Eine mobile Spiroergometrie auf Labor-Niveau für Jedermann? Bisher undenkbar. Ein StartUp aus Düsseldorf macht es nun möglich.
Anzeige: Der Hersteller hat mir das Produkt für diesen Test auf meine Anfrage hin zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder.
Inhalt / Content
Leistungsdiagnostik per Spiroergometrie
Für eine sinnvolle Belastungssteuerung im Training ist es unumgänglich, seine persönlichen Trainingsbereiche zu kennen. Das ist zum Beispiel als Laufanfänger der Fall, wenn man dazu noch keinerlei Orientierung hat. Grobe Faustformeln können da zwar helfen, aber bei mir führte der Weg dann irgendwann doch in ein Institut für Leistungsdiagnostik.
Schon damals, vor neun Jahren, war klar, dass dafür ein Stufentest mit Atemgasanalyse der Königsweg ist. Vor vier Jahren habe ich daher nochmal einen Test gemacht, der mit einer kompletten sportmedizinischen Untersuchung verbunden war. Das übernimmt dann zwar teilweise die Krankenkasse, aber mit ca. 200 Euro pro Diagnostik muss man schon rechnen.
Eine Spiroergometrie kann auch sehr gut Auskunft über Veränderungen des Trainingszustandes geben. Eine Messung am Anfang eines Trainingsblockes und eine Kontrollmessung nach 4-6 Wochen können den Trainingsfortschritt sehr gut dokumentieren. Damit sind wir dann aber in der Welt der sehr ambitionierten Sportler, bei denen es um die Entwicklung der letzten paar Prozent geht.
Spätestens bei den Triathleten, die gleich für drei Sportarten eine Diagnostik bräuchten, wird klar, dass man dafür nicht jedes Mal eine teure Untersuchung in einem Institut machen kann. Genau hier kommt LactoLevel ins Spiel.
LactoLevel
Erster Eindruck
Bei LactoLevel handelt es sich um ein Gerät zur mobilen Spiroergometrie. Das StartUp hat es geschafft, Labortechnik in ein handliches Format zu verwandeln und macht so die Anwendung zuhause möglich – und zwar mit 98,8%-iger Genauigkeit im Vergleich mit stationären Laborgeräten (siehe Whitepaper).
Das Set besteht aus dem LactoLevel-Handgerät, einem Mundstück, Zubehör zur Desinfektion und einem USB-Ladekabel. Daneben wird noch eine App auf dem Handy benötigt, über die der Test gestartet und ausgewertet wird. Im Anschaffungspreis ist eine Zwei-Jahres-Lizenz für die App enthalten.
Es gibt auch noch ein Pro-Paket, das weitere Mundstücke, eine sehr nützliche Handschlaufe und einen Transportbeutel enthält.
Grundsätzlich kann man mit dem LactoLevel Stufentests im Laufen auf der Laufbahn oder dem Laufband machen oder fürs Radfahren auf dem Radergometer machen. Allerdings sollte eine Garmin bereits vorhanden sein, denn darüber holt sich das System einen Teil der benötigten Daten.
Stufentest auf der Laufbahn
Für meinen ersten Stufentest hatte ich Unterstützung durch Jens aus dem LactoLevel-Team. Wir haben uns an der lokalen Laufbahn getroffen und er hat mir die Benutzung des Gerätes kurz erklärt. Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn es war auch der Einstieg in meinen Halbmarathon-Trainingsplan.
Eigentlich ist die Anwendung ganz einfach. Doch schließlich ist es ein mobiles Labor und daher ist es wichtig, sich möglichst genau an Abläufe und Vorgaben zu halten. Für die Durchführung auf der Laufbahn ist es zum Beispiel wichtig, die genauen Pace-Vorgaben für die einzelnen Stufen zu kennen.
Für den ersten, spontanen Test musste ich sie mir behelfsweise auf einen Zettel schreiben. LactoLevel stellt natürlich strukturierte Trainingseinheiten für Garmin zur Verfügung, die man dann einfach ausführen kann. Dazu muss man allerdings grob seine Startgeschwindigkeit einordnen können. Ziel für eine auswertbare Diagnostik ist es, mindestens sechs Stufen absolvieren zu können.
Nach einer 30-sekündigen Ruhemessung startet die erste Stufe über drei Minuten. Nach weiteren 30 Sekunden LactoLevel-Messung erhöht sich die Geschwindigkeit immer um 1 km/h. Den LactoLevel nimmt man natürlich mit auf den Runden, um am Ende jeder Stufe sofort eine Messung machen zu können.
Vor allem bei den ersten Stufen ist es garnicht so einfach, die Pace gut zu halten. Um sich nicht auf das GPS der Uhr verlassen zu müssen, gibt die Tabelle in der App auch Zwischenzeiten für 200 und 400 Meter an. So dreht man seine Runden, bis das Tempo wirklich nicht mehr zu halten ist und man abbrechen muss.
Auch wenn man die letzte Stufe nicht mehr ganz geschafft hat, schließt man den Test mit einer letzten Atemgasmessung ab und gibt dem Gerät ein wenig Zeit, die Daten zur App zu übertragen.
Als Ergebnis präsentiert die App dann die ermittelte VO2max, die ventilatorischen Schwellen 1 und 2 und die persönlichen Trainingsbereiche jeweils nach Herzfrequenz und Pace. Ich habe euch die Blog-Artikel mit den Erklärungen verlinkt.
Als Datennerd kenne ich meine Schwellen natürlich ziemlich gut und konnte direkt einschätzen, dass die Auswertung meine Werte sehr genau getroffen hat.
Stufentest auf dem Laufband
Der Ablauf auf dem Laufband ist natürlich grundsätzlich identisch. Allerdings hat man hier den großen Vorteil, dass man sich nicht noch zusätzlich mit der Einhaltung der richtigen Pace beschäftigen muss – dafür sorgt dann schon das Band.
Zudem ist es leichter, bei jedem Test gleiche Bedingungen herzustellen (Temperatur, Wind, Sonne, …). Allerdings sollte man sicherstellen, dass das Laufband auch die maximale Geschwindigkeit mitmacht. Das war bei meinem ersten Laufbandtest leider nicht der Fall und ich musste den Test eine Stufe zu früh beenden, weil das Laufband sich einfach ausgeschaltet hat.
Hier war auch der LactoLevel-Support direkt gefragt: ist der Test trotzdem valide? Bei allen Unsicherheiten oder gar Problemen bekommt man dort immer schnell die passende Unterstützung (der Vorteil eines engagierten StartUps 😉).
Mein Technogym MyRun macht die Stufen aber zum Glück alle mit und so konnte ich zum Ende meiner Halbmarathon-Vorbereitung nochmal eine Leistungsdiagnostik machen.
Wie man erkennen kann, ist durch das Training nicht nur meine VO2max gestiegen. An den ventilatorischen Schwellen erreiche ich eine leicht höhere Pace bei gleichzeitig niedrigerer Herzfrequenz. Das ist vielleicht kein riesen Sprung (es liegen ja auch nur vier Wochen dazwischen), aber klar eine Leistungsverbesserung.
Ausblick
Die mobile Leistungsdiagnostik mit LactoLevel steht grundsätzlich jedermann zur Verfügung. Es ist aber auch klar, dass sich das bei dem Preis von über 700 Euro nicht für jeden lohnt. Wer leistungsorientiert trainiert und sowieso ein bis zwei Mal pro Jahr eine Spiroergometrie macht, für den dürfte sich das Gerät relativ schnell amortisieren (für Triathleten doppelt so schnell 😉). Vor allem, weil man dann sicherlich auch viel häufiger pro Jahr testen würde.
Grundsätzlich lässt sich das System aber auch von mehreren Personen nacheinander (an verschiedenen Tagen) nutzen. Der Hersteller arbeitet auch an Funktionen, die das Teilen eines Gerätes ermöglichen und will kurzfristig eine Plattform für Trainer und Vereine schaffen. Ganz abgesehen von neuen Funktionen zur Erweiterung der Auswertungen! Außerdem führt LactoLevel immer wieder Studien durch, um Datenbasis und Funktionalität des Produktes immer wieder zu verbessern.
Über den aktuellen Stand der Entwicklungen könnt ich euch über die LactoLevel-Website informieren. Tipp: über den Newsletter dort bleibt man automatisch auf dem Laufenden.