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Wer hätte das gedacht: das Technogym MyRun ist das erste Laufband, das das Zeug hat, mich von der Straße zu holen. ;)
Anzeige: Technogym hat mir das Laufband für diesen Test auf meine Anfrage hin zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder.
Inhalt / Content
Smartes Laufband?
Kleine Vorgeschichte: seit Beginn der Corona-Epidemie hat nicht nur die Anzahl virtueller Laufveranstaltungen zugenommen. Ich sehe auf Strava auch immer mehr Läufer, die plötzlich auf dem Rad sitzen und mit einem Smart-Trainer im Keller ihre Kilometer abspulen. Obwohl ich ein überzeugter Bei-jedem-Wetter-Läufer bin, war ich schon manchmal neidisch auf diese Trainingsalternative. Allerdings würde ich mich dafür nicht auf ein Rad setzen wollen.
Zwift gibt es aber auch für Läufer. Mit einem smarten Laufband könnte ich also auch in diese virtuelle Trainingswelt eintauchen. Zumindest manchmal. Aber ehrlich gesagt habe ich bisher noch kein wirklich smartes Laufband gesehen – auch wenn viele Hersteller diesen Begriff verwenden. Oft bezieht sich das nur auf ein großes Display und eingebaute Trainingsprogramme, die aber oft sehr starr und wenig smart sind. Oder es gibt ein „Entertainment-System“ mit Touchscreen, Spotify- und Netflix-Anbindung. Dazu gehört dann auch die komfortablere Bedienung der eingebauten Trainingsprogramme. Aber es bleiben meist geschlossene Systeme, die mir letztendlich zu unflexibel sind.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, den Zwift-Pod oder sogar den Stryd zu benutzen, um jedes beliebige Laufband „smart“ zu machen. Aber das ist eher eine Notlösung. Wo sind die wirklich smarten Laufbänder?!
Zwift selbst listet eine ganze Reihe kompatibler Modelle. Aber nur ein Modell verwendet die Plattform sogar in der eigenen Werbung: das Technogym MyRun.
ProdukttestTechnogym MyRun
Technogym
Den italienischen Hersteller von Fitness-, Gesundheits- und Sportprodukten gibt es bereits seit 35 Jahren und er dürfte vielen wahrscheinlich aus dem Fitness-Studio bekannt sein. Technogym ist einer der weltweit führenden Hersteller und zeichnet sich besonders durch die Verbindung von Design und Innovation aus.
Die beeindruckende Bandbreite der wirklich schicken Produkte reicht von Wellness in den eigenen vier Wänden bis zur Ausstattung bei den Olympischen Spielen. Besonders spannend finde ich die digitale Verbindung über die Cloud: die App „mywellness“ bündelt die Daten von privaten Lauftrainings, digitalen Körperwaagen oder Crosstrainern im Fitnessstudio.
Im Technogym-Showroom durfte ich das alles ausprobieren und bin dabei ganz schön ins Schwitzen gekommen. ;)
Produktauswahl und Spezifikationen
Eigentlich sollte man meinen, dass es schwer ist, bei dieser großen Auswahl das passende Laufband für zuhause zu finden. Die Kriterien dafür sehen aus meiner Sicht für einen ambitionierten Läufer so aus:
- Der Motor sollte mindestens 2 PS Dauerleistung haben, um für ein regelmäßiges Training geeignet zu sein.
- Die Lauffläche muss breit und lang genug sein, um auch bei höheren Geschwindigkeiten noch sicher laufen zu können.
- Das Laufband muss leise genug sein, um die anderen Hausbewohner nicht zu stören.
Bereits das MyRun als „kleinstes“ Modell in der Home-Kategorie erfüllt diese Anforderungen mehr als ausreichend. Man profitiert hier ganz klar von den Erfahrungen des Herstellers mit den Studio-Geräten, denn weniger als 3 PS Dauerleistung bieten die Italiener gar nicht an. Damit lassen sich dann Geschwindigkeiten bis zu 20 km/h erreichen – das sind 3:00 min/km. Wer den Marathon nicht schneller als 2:06 Stunden läuft, sollte damit also auskommen.
Die Lauffläche ist mit 1430 x 500 mm voll im grünen Bereich, auch wenn sie für mich gerne noch 1-2 Zentimeter länger hätte sein können. Nur fürs gute Gefühl. ;) Dafür bleibt das Laufband so auch etwas kompakter, was beim Platzbedarf eine Rolle spielen könnte. Die Lauffläche lässt sich nicht hochklappen, dafür aber beim Laufen um bis zu 12% neigen.
Aufbau und Inbetriebnahme
Das über 90 kg schwere Gerät wurde (zum Glück) per Spedition geliefert und am Verwendungsort betriebsfertig montiert. Obwohl die kräftigen Herren dafür bei mir bis in den Keller mussten, war das nach 20 Minuten bereits erledigt.
Neben der notwendigen Fläche für das Gerät selbst ist zu beachten, dass auch genug Platz hinter dem Laufband frei bleiben muss – aus Sicherheitsgründen. Auch beim Platz nach oben sollte man sich nicht verrechnen, denn neben der Höhe der Lauffläche und der eigenen Körpergröße kommt auch noch die vertikale Bewegung beim Laufen hinzu und ein individueller „Wohlfühl-Abstand“ zur Decke. ;) Ansonsten muss eigentlich nur eine Steckdose in der Nähe sein und es kann los gehen.
Bedienung
Das frisch aufgebaute Technogym MyRun ist mit nur einem Tastendruck startklar für den ersten Lauf. Die Start- und Stopp-Taste sollte bereits grün pulsieren und auf einen kurzen Druck das Laufband in der langsamsten Geschwindigkeit starten. Mit einem weiteren Druck stoppt man das Workout wieder.
Rechts und links dieser Taste finden sich die beiden „Fast Tracks„, mit denen sich Neigung und Geschwindigkeit einstellen lassen. Die Hebel lassen sich nach vorne und hinten drücken und so die Werte vergrößern oder verkleinern. Das schlichte, schön gestaltete Display zeigt währenddessen permanent (von links nach rechts) die abgelaufene Zeit, die Neigung des Laufbands, die eingestellte Geschwindigkeit (in km/h oder min/km) und die zurückgelegte Distanz an.
Wer sich jetzt wundert, warum ein smartes Laufband mit einem so simplen Bedienelement auskommt, sollte dringend weiter lesen. ;)
Technogym LIVE
Auch wenn das MyRun mit den drei Knöpfen bereits vollständig zu bedienen ist, liegt der große Mehrwert des Laufbands in der „Technogym LIVE“-App. Diese Plattform stellt zusammen mit der „mywellness“-Cloud das digitale Rückgrat des gesamten Technogym-Angebotes dar. Sie findet sich genau so auf den riesigen Displays der Studio-Laufbänder wie auch auf dem MyRun zuhause. Nur dass es dort ein eigenes Tablet braucht, auf dem die App installiert wird.
Das Technogym MyRun stellt gleich zwei Ablage- bzw. Befestigungsmöglichkeiten bereit: es gibt eine Kleinablage direkt über dem Start-Stopp-Schalter und ein flexibles Verankerungssystem an der Oberseite des Bedienfeldes. Natürlich können auch beide gleichzeitig genutzt werden.
So ausgestattet wird „Technogym LIVE“ zur komfortablen Bedienzentrale für das Laufband. Das Angebot gliedert sich in vier Bereiche: Sessions, Routinen, Strecken und Benutzerdefiniert. Dahinter verbergen sich Angebote für motivierende Video-Workouts mit einem Trainer (Sessions), strukturierte Trainingseinheiten (Routinen), Video-Laufstrecken zum Ablaufen (Strecken) und die Möglichkeit, Workouts individuell oder z.B. nach Herzfrequenz-Vorgabe zu steuern (Benutzerdefiniert).
Konnektivität
Die digitale Anbindung des Technogym MyRun beschränkt sich aber nicht auf die hauseigene App. Denn das Laufband meldet sich per Bluetooth als ganz normaler Laufsensor und liefert über dieses Profil nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Schrittfrequenz. Über diesen Weg ist das Laufband sehr flexibel in vielen Szenarien einsetzbar.
Anbindung an die Laufuhr
Man kann das MyRun zum Beispiel als Laufsensor mit seiner GPS-Uhr verbinden und erhält so exakt die am Laufband eingestellten Geschwindigkeitswerte in der Aufzeichnung. Bei Garmin-Uhren kann man über den „Virtual Run“-Modus dann sogar die Daten nicht nur aufzeichnen, sondern noch an weitere Dienste per Bluetooth weiterleiten.
Zwift, Rouvy, Kinomap, …
Die Welt der virtuellen Indoor-Training-Apps wird immer größer. Mittlerweile stehen wir Läufer da nicht mehr außen vor, sondern sind ausdrücklich mit eingeladen – sogar vielfach kostenlos. Zwift und Rouvy stellen Läufern einen kostenlosen Zugang bereit und sind zwei wirklich spannende Plattformen, mit denen ich mich noch in einem eigenen Artikel beschäftigen werde.
Damit sich der Avatar in der virtuellen oder abgefilmten Welt auch bewegt, muss natürlich das eigene Tempo auf dem Laufband übertragen werden. Auch hier ist das Technogym MyRun über Bluetooth problemlos einzubinden – und das nicht nur auf die genannten Apps beschränkt. Durch die Nutzung eines Standard-Bluetooth-Profils lässt sich das Laufband mit jeder beliebigen App verwenden, die diesen Standard unterstützt. Und das dürfte für alle in Frage kommenden gelten… ;)
In der Praxis
Gefühlt sind wir jetzt schon bei Kilometer 36 eines Marathons. Das heißt: jetzt wird es erst richtig spannend. ;) Die Anschaffung eines Laufbands überlegt man sich sicher mehr als zwei Mal. Und was passiert, wenn es dann da ist? Wird es auch genutzt? Bei mir sah das so aus:
Design und Technik
Mein Interesse für das Technogym MyRun wurde natürlich über das gute Design geweckt. Das minimale Display mit drei eindeutigen, intuitiv zu bedienenden Schaltern gefällt mir wirklich sehr gut. Und nicht nur mir: auch meine Familie war direkt von dem Laufband begeistert und hat es vom ersten Tag an mit benutzt.
Während für die Kinder der Tablet-Bildschirm der spannendere Teil war, freut sich meine Frau über die einfache Bedienung ohne zusätzliches Display. So kann sie jederzeit spontan aufs Band springen, ohne sich über komplizierte Technik Gedanken zu machen. An manchen Tagen bräuchten wir schon fast einen Nutzungsplan. ;)
Mein großer Aha-Moment bei der Benutzung war die Erkenntnis, dass sich das MyRun als Bluetooth-Laufsensor einbinden lässt. Das war mir vorher so nicht klar, ist aber ein extrem wichtiger Punkt für die Zukunftssicherheit des Gerätes. Ein Laufband kauft man ja wahrscheinlich nicht so oft im Leben. Technogym hat es daher sehr schlau gelöst, auf einen sehr breit unterstützten Verbindungsstandard zu setzen. So bin ich mir sehr sicher, dass ich das MyRun auch in fünf Jahren noch an meine dann aktuelle Laufuhr oder Tablet koppeln kann.
Allerdings hat die Technik manchmal auch ihre Tücken… Wenn erstmal mehrere Tablets, das Handy und einige Laufuhren mit dem Technogym MyRun gekoppelt sind, kann sich der Start der Trainingseinheit schon mal verzögern, weil sich das Laufband mit dem falschen Gerät verbunden hat. Darauf muss man dann erstmal kommen… Das ist aber weniger dem Laufband anzulasten, als meiner Testumgebung. ;)
A propos Test: natürlich wollte ich auch wissen, ob das Technogym MyRun die richtige Geschwindigkeit anzeigt und habe daher den Calibration-Test von fellrnr.com gemacht. Damit lassen sich sogar die unterschiedlichen Geschwindigkeiten des Bandes mit und ohne Belastung durch den Läufer bzw. zwischen Stand- und Flugphase ermitteln.
Das Ergebnis: unbelastet läuft das Band minimal schneller (4:50 min/km statt 5:00 min/km). Sobald ein Fuß auf dem Laufband ist, reduziert sich das Tempo aber sehr exakt auf den eingestellten Wert (in meinem Test auf 4:59 min/km). Der Stryd zeigt mir bei der Geschwindigkeit eine 5:04 min/km an – und ließe sich ja auch noch kalibrieren. Damit kann ich sehr gut leben. :)
Lauferfahrung
Natürlich war mir klar, dass ich auch in der Testphase längst nicht jeden Lauf auf dem Laufband machen werde. Ich arbeite seit einem Jahr im Homeoffice und bin für jeden Schritt vor die Tür dankbar – besonders bei gutem Wetter. Aber man darf das Laufband auch nicht unterschätzen: es ist eine legitime, zusätzliche Trainingsmöglichkeit.
Mir fällt es auf dem Technogym MyRun zum Beispiel sehr leicht, in ruhigem Tempo zu laufen. Zwei Mal in der Woche steht so ein Lauf in meinem Trainingsplan und ich laufe ihn draußen eigentlich immer etwas zu schnell. Auf dem Laufband habe ich kein Problem damit, die Geschwindigkeit deutlich zu drosseln und auch einzuhalten.
Das liegt natürlich auch am Entertainment-Faktor durch Zwift, Technogym LIVE, Podcasts, Netflix, Spotify und Youtube. Ich darf da nichts auswählen, auf das ich mich wirklich konzentrieren müsste. Aber durch die Berieselung vergesse ich die Zeit total und habe direkt mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Auch wenn es draußen schon dunkel ist und es vielleicht sogar noch regnet, ist das Laufband im Keller sehr verlockend. Die Pollensaison ist ein weiteres Argument und dann gibt es auch noch Abende, an denen die Kinder schon im Bett sind und meine Frau unterwegs ist. Auch wenn ich wirklich lieber draußen laufe: steht so ein cooles Laufband wie das MyRun erstmal im Haus, ergeben sich deutlich mehr Gelegenheiten es sinnvoll zu nutzen als man sich vorher vorstellen konnte.
Ich war auch nicht darauf vorbereitet, dass mir die Sessions in der Technogym LIVE-App so viel Spaß machen würden. Zuerst habe ich sie als „irgendwelche Cardio-Workouts“ links liegen lassen. Dann bin ich beim Ausprobieren mehrfach darin hängen geblieben und habe sie letztendlich als unterhaltsames Workout auf dem Laufband genutzt. Die Programme bieten viel Abwechslung und können außerdem ein zusätzlicher Motivationsschub sein.
Für mich ist auch der Faktor Steigung interessant. Natürlich ist das Münsterland nicht ganz flach, aber lange Steigungen kann man hier nicht laufen. In der Vorbereitung auf Wettkämpfe kann es immer mal wieder sehr hilfreich sein, dass Steckenprofil über die Möglichkeiten des Technogym MyRun zu simulieren.
Meine Meinung
Dazu gehört vor allem die gute Qualität und Zukunftssicherheit durch die smarte Technik. Auch bei Design und Bedienung bekommt es von mir Höchstnoten.
Bei dem Preis ist das Technogym MyRun sicher kein Spontankauf. Wer aber (so wie ich) lieber etwas mehr Geld ausgibt, um dafür ein wirklich gutes Produkt zu haben, an dem man lange Spaß haben kann, liegt mit dem Technogym MyRun genau richtig.
Sprich mich einfach an, wenn Du Interesse am Kauf eines Technogym MyRun hast. Ich beantworte gerne weitere Fragen.