TWAIV – einfach gutes Lauftraining per App

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Es ist sehr spannend, was sich gerade auf dem Markt der Lauftraining-Apps tut. Mit TWAIV habe ich nun ein zweites StartUp aus Deutschland unter die Lupe genommen.

Anzeige: Der Hersteller hat mich bei der Vorbereitung dieses Beitrags unterstützt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder.


Trainingsplan per App

Meine ersten Trainingspläne stammten aus dicken Büchern von schlauen Lauftrainern. Die haben sich wahrscheinlich grundsätzlich bewährt, waren aber nicht unbedingt an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst und ganz sicher nicht an meine persönliche Leistungsfähigkeit und Trainingsmöglichkeiten.

Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile Apps (Beispiel: enduco), die einen komplett dynamischen Trainingsplan per Künstlicher Intelligenz erstellen, der sich jeden Tag neu auf meinen Trainingsfortschritt und meinen Alltag ausrichtet. Auch Garmin hat mit seinem smarten Coach in dieser Richtung bereits ein Angebot aufgebaut.

Das deutsche Startup TWAIV geht hier einen Mittelweg. Die Trainingspläne sind auch smart und nach neuesten wissenschaftlichen Erkennissen aufgebaut, überlassen aber nicht alles der KI. Eigentlich geht es den Gründern auch gar nicht um den Einsatz von HighTech, sondern schlicht und einfach darum, dass Du Dein läuferisches Ziel erreichst – was immer das auch sein mag.

Besonderheiten von TWAIV

Motivation steht an erster Stelle

Es nützt der beste Trainingsplan nichts, wenn man ihn nicht durchführt. Daher ist das höchste Ziel von TWAIV, das für Dich passende Training zu liefern, damit Du dabei bleibst und nicht aufgibst. Dementsprechend gibt es ein breites Spektrum von Zielen, die man sich stecken kann, Trainingsanpassungen, wo sie notwendig sind, und viel Unterstützung über Wissensvermittlung.

Für Einsteiger und Fortgeschrittene

Die App richtet sich ganz bewusst auch an Laufeinsteiger, die gar kein konkretes Ziel verfolgen, aber trotzdem nach einem sinnvollen Plan trainieren wollen. Genauso unterstützt TWAIV aber auch bei ambitionierten Zielen wie einem Marathon in unter drei Stunden oder einem schnellen 10-Kilometer-Wettkampf.

Kostenloser Einstieg

Die Installation und Nutzung der Twaiv-App ist grundsätzlich kostenlos. Also nicht nur für eine überschaubare Testphase, sondern dauerhaft! Man kann also ohne weitere Kosten sein Trainingsziel wählen und verfolgen.

Für die intelligenten Funktionen wie die Unterstützung durch den digitalen Coach, Anpassungen am Trainingplan oder auch nur manuelles Verschieben von einzelnen Trainingstagen ist allerdings die kostenpflichte Pro-Version notwendig.

Dynamische Anpassung der Trainingsbereiche

Ein individueller Trainingsplan beginnt immer mit der Bestimmung der richtigen Trainingsbereiche. TWAIV geht hier erstmal von eurem eingegebenen Maximalpuls aus, verläßt sich aber nicht darauf, dass dieser stimmt.

Ein Assessment-Lauf ganz am Anfang des Trainings liefert der App weitere wertvolle Daten, die die Trainingsintensitäten weiter verfeinern. Zusätzlich sorgt ein aufwändiger Algorithmus im Hintergrund dafür, dass jedes aufgezeichnete Training die Bereiche nochmal verifiziert oder im Zweifelsfall sogar nachjustieren kann.

Und selbst darauf verlassen sich die Entwicklier nicht zu 100%, denn wie gesagt: es geht vor allem darum, dass Du wirklich am Ball bleibst. Und das wird sicher nicht passieren, wenn die ach so schlaue Technik Dir immer zu schnelle Vorgaben macht.

Daher kann man über den Coach eingreifen (Pro-Version!) und um eine Anpassung der Trainingszonen bitten. Das musste ich in der Testphase auch ein Mal machen, weil die VO2max-Intervalle einfach zu schnell waren. Danach passte dann alles.

Zielzeit-Prognose

Wenn man sich für ein konkretes Zeitziel auf seiner Distanz entschieden hat, gehen die meisten Trainingspläne anscheinend davon aus, dass man es bei Einhalten des Plans auch erreicht. TWAIV geht aber einen Schritt weiter und liefert ständig eine Rückmeldung darüber, für wie wahrscheinlich das System die Zielerreichung hält und welche Zielzeit das aktuelle Training ermöglichen würde.

Mehr Eigenverantwortung, weniger KI

In TWAIV steckt also schon eine ganze Menge (Hintergrund-) Technik und KI – diese wird aber vor allem unterstützend und informierend eingesetzt. Daneben setzt man auf Eigenverantwortung: wenn die Trainingsgeschwindigkeiten nicht passen, meldet man sich beim Coach. Kommt der Alltag dazwischen, verschiebt man selbst das geplante Training auf einen anderen Tag.

Bei Krankheit oder Verletzung passt das System natürlich den Trainingsplan an – aber eben nur auf Zuruf und nicht, weil es fehlende Aufzeichnungen erkannt hätte.

Pluspunkte

Übersichtliche und gut bedienbare App

In der TWAIV-App findet man sich sehr schnell zurecht. Es gibt keine wild verschachtelten Menüs oder Funktionen, die man erst nach einer Suche entdeckt.

Alles ist auch schön übersichtlich dargestellt, so daß man immer einen guten Überblick hat. Im Grunde kann man schon kurz nach der Installation mit dem Training loslegen.

Unterstützung durch erklärende Videos und Übungen

Trotzdem läßt einen TWAIV nicht einfach allein. Auf dem Startbildschirm bekommt man immer ein Angebot durch erklärende Videos.

Das startet natürlich mit einem Video zur grundsätzlichen Erklärung der App und setzt sich fort mit ergänzenden Übungen. Jede Woche bekommt man Aufgaben erklärt und für die Woche gestellt, die z.B. das Becken beim Laufen stabilisieren sollen.

Hat man die Lektion abgeschlossen, wird das nächste Video mit einem neuen Thema angeboten. So nimmt TWAIV einen an die Hand und vermittelt wichtige, zusätzliche Skills.

Gute Trainingspläne mit konkretem Zeitziel

Alle Trainingspläne wurden von einem der Gründer (Raphael ist Sportwissenschaftler und Ausdauercoach) geschrieben. Diese wichtige Grundlage des Trainingserfolges wird also keiner KI überlassen! Und: sie haben (im Gegensatz zu enduco) ein konkretes Zeitziel. Darüber hinaus ist flexibel zu gestalten, wie viele Laufeinheiten pro Woche man machen kann/möchte und über welchen Zeitraum sich der Trainingsplan erstrecken soll.

Faires Preismodell

Allein das kostenlose Angebot von TWAIV ist schon sehr umfangreich und für sehr viele Anwendungsfälle vollkommen ausreichend. Für die empfehlenswerte Pro-Version werden aber auch nur sehr faire 6 Euro im Monat berechnet.

Das Abo bezieht sich immer auf ein halbes Jahr, was für das konkrete Trainingsziel normalerweise reichen sollte. Nach Erreichen des Ziel geht TWAIV dann automatisch in ein Formerhaltungstraining über.

Neutral

Ehrlich gesagt habe ich bei TWAIV keine wirklichen Minuspunkte entdeckt. Es gibt aber schon ein paar Punkte, über die ich bei der Benutzung gestolpert bin.

Export derzeit nur zu Garmin und Apple Watch möglich

TWAIV kann die Daten von Coros, Fitbit, Polar, Suunto und Garmin importieren – zusätzlich auch von Strava. Will man die strukturierten Trainingseinheiten aber nachlaufen, lassen sich diese nur zu Garmin und auf die Apple Watch (dort sogar nativ) exportieren.

Bei der breiten Nutzerbasis von Garmin ist das sicher für viele kein Problem, aber Polar- oder Suunto-Nutzer sollten sich dessen bewusst sein.

Steuerung nur über die Pace

Auch wenn die TWAIV-Trainingszonen sowohl Puls wie auch Pace ausweisen, werden die Trainingsvorgaben nur über die Pace gemacht. Wattmessung ist noch gar kein Thema und die Herzfrequenz ist sowieso nicht für alle Trainingsmethoden geeignet.

Immer ein Ziel nach dem anderen

Mit TWAIV hat man immer nur genau ein Trainingsziel im Auge. Das macht natürlich durchaus Sinn, wenn man an die Vorbereitung auf einen Marathon oder Halbmarathon denkt. Doch wer eine ganze Saison planen will, kommt mit diesem Ansatz nicht so weit. Es sind auch keine Zwischenziele oder Vorbereitungswettkämpfe zu definieren.

Praxiserfahrungen

Ich habe mich mit TWAIV auf den Köln Halbmarathon vorbereitet. Das Training startete Mitte Juli, so daß etwa 10 Wochen für einen sinnvollen Trainingsaufbau bereitstanden.

Da ich meine maximale Herzfrequenz nicht genau kenne (wie vermutlich jeder andere Läufer auch…), brachte der Assessment-Lauf die nötige Sicherheit über die Trainingszonen.

Damit war ich allerdings schon bei den Grundlagenläufen deutlich schneller (ca. 30s/km) unterwegs als gewohnt. Allerdings war ich vom Puls her trotzdem noch (so gerade) im richtigen Bereich. Auch die Tempoläufe konnte ich nach den Vorgaben locker bewältigen und war sogar eher immer zu schnell.

Doch bei den VO2max-Intervallen bin ich dann aus der Kurve geflogen: die waren nach den Vorgaben einfach nicht durchzuhalten. Das lies sich aber sehr einfach durch ein „Gespräch mit dem Coach“ lösen.

Ende August habe ich es dann etwas übertrieben (mit dem Training neben dem Laufen) und mir die Hamstrings gezerrt.

Die Reaktion und die Anpassungen des Coach haben mir sehr geholfen, danach wieder in den Plan reinzukommen. Natürlich zeigte mir der Planfortschritt gleichzeitig sehr deutlich, dass das gewünschte Ziel eventuell nicht mehr zu erreichen ist.

Allerdings habe ich einen Teil des verloren Trainings wieder aufholen (hin und wieder ein paar Kilometer angehängt) und mich somit auch dem Ziel wieder annähern können. Bei den letzten Einheiten vor dem Tapering habe ich mich wirklich stark und gut vorbereitet gefühlt.

Die TWAIV-Prognose lag sogar noch eine Minute unter der anvisierten Zielzeit! Insgesamt hat der Trainingsplan für mich gut funktioniert, weil er abwechslungsreich und (nach der ersten Korrektur) auch immer machbar war. Ich würde mich für einen weiteren Wettkampf wieder dafür entscheiden.

Leider konnte ich dann letztendlich doch nicht starten, weil mich ein Infekt erwischt hatte. Der Beweis, ob die 1:45 drin gewesen wäre, muss ich also schuldig bleiben. 😉

Meine Meinung

Ich kann TWAIV als Trainingsplan-App empfehlen. Sie holt wirklich jeden Läufer und jede Läuferin ab und gibt wertvolle Unterstützung. Außerdem bietet bereits die (dauerhaft) kostenlose Version einen ungelaublichen Mehrwert, weil alle Trainingspläne zur Verfügung stehen.

Ambitionierte Läufer bekommen mit der Pro-Version für einen fairen Preis Zugang zu den intelligenten Funktionen und können so das ganze Potential von TWAIV ausschöpfen.

  1. Angenommen du bereitest dich auf einen Wettkampf in 12 Wochen vor.
    Dazwischen möchtest du Vorbereitungswettkämpfe absolvieren.

    Ich finde nichts, wo man diese Vorbereitungswettkämpfe eintragen kann.
    Trainingseinheiten kann man zwar verschieben, aber nicht für den Wettkampf löschen.

    Zumindest in der kostenfreien Version sehe ich nichts.
    Auch auf der Homepage oder im Netz finde ich nichts.
    Auch der automatisierte Chat hilft hier nicht weiter.

    1. Hi Guido, wie geschrieben ist mit TWAIV keine Saisonplanung möglich. Um die Vorbereitungswettkämpfe unterzubringen, kann man nur manuell eine „harte Einheit“ aus der entsprechenden Woche auf den Wettkampftag schieben (Pro-Version).

      1. Hi Thomas,
        Danke für die schnelle Antwort.
        12 Wochen sind für mich keine Saisonplanung, sondern eher ein Meso- oder Makrozyklus. ;-)
        Aus Sicht der Entwickler einen (dynamischen) Trainingsplan zu erstellen, ist ohne Vorbereitungswettkämpfe zu berücksichtigen natürlich einfacher.

        Ich hatte vor Jahren mal ein Abo bei https://runningcoach.me/de gehabt, hier konnte man Haupt- und Vorbereitungswettkämpfe eintragen und der Plan passte sich automatisch an; auch je nach Trainingszustand.
        Schade, dass das TWAIV nicht auch anbietet.

        Nichtsdestotrotz kann man die Pläne als Anregungen fürs Training aufgreifen oder wie du schreibst, man legt (kostenpflichtig) beispielsweise einen Tempodauerlauf auf den Wettkampftag.

        Grüße Guido

  2. Hallo,
    wenn ich gewisse Trainigs am Laufband machen möchte, kann man das auch wo einstellen ob ich indoor oder outdoor laufe?
    Danke für eure Hilfe Romana

  3. Ich fand diesen Artikel über die TWAIV-App äußerst informativ und gut geschrieben. Es ist deutlich, dass die App einen ausgewogenen Ansatz zwischen Technologie und persönlichem Training bietet, was ideal für Läufer aller Niveaus zu sein scheint. Besonders beeindruckend finde ich, wie TWAIV den Schwerpunkt auf Motivation und Anpassungsfähigkeit legt, was für die Aufrechterhaltung eines konsistenten Trainingsplans entscheidend ist. Die Kombination aus intelligenten Trainingsplänen, einer intuitiven Benutzeroberfläche und einem fairen Preismodell macht diese App sehr attraktiv. Vielen Dank für das Teilen Ihrer Erfahrungen und detaillierten Einblicke in TWAIV. Das hat mich definitiv dazu inspiriert, die App für meine eigenen Laufziele auszuprobieren!

  4. Hallo, ich nutze die App schon seit einem Jahr (mit der Proversion) und kann ihren Bericht nur Bestätigen. Sicher ist es unvorteilhaft das man keine Zwischenwettkämpfe einpflegen kann, ich schaue dann immer ob in der Woche ein ähnliches Training ansteht und schiebe es auf den Tag. Ich habe schon öfter versucht mit Plänen zu trainieren, aber nur mit der App hab ich auch den Erfolg gemerkt. Die paces passen sich auch automatisch an, wenn ich dem Plan nicht mehr gerecht werde. Ist für´s Training demotivierend, aber die Anpassung über den Coach klappt (danke für den Tipp, das wusste ich bisher nicht) und hab es direkt getestet. Mir gefällt die Abwechslung im Plan und der Überblich.

    1. Hi Sabrina, Danke für Deinen Erfahrungsbericht! Spannend auch zu hören, dass Du schon andere Pläne probiert hast, aber TWAIV da nochmal einen Unterschied für Dich macht.

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Ich bin der Harlerunner

Hier schreibt Thomas Pier über das Laufen und (deutlich mehr als nur die notwendige) Ausrüstung. Ich laufe weder besonders schnell noch weit. Aber ich teile gerne meine Erfahrungen, die ich als ambitionierter Freizeitläufer, neugieriger Early-Adopter und als mein eigener Trainer sammele.

Ich freue mich über jede digitale Kontaktaufnahme - noch mehr allerdings über jeden gemeinsam gelaufenen Kilometer.

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Thomas (der Harlerunner)