Wenn mir ein Thema über Wochen wiederholt begegnet, werde ich neugierig. Zuerst sind mir auf Instagram die ganzen Top-Läufer aufgefallen, die gemütlich vor dem Fernseher liegen und Elektroden an den Beinen haben. Dann tauchten EMS-Geräte als TOP-Empfehlung in unterschiedlichen Blogs auf – zuletzt bei Michael Arend. Irgendwas könnte an dem Thema also dran sein….
Empfohlen wird immer entweder ein sehr teures amerikanisches Produkt, oder die Geräte der Firma tic Medizintechnik aus Dorsten – bei mir fast um die Ecke. Und so kam ich in den Genuss eines sehr interessanten Gespräches samt kleiner Produktvorführung. Denn wie ich lernen musste, ist Strom nicht gleich Strom.
Anzeige: tic Medizintechnik hat mir die beiden Geräte für diesen Test auf meine Anfrage hin zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen im Training wieder.
Inhalt / Content
EMS und TENS
Muskeln können auf verschiedene Weise durch Strom stimuliert werden. Man unterscheidet grundsätzlich in TENS und EMS. TENS steht für „Transkutane Elektrische Nervenstimulation“ und wird vor allem zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt, indem die Nervenbahnen durch die Haut (transkutan) mit Reizstrom stimuliert werden. Das hervorgerufene Kribbeln soll z.B. Schmerzimpulse überdecken und somit die Weiterleitung zum Gehirn verringern oder verhindern.
EMS (Elektrische Muskel-Stimulation) zielt dagegen darauf ab, den Muskel durch die Impulse zum Kontrahieren zu bringen. Der Muskel verrichtet seine Arbeit also als Folge einer künstlichen Stimulation und nicht im Rahmen eines Bewegungsablaufes. Damit lassen sich also Muskeln und Muskelgruppen trainieren.
Diese beiden Reizstromarten arbeiten mit unterschiedlichen Frequenzen und Modulationen des Stroms, die sich zwar grundsätzlich in einem Gerät vereinen ließen (und teilweise auch werden), hier aber im Wesentlichen auf zwei Geräte aufgeteilt sind.
ProdukttestSaneoSPORT
SaneoSPORT
ab ca. 80 Euro
5 Wochen
Erster Eindruck
Das SaneoSPORT kommt in einem aufgeräumten Karton, der die komplette Ausstattung für die erste Benutzung enthält. Neben dem Kontrollgerät, zwei Anschlusskabeln und 2x vier Elektroden ist auch der 9V-Block für die sofortige Inbetriebnahme mit dabei. Man kann also sofort loslegen.
Allerdings nicht, ohne sich vorher die Anleitung angesehen zu haben. Das Gerät selbst hat zwar nur vier Tasten, aber deren Funktionen sollte man schon kennen. Der Power-Knopf ist natürlich selbsterklärend. Die beiden Wippen regulieren die Stromstärke der beiden Kanäle. Und der vierte Knopf dient zur Auswahl der Programme.
Es gibt 18 vordefinierte Programme und zwei weitere zur individuellen Einstellung. Das Anwendungsspektrum reicht dabei von der Aufwärmung der Muskulatur, über Kraft- und Ausdauertraining bis hin zu Erholung und Schmerzbehandlung. Also das volle Programm für den Sportler.
Im hinteren Teil der Anleitung wird erklärt, wie man die Elektroden entsprechend des ausgewählten Programms anbringen sollte. Die Möglichkeiten reichen auch hier von sehr lokalen Anwendungen mit z.B. vier Elektroden direkt am Sprunggelenk bis zur gleichzeitigen Behandlung beider Beine. Da immer zwei Elektroden an einem Anschlusskabel sitzen und das SaneoSPORT auf zwei Kanäle beschränkt ist, lassen sich so zum Beispiel beide Waden gleichzeitig trainieren, nicht aber auch noch die Oberschenkel. Dazu bräuchte man schon vier Kanäle. Aber es ist natürlich möglich die Programme direkt nacheinander auszuführen.
Die mitgelieferten Elektroden kommen in den Größen 50×50 mm und 50×90 mm und decken wohl die meisten Anwendungsfelder sehr gut ab. Sie werden auf Trägerfolien geliefert, die auch für die Aufbewahrung dienen. Die Elektroden sind von der einen Seite gel-artig beschichtet und halten sehr gut auf der Haut. Selbst auf behaarten Männerbeinen (ja, unten gibt’s auch Bilder) muss man sie mit vorsichtigem Krafteinsatz wieder lösen. Grundsätzlich sind die Elektroden wohl Verbrauchsmaterial, weil sie irgendwann ihre Klebekraft einbüßen. Ich habe allerdings auch nach vierwöchigem Dauereinsatz keinen Unterschied zur ersten Anwendung feststellen können.
Praxiserfahrungen
Ich bin ganz ehrlich: ich war skeptisch und bin nicht davon ausgegangen, dass ich das Gerät sonderlich oft benutze. Klar, meine Neugier war geweckt – sonst hätte ich mich ja auch nicht um ein Testgerät bemüht. Aber ob das wirklich etwas bringt…?
Dennoch ergaben sich direkt viele Anwendungsmöglichkeiten. Nach dem Citylauf in Coesfeld konnte ich mich nicht ausruhen, sondern war bis tief in die Nacht noch auf den Beinen. Entsprechend fühlten sie die am nächsten Morgen auch an. Vor allem die Waden waren auch nach einer Behandlung mit der Blackroll nicht wirklich entspannt. Das Programm „Krafttanken“ für den Tag danach bot sich also an und war auch wirklich angenehm.
Die Elektroden anzulegen und das Gerät in Betrieb zu nehmen ist ja kein Problem. Dann geht es aber darum die Spannung langsam hoch zu regeln, so dass man über das erste Kribbeln hinaus geht (kennt ihr noch die Automaten auf der Kirmes?), aber nicht bis in den Schmerz hinein. Man sammelt bei den ersten Anwendungen schnell die notwendige Erfahrung, um das persönlich richtige Maß zu finden. Ungewohnt ist dieses Kribbeln und Vibrieren der Muskeln zuerst aber schon. Vor allem, wenn man die Programme noch nicht kennt und auf den Wechsel der Stromimpulse nicht vorbereitet ist. Mir ist einmal fast das Bügeleisen aus der Hand gefallen, als ich nebenbei den Oberschenkeln ein aerobes Training gegönnt habe. ;)
Und diese „Anwendung nebenbei“ ist einer der größten Vorteile der Geräte. Ob vor dem Fernseher, bei der Hausarbeit oder beim Surfen im Internet: eine halbe Stunde die Muskeln lockern oder sogar ein echtes Trainingsprogramm laufen lassen, geht immer. Vor allem, da man Elektroden und Kabel gut unter der Kleidung tragen kann, während das SaneoSPORT selbst mittels Clip an der Hose befestigt ist.
Kurzum: ich habe das SaneoSPORT durchgängig 3-4 Mal in der Woche benutzt und werde das sicher auch weiterhin tun. Dabei geht es mir vor allem um die Regeneration der Muskulatur und um Schmerzlinderung. Denn auch dafür hat sich der Einsatz bei mir bewährt: eine leichte Reizung der Achillessehne war nach zwei Behandlungen wieder weg und dem weiteren Training stand somit nichts mehr im Weg.
Ausgelassen habe ich in meinem Test allerdings die Programme zum Krafttraining der Muskeln. Ich halte das nach meinen ersten Erfahrungen aber für eine mögliche Option in der kommenden Wintersaison – als Ergänzung zum Grundlagentraining.
[alert type=white ]Meine Meinung
SaneoVITAL
SaneoVITAL
ab ca. 70 Euro
5 Wochen
Erster Eindruck
Ergänzend durfte ich auch das SaneoVITAL testen, das auf Massageprogramme ausgelegt ist. Der Lieferumfang im Karton unterscheidet sich nur geringfügig, denn neben den vier Elektroden im Format 50×50 mm werden auch vier runde mit 32 mm Durchmesser geliefert. Ansonsten sind Bedienung und grundsätzliche Funktion identisch.
Der große Unterschied liegt in den mitgelieferten 17 Programmen, die ausschließlich auf Massage ausgelegt sind. Es gibt Entspannungsmassagen, Aktivierungsmassagen, Klopf-, Knet-, Greif-, Handkanten- und Rüttelmassagen. Über die wie beim SaneoSPORT gut angeleitete Platzierung der Elektroden sucht man sich das zu behandelnde Areal aus und kann sich wie in einer privaten Wellness-Oase entspannen. :)
Praxiserfahrungen
Es hat nur ein paar Minuten gedauert, bis ich das Grinsen des Mitarbeiters bei der Produktbesprechung nachvollziehen konnte. ;) Die elektrische Stimulation der Muskulatur kommt den beschriebenen (manuellen) Massagen in der Empfindung schon sehr nahe. Ich habe zumindest meist wiedererkennen können, was der Programmname versprochen hat.
Die Programme sind deutlich abwechslungsreicher als beim SPORT. Und man stellt die Stärke des Reizstroms natürlich auch etwas niedriger ein. So ergibt sich wirklich ein Moment der Entspannung – auch vom Kopf her. Vor dem Fernseher habe ich mich ziemlich häufig mit geschlossenen Augen erwischt, weil die Anwendung mit dem SaneoVITAL gerade so angenehm war.
Es gibt für das Gerät noch weitere Elektroden, wie zum Beispiel eine Schmetterlings-Elektrode, die bei einem verspannten Nacken zum Einsatz kommt. Das wirkt nicht unbedingt Wunder, brachte bei mir aber eine wohltuende Linderung. Das VITAL kam also nicht nur im Zusammenhang mit dem Training zum Einsatz und wurde auch nicht nur von mir genutzt. ;) Dieses wohlige Kribbeln nach der Massage ist einfach zu schön…
[alert type=white ]Meine Meinung
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