Neue Methode zum Vergleich von Laufschuhen

Gerade mit den neuen Superschuhen stellt sich mir die Frage, welcher der Schuhe denn nun für mich der Richtige ist und mich schneller macht. Läufe an verschiedenen Tagen mit unterschiedlichen Schuhen sind ja nur begrenzt vergleichbar. Von daher musste ein Weg hier, Schuhe direkt vergleichen zu können.

Die Idee

Häufig bekomme ich die Gelegenheit, die jeweils neueste Generation eines Laufschuhs testen zu können – während ich die vorherige Version auch noch im Schrank stehen habe. Neben Läufen direkt nacheinander habe ich ehrlich gesagt auch schon Läufe gemacht, bei denen ich zwei verschiedene Schuhe an den Füssen hatte. So merkt man eigentlich relativ schnell, wie sich die neue Generation des Schuhs verändert hat.

Was ich dabei bemerkt habe: bei größeren Veränderungen (neues Dämpfungsmaterial) kann sich ein Schuh / Fuß deutlich stärker anfühlen. Vielleicht sogar schneller. Daher habe ich mich gefragt was wohl passiert, wenn man zwei völlig unterschiedliche Schuhe gegeneinander antreten lässt. Sollte ein Schuh messbar schneller als der andere sein, müsste sich das doch auch auf die Laufbahn auswirken – auf lange Sicht. Sprich: auf einer geraden Strecke müsste sich nach einer gewissen Distanz eine Abweichung von der Mittellinie feststellen lassen.

Das Setup

Ich war zunächst davon ausgegangen, das für diesen Effekt eine relativ lange Strecke notwendig ist. Zudem müsste sie absolut flach sein, um den Effekt von Gefälle oder anderen Faktoren ausschließen zu können. Erste Tests mit stark unterschiedlichen Schuhen haben aber gezeigt, dass eine Abweichung bereits auf überschaubaren Strecken auftritt. Daher habe ich mir eine gerade Strecke gesucht und dort Start- und Mittellinie markiert.

Da man meist ein dominantes Bein hat, habe ich dann einen „Kalibrierungslauf“ mit zwei gleichen Schuhen gemacht. Ich war davon ausgegangen, dass mein rechts Bein stärker ist und ich also leicht links der Mittellinie landen müsste. Doch interessanterweise gab es eine kleine Abweichung nach rechts.

Der Test

Für den ersten Versuch des Test-Setups habe ich auf eine genaue Vermessung verzichtet und nur die Abweichungen dokumentiert. Grundsätzlich sollte es ja so sein, dass die Abweichung in Richtung des langsameren Schuhs entsteht und man somit zumindest ein „Shoot-Out“ zwischen zwei Schuhen hat.

Im ersten Duell habe ich den Saucony Kinvara 12 gegen den Adidas Ultraboost 21 antreten lassen. Auf Grund der besseren Dämpfung war ich davon ausgegangen, dass der Adidas schneller sein müsste. Allerdings sprach das Gewicht auch deutlich dagegen.

Die Abweichung war nicht so groß wie ich vermutet hatte, ging aber klar zugunsten des Kinvara aus. Zweites Duell: Asics Metaspeed Sky gegen den Ultraboost 21.

Hier war mir vorher schon klar, dass der Asics schneller sein musste: viel geringeres Gewicht und Karbonplatte sprechen für sich.

Entsprechend klar sprach die Abweichung dann auch für den Metaspeed Sky. Dann wurde es spannend: Duell der Superschuhe! Der Asics Metaspeed Sky gegen den Craft CTM Ultra Carbon.

Der Craft-Schuh war gerade erst frisch eingetroffen, so dass ich noch gar nicht mit ihm laufen konnte. Daher war ich auf das Ergebnis sehr gespannt.

Die Abweichung lag nur knapp neben der Kalibrierungsmarkierung. Hier würde ich lieber noch ein paar Vergleichsläufe machen, um einen Sieger zu küren. Zum Schluss habe ich dann noch ein sehr ungleiches Paar gegeneinander antreten lassen: Puma Deviate Nitro gegen Vivobarefoot Primus Lite.

Puma ist ja gerade erst mit einer neuen Laufschuh-Kollektion aus der Versenkung aufgetaucht. Der Deviate Nitro ist mit einer Kohlefaserplatte ausgestattet und gefällt mir bisher ziemlich gut. Der Vivo ist ein Minimalschuh, könnte also unterschiedlicher nicht sein.

Dem entsprechend ergab sich hier auch die deutlich größte Abweichung in meinem Test – selbstverständlich zu Gunsten des Puma.

Fazit

Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass sich ein direkter Vergleich zwischen Schuhen mit so einfachen Mitteln machen lässt. Natürlich war mein Setup noch nicht ideal und an vielen Stellen stecken noch potentielle Ungenauigkeiten. So müsste ich immer noch einen Gegentest machen und die Modelle zwischen den Füßen tauschen. Vermutlich ist auch für jeden Test eine neue Kalibrierung notwendig, da die Dominanz der Beine sich je nach Tagesform auch verändern könnte. Nicht berücksichtigt habe ich auch den Einfluss der Erdrotation – ideal wäre hier ein Verlauf der Teststrecke in Ost-West bzw. West-Ost Richtung.

Sinnvoll ist für weitere Tests ist auf jeden Fall die Entwicklung einer Normierung für die „Abweichung paralleler Radien in Laufschuhen“ (kurz: ApRiL), damit Werte auch zwischen verschiedenen Testtagen verglichen werden können. Das wäre dann meines Wissens die 1. ApRiL-Skala in Deutschland! ;)

Wer an dem Projekt mitarbeiten will, darf sich gerne bei mir melden. Hier nochmal zur Dokumentation die komplette Testtrecke mit allen Ergebnissen:

Ich bin der Harlerunner

Hier schreibt Thomas Pier über das Laufen und (deutlich mehr als nur die notwendige) Ausrüstung. Ich laufe weder besonders schnell noch weit. Aber ich teile gerne meine Erfahrungen, die ich als ambitionierter Freizeitläufer, neugieriger Early-Adopter und als mein eigener Trainer sammele.

Ich freue mich über jede digitale Kontaktaufnahme - noch mehr allerdings über jeden gemeinsam gelaufenen Kilometer.

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Thomas (der Harlerunner)