Hi Tobias! Nicht nur das MLab sollte unbedingt einen Standort in Belgien aufmachen. ;) Laut der Biomechaniker kommt eigentlich bei jedem etwas heraus, das man ändern könnte – auch beim Testimonial Jan Fitschen. Aber wahrscheinlich gibt es vorher noch sehr viele andere Baustellen, an denen man arbeiten könnte. ;)

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Ich bin der Harlerunner

Hier schreibt Thomas Pier über das Laufen und (deutlich mehr als nur die notwendige) Ausrüstung. Ich laufe weder besonders schnell noch weit. Aber ich teile gerne meine Erfahrungen, die ich als ambitionierter Freizeitläufer, neugieriger Early-Adopter und als mein eigener Trainer sammele.

Ich freue mich über jede digitale Kontaktaufnahme - noch mehr allerdings über jeden gemeinsam gelaufenen Kilometer.

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Thomas (der Harlerunner)