Es hat ein wenig gedauert bis ich verstanden habe, was da passiert. Und offenbar bin ich damit nicht alleine, daher schreibe ich das jetzt mal zusammen.
Achtung: Geek-Content! Wer weder Stryd noch eine Garmin benutzt, wird sicher nicht bis zum Ende lesen. 😉
Problem
Bei mir ist bei jedem Lauf der Stryd am Schuh. Damit steuere ich zwar nicht jedes Training, aber die Aufzeichnung ist mir wichtig, damit ich darüber Veränderungen bei der Critical Power mitbekomme.
Allerdings zeichne ich nicht immer mit der gleichen Uhr auf: zur Zeit wechsle ich zwischen der Garmin Forerunner 955 Solar, zwei verschiedenen Coros-Modellen, Polar und auch der Suunto 9 Peak Pro. Alle Uhren können auch ohne den Stryd die Laufleistung am Handgelenk bestimmen. Aber wenn der Stryd verbunden ist, haben dessen Werte immer Vorrang. Macht ja auch Sinn, denn so kommt man sich nicht in die Quere.
Vor einigen Wochen stellte ich dann fest, dass bei einigen Apps keine Watt-Werte mehr ankamen. Enduco zum Beispiel bewertete den Workload meiner Trainings extrem niedrig, weil zwar Pace und Puls stimmten, aber die Laufleistung völlig daneben lag. Dabei waren im Stryd PowerCenter ganz normale Werte zu sehen.
Es dauerte nicht lange, bis ich auch von anderen Läufern entsprechende Hinweise bekam. Es schien also nicht nur an mir zu liegen und ausserdem war klar: es hat was mit Garmin zu tun.
Garmins Firmware-Update
Es stellte sich dann heraus, dass Garmin mit einem Firmware-Update auf ein Problem reagiert hatte: sobald man eine Running-Power-kompatible Uhr nämlich mit dem dafür notwendigen Zubehör benutzt (Garmin-Brustgurt oder Running-Dynamics-Pod), wird auf jeden Fall auch die Garmin Running Power berechnet. Damit landet im nativen Feld für Leistung dann die Garmin-Power, während der Stryd gleichzeitig in ein Entwickler-Feld schreibt (ConnectIQ).
Dummerweise geben fast alle Plattformen dem nativen Feld den Vorrang und da die Garmin-Werte deutlich von den Stryd-Werten abweichen, führte das zu einem großen Durcheinander. Einzige Rettung: keinen Garmin-Brustgurt und keinen RD-Pod benutzen, wenn man mit den Stryd-Werten arbeiten will.
Kleiner Einschub: das Stryd PowerCenter nimmt sowieso immer nur die eigenen Werte und beachtet die Garmin Running Power einfach nicht. Und bei Tredict kann man sogar ganz frei und transparent auf beide Leistungwerte nebeneinander zugreifen!
Aber mit dem Update gab es nun Abhilfe, denn damit kann man in den Aktivitätseinstellungen entscheiden, ob die Laufleistung ermittelt werden soll – oder eben nicht. Eigentlich eine gute Idee…
Trotzdem Probleme
Leider nicht perfekt umgesetzt, denn wie kommt es dann zu meinen komischen Workloads in Enduco? Wie sich bei genauer Untersuchung der FIT-Files mittels Fit File Repair Tool herausstellte, hat meine Garmin bei den problematischen Läufen eine durchgehende Null-Linie ins native Power-Feld geschrieben.
Nach einem Hinweis hat Enduco diesen Fehler zwar für Garmin ziemlich schnell ausgebügelt (man ignoriert jetzt Nullwerte und nimmt stattdessen die Stryd-Daten), aber bei anderen Plattformen blieb das Durcheinander.
Als das Wetter wieder besser wurde, änderte sich plötzlich das Bild: statt der gewohnten Null-Linie spuckte meine Garmin „richtige“ Garmin Running Power-Werte aus – und machte damit meine schönen Auswertungen in WKO5 endgültig kaputt…
Was war passiert? Im Winter laufe ich mit Brustgurt, weil ich die Uhr dann über dem Ärmel trage. Mein Brustgurt ist ein Polar H10 – was Garmin offensichtlich durcheinander bringt und zu den Null-Werten führte. Nun messe ich wieder optisch am Handgelenk – was für einige Modelle mittlerweile ausreichend ist, um die Garmin Running Power zu ermitteln – also ganz ohne Garmin Brustgurt oder Running Dynamics Pod.
Die Lösung
Letztendlich ist die Lösung des Problems ganz einfach: in den Aktivitätseinstellungen muss die Ermittlung der Laufleistungen ausgestellt werden. Nur dann klappt es sicher und sauber mit dem Stryd.
Dazu geht man in die Einstellungen der Aktivität „Laufen“ und dann runter bis auf „Laufleistung“.
Hier läßt man sich nicht von den ganzen Optionen verwirren und betätigt selbstbewusst den Aus-Schalter.
Ich habe ehrlich gesagt zunächst verschiedenste Kombinationen der Einstellungen ausprobiert, weil ich mich davor gescheut habe, die Laufleistung auszustellen – schließlich will ich ja mit Watt laufen. Aber da es bei dem Schalter ausschließlich um die Garmin Running Power geht, ist „Aus“ die einzig richtige Option für Stryd-User.
Tool-Tip
Die richtige Einstellung hilft natürlich nur VOR dem nächsten Lauf. Für bereits aufgezeichnete Läufe mit Null-Linie oder Garmin-Werten kann man auf die FitFileTools zurückgreifen.
Dort startet man den Field Stripper und lädt sein FIT-File hoch. Dann setzt man einen Haken bei Power und geht auf Go! Das so gesäuberte File enthält dann keine nativen Powerdaten mehr, sondern nur noch die vom Stryd aufgezeichneten. Anschließend kann man die Datei als Ersatz auf der Plattform seiner Wahl hochladen.