Inhalt / Content
Vorbereitungen
Nach dem Halbmarathon in Berlin hatte ich mir vorgenommen, die aufgebaute Fitness in eine neue 10-Kilometer-Bestzeit zu verwandeln. Dafür sollten vier Wochen Training mit vielen Tempoläufen und eine Tapering-Woche reichen – dachte ich. Beim Volkslauf in Reken zeigte sich, dass das definitiv möglich ist. Und in Lette bin ich schließlich schon mehrmals Bestzeit gelaufen.
Die ganze Woche habe ich die Wettervorhersage beobachtet, denn es kündigte sich frühzeitig an, dass es warm werden würde. Gewünscht hätte ich mir maximal 15 Grad und einen kühlen Wind. Aber die Werte stiegen erst bis über 30°C, um sich zuletzt nur knapp darunter einzupendeln. Na super… Das Projekt Bestzeit konnte ich also abschreiben. :(
Im Grunde stand die neue Bestzeit eh auf wackeligen Beinen, weil mir einige Wehwehchen offenbar einen Strich durch die Rechnung machen wollten. Zu leichten Problemen mit den Hamstrings gesellten sich am Raceday auch noch Rückenschmerzen und eine zickige Schulter. :( Die Hamstrings hatte ich Dank Garys Rat ziemlich erfolgreich mit der Blackroll behandelt. Aber ein Rest Unsicherheit blieb…
Vor dem Start
Ich habe den ganzen Tag über sehr viel und sehr regelmäßig getrunken. Auch auf dem Weg nach Lette und im Grunde bis fünf Minuten vor dem Start. Bei einem 10-Kilometer-Rennen will ich unterwegs nichts trinken und brauche es auch normalerweise nicht. Aber an so einem heißen Tag würde das sicher schwer umsetzbar sein.
Am Sportplatz in Lette angekommen, war ich überrascht wie viel da schon los ist. Der Start des 5-km-Rennens stand kurz bevor und so hatte ich gerade noch Zeit, Tobias und Andrea zu begrüssen. Während sie noch auf der Stadionrunde waren, traf ich immer mehr bekannte Gesichter. Mein Lauf-Buddy Norbert war natürlich mit dabei und wollte den Lauf als Temposegment in eine längere Einheit einbauen. Thomas und Thomas waren auch wieder dabei und freuten sich über das schöne Wetter… ;) Genau so Matthias, der gut vorbereitet mit Trinkgürtel starten wollte. Ausserdem hatte ich die Gelegenheit, Gary persönlich zu treffen, nachdem wir seit kurzem in regem digitalen Austausch sind. Er war allerdings als Trainer der Billerbecker Läufer mit dabei und konnte somit im Schatten bleiben.
Beim Einlaufen mit Norbert war der Wind im Schatten eigentlich ganz angenehm. Es keimte leichte Hoffnung auf, dass der Lauf vielleicht doch ganz erfolgreich werden könnte. Drei Kilometer später war allerdings klar: mehr als eine Runde werde ich den geplanten Schnitt kaum halten können. Also ab an den Start und sehen was passiert.
Los geht’s!
War es im Schatten an der Startlinie noch ganz angenehm, änderte sich das auf die initialen Stadionrunde ganz schnell… Trotzdem war ich wirklich fix dabei und musste mich deutlich einbremsen. Das hielt sogar bestimmt 2-3 Kilometer an, in denen ich mich wirklich gut fühlte. Der neue Race-Monitor auf meiner Garmin zeigte an, wie viel ich vor der Zielzeit liege und so nahm ich dann langsam etwas raus. Trotzdem schloss ich die erste Runde ziemlich genau mit der geplanten Durchschnittspace von 4:20 min/km ab.
Die zweite Runde bin ich dann nach Gefühl gelaufen, obwohl mir der Race-Monitor immer wieder suggerierte, dass ich die Bestzeit noch holen könnte. Aber bei der Hitze war das illusorisch… Von Beginn an hatte ich jede Möglichkeit mich abzukühlen genutzt. Die netten Anwohner hatten Rasensprenger auf die Strasse gestellt und an mehreren Stellen gab es unterwegs Wasser. Der Becher ging allerdings immer nur für einen kleinen Schluck zum Mund – der Rest wurde zur äußerlichen Kühlung gebraucht. ;)
Irgendwo bei Kilometer 7 wurde das Rennen dann deutlich härter. Ich fühlte mich schon länger nicht mehr stark, aber da fühlte ich mich auch nicht mehr gut. Beim Blick auf die Herzfrequenz war klar: sofort runter vom Gas! Einen Maximalpuls-Test wollte ich bei 30°C nicht unbedingt machen… Die Pace ging runter bis stellenweise auf 5:30 min/km, aber das habe ich erst in der Auswertung gesehen. War mir auch egal: Bestzeit war sowieso nicht drin und bei der Affenhitze ist unnötiger Ehrgeiz fehl am Platze. Zumindest hatte ich mich soweit wieder erholt, dass ich kurz vorm Ziel nochmal auf 4:10 min/km beschleunigen konnte.
Im Ziel
Mit einer Zeit von 45:53 Minuten lag ich auf Platz 21 von 146 Läufern – und war stehend K.O… Nach einigen Kühlversuchen mit dem Gartenschlauch und etlichen Bechern Zielverpflegung, ging es halbwegs wieder. Es galt aber schön den Kreislauf im Blick zu behalten, bis er sich halbwegs normalisiert hatte. Also immer in Bewegung bleiben und gucken, wo der Stand mit den „Ich habe Lette überlebt!“-T-Shirts ist. ;)
So hat es eine ganze Zeit gedauert, bis ein halbwegs normaler Austausch mit den anderen Läufern möglich war. Norbert war wohl nur ein paar Kilometer dran geblieben und musste dann abreißen lassen. Thomas J. hatte mich auf der zweiten Runde noch überholt und mir quasi seinen Windschatten angeboten. Ich konnte zwar in Sichtweite bleiben, musste ihn aber dennoch ziehen lassen. Alle hatten wirklich hart mit den Temperaturen zu kämpfen und ich war ehrlich gesagt nur froh, dass die Rettungskräfte trotzdem scheinbar wenig zu tun hatten.
Und jetzt?
Die gute Nachricht ist ja: ich brauche mir kein neues Ziel zu suchen, weil das alte noch steht. ;) In drei Wochen ist der Tiergarten-Lauf in Velen. Dort starte ich normalerweise über die Halbmarathon-Distanz, aber die Strecke würde sich bestimmt auch für einen 10er anbieten. Noch besser wäre der Leonardo-Campus-Run einige Tage später, wenn die Startzeit (mitten in der Woche) nicht erst um 20 Uhr wäre.
Erstmal werden aber ein wenige die Beine hochgelegt und die Hamstrings beobachtet. Auf eine Laufpause habe ich nämlich gar keine Lust, wo es dieses Jahr bisher so gut läuft im Training.