Lohnt sich der Umstieg auf die Stryd Mitgliedschaft?

Jetzt ist die Katze aus dem Sack: nach einer längeren Testphase, bietet Stryd einige Funktionen nur noch zahlenden Mitgliedern an. Ich habe hier mal zusammen getragen, was sich alles geändert hat.

Ende des kostenlosen Vorschau-Zeitraums

Stryd war in den letzten Monaten sehr aktiv und hat die App um viele neue Funktionen ergänzt. Es wurde zwar darauf hingewiesen, dass es sich bei einigen davon um eine „free preview“ handelt. Aber ich bin mir sicher, dass keiner so genau im Hinterkopf hatte, welche Funktionen später kostenpflichtig werden würden. Mit der Umstellung zum 6. April 2021 ist dieser Vorschau-Zeitraum nun vorbei und man fällt auf die „Data Only“-Option zurück, wenn man nicht auf die kostenpflichtige Mitgliedschaft wechselt.

Kostenlose „Nur Daten“-Mitgliedschaft

Jetzt muss ich zugeben: selbst als aktiver Stryd-Nutzer habe ich von der Umstellung nichts bemerkt. So richtig harte Einschnitte scheint es also nicht gegeben zu haben – oder? Gut, kommt natürlich immer darauf an, was man bisher wie genutzt hat. Werfen wir mal einen Blick auf die Übersicht:

Der erste Block „Manuelle Auswertung“ beschäftigt sich mit den im Stryd PowerCenter erfassten Trainingseinheiten. Kurz gesagt: alle Stryd-Metriken, Tags, Notizen sowie Critical Power Historie und Running Stress Score (RSS) sind noch da. Für die Basics ist also weiterhin gesorgt.

Bei den Funktionen zum „automatisierten Training“ gibt es allerdings die ersten Einschnitte. Alles rund um die Stryd-Trainingspläne ist nun kostenpflichtig. Nur der „Intro to Power“-Plan ist als Einführung in die Stryd-Welt kostenlos geblieben. Genau so (zum Glück) die Möglichkeit, Workouts bzw. ganze Trainingspläne von TrainingPeaks, Final Surge oder 2PEAK zu synchronisieren – und auf Garmin-Uhren und der Apple Watch auszuführen!

Das war ein für mich kritisches Feature, bei dem bis zum Schluss nicht klar war, ob es kostenlos bleibt. Nochmal: es lassen sich weiterhin watt-basierte, strukturiere Trainingseinheiten planen, in den Stryd-Kalender überführen und dann mit der Stryd-Workout-App auf seiner Garmin ausführen.

Beim „intelligenten Training“ wird es dann dunkel für den „Nur Daten“-Kunden. Die Power-Duration-Kurve bleibt zwar zugänglich, aber alle anderen Funktionen, die tiefere Einsichten in das eigene, watt-basierte Training mit dem Stryd geben könnten, verschwinden hinter der Bezahlschranke.

Kostenlose „Nur Daten“-Mitgliedschaft für bestehende Kunden

Interessanterweise macht Stryd bei den Funktionen einen Unterschied, wenn man bereits vor Umstellung auf das kostenpflichtige Mitgliedsmodell Kunde war. Als „Pionier“ bekommt man die obige Tabelle leicht abgewandelt angezeigt, wenn man sich über die Mitgliedschaft informieren will.

Mit einem blauen „P“ sind hier Funktionen markiert, die eigentlich kostenpflichtig wären, aber für bestehende Kunden weiterhin zugänglich sind. Alle stammen aus dem Bereich „intelligentes Training“ – also der mit den eigentlich größten Einschränkungen. Am spannendsten ist dabei sicher der „Race Power Calculator„, mit dem sich ein perfekt auf die Strecke angepasster Wettkampfplan erstellen lässt.

Daneben gibt es einige Funktionen, die als „free preview“ markiert sind. Das ist etwas verwirrend, denn genau dieser Vorschau-Zeitraum ist doch eigentlich jetzt abgelaufen… Wenn ich die Angaben vom Stryd-Support richtig interpretiere, erhält man als neuer (und bestehender Kunde) für sechs Monate Zugriff auf diese Funktionen, bevor sie ab dann kostenpflichtig werden.

Eine konkrete Angabe zum Ablauf des Preview-Zeitraums gibt es aber jederzeit im Stryd PowerCenter unter „Einstellungen“. Bei mir sind es derzeit noch drei Wochen, bis ich den Zugriff auf diese Funktionen verliere…

Preise

Was bisher auch noch nicht bekannt war: was soll das Ganze denn kosten? Da müssen wir genau genommen schon beim Kauf des Stryd-Footpod anfangen. Denn es gibt zwei Optionen:

Stryd + 6 Monate Mitgliedschaft

Man bekommt den aktuellen „Stryd Wind“-Footpod jetzt für schlanke 169 Euro, wenn man gleichzeitig für sechs Monate eine Mitgliedschaft für 9,99 Euro pro Monat erwirbt.

Nach den ersten sechs Monaten kostet die Mitgliedschaft dann weiterhin 9,99 Euro pro Monat – es sei denn, man wählt statt der monatlichen Zahlung einen anderen Abrechnungszeitraum.

Stryd „Data only“

Wer wirklich nur den „Stryd Wind“ kaufen möchte und keine Verwendung für die Mitgliedschaft hat, zahlt (wie bisher) 229 Euro – kann sich natürlich aber jederzeit dazu entschließen, Mitglied zu werden, um von den Zusatzfunktionen zu profitieren.

Wer mitgerechnet hat, weiß es schon: diese Option macht eigentlich keinen Sinn. Jedenfalls nicht finanziell. Selbst wenn man die zusätzlichen Funktionen gar nicht nutzen möchte, sollte man die Kaufoption mit 6 Monaten Mitgliedschaft wählen, denn man erhält für den gleichen Preis mehr Leistungen.

Und nun?

Ich muss zugeben, dass ich zunächst sehr skeptisch war, als Stryd sein Bezahlmodell angekündigt hat. Wer so viel Geld in ein Laufgadget investiert, sollte danach nicht nochmal zu Kasse gebeten werden, um es auch nutzen zu können. Aber das hat Stryd jetzt eigentlich ganz gut gelöst, finde ich.

Letztendlich läuft es auf die Frage raus, wo ich als ambitionierter Athlet (der man als Stryd-User höchstwahrscheinlich ist) mein Training planen, verwalten und auswerten will. Wenn das alles watt-basiert geschehen soll, gibt es dafür eigentlich nur drei Optionen: Stryd + Mitgliedschaft, TrainingPeaks Premium und Final Surge.

TrainingPeaks und Final Surge bieten bewährte Plattformen für die Trainingsplanung und -auswertung an. Das ist deren Spezialgebiet und das merkt man auch. Will man wirklich selbst seine Trainingseinheiten erstellen und planen, braucht man aber auch bei TrainingPeaks einen kostenpflichtigen Account, der (zufällig?) ca. 9 Euro im Monat kostet. Zusätzlich kann man auf der Plattform fertige Trainingspläne kaufen, die nochmal mit 30-60 Euro zu Buche schlagen.

Final Surge ist selbst für die eigene Planung eines watt-basierten Trainings kostenlos und finanziert sich scheinbar nur über den Verkauf der Trainingspläne. Ansonsten steht die Plattform in vielen Dingen TrainingPeaks in nichts nach. Wer auf eine der beiden Plattformen setzt, kann weiterhin seinen Trainingsplan mit Stryd synchronisieren und darf die strukturierten Trainingseinheiten auch mit der Stryd Workout App auf seiner Garmin-Uhr ausführen. Stryd legt einem da also keine Steine in den Weg, wenn man diesen gehen will.

Entscheidet man sich für Stryd als zentrale Trainingsplattform, zahlt man halt dort seine ca. 9 Euro im Monat und hat direkt die Trainingspläne schon mit drin. Die sind allerdings noch nicht besonders spezifisch und individualisiert, aber das kann ja noch kommen. Dafür gibt es andere Mehrwerte wie den Race Power Calculator. Ausserdem traue ich Stryd zu, die Plattform in absehbarer Zeit zu einer echten Alternative zu den etablierten Anbietern zu entwickeln.

Meine Meinung

Ich finde Stryds Angebot grundsätzlich fair, mit den derzeitigen Leistungen aber eher ein wenig zu teuer im Vergleich mit den Mitbewerbern. Andererseits kommt es immer auf die eigenen Bedürfnisse an, welche Plattform die richtige ist.

Bei mir laufen alle Daten bei TrainingPeaks zusammen – und das ist neben dem Training auch Schlaf, Gewicht und die HRV. Zudem habe ich dort schon einige Trainingspläne gekauft, also in die Plattform „investiert“. Einen Wechsel zu Stryd könnte ich mir gerade nicht vorstellen – auch wenn er preisneutral wäre.

Wie bei allen Angeboten kann ich nur dazu raten, von den angebotenen Testzeiträumen für die Premium-Funktionen Gebrauch zu machen. Fallen diese danach weg, stellt man sehr schnell fest, ob sie einem wirklich genutzt haben, oder „einfach nur da“ waren.

  1. Mir gings auch so, dass ich eher zufällig von der Mitgliedschaft erfahren habe und nicht zugemüllt wurde mit Angeboten.

    Ich habe die für 19,99 die 6-monatige Mitgliedschaft für „Pioniere“ abgeschlossen – hat aber schon noch seine Macken: z.B. wird bei einem geplanten Lauf im Oktober ein Trainingsplan generiert und die Wochen bis zum Trainingsbeginn mit eher nutzlosen Läufen gefüllt. Das muss man selber merken und durch sinnvolle Läufe austauschen oder einen anderen Plan davor schalten.
    Für mich wird es das erste Power-basierte Training werden – der Plan liest sich komisch wenn man anderes gewohnt war (insbesondere in Verbindung mit dem zeit-basierten Ansatz statt km pro Woche)

    Bei stryd habe ich aber auch die Hoffnung, dass sie an weiteren Ideen arbeiten.

    1. Hi Andreas, an den Plänen gibt es noch so einige Kritikpunkte. Das ist der Bereich, der sich noch am deutlichsten entwickeln muss, damit sich die Mitgliedschaft (für mich) rechnen würde.

  2. Ich besitze seit Anfang des Jahres einen Stryd Wind und bin damit auch ein „Stryd Pionier“. Für mich stellt sich da jetzt die Frage, wie lange dieser Status beibehalten wird, da ich eigentlich vor allem den Race Calculator als Tool noch interessant finde, die restlichen Features der Mitgliedschaft aber ebenso über externe Tools abgedeckt hab (und mein Training selbst via Final Surge plane).

    Scheint ja in erster Linie unabhängig vom Testzeitraum zu sein, der ist bei mir nämlich noch nicht aktiv (weil ich vermute, dass nach Wahrnehmung des Premium Zeitraums dann definitiv auf Data-only zurückgestuft wird).

    Für mich ist das Preismodell und der gebotene Funktionsumfang aktuell auch noch nicht attraktiv genug, langfristig könnte sich Runalyze.com da vielleicht als Alternative etablieren, die Jungs haben noch einiges in Planung hinsichtlich powerbasiertem Training :)

    1. Hi Patrick! Ich gehe nicht davon aus, dass die Vorteile der „Pioniere“ wieder beschnitten werden. Den Race Calculator will ich auf jeden Fall auch behalten!

  3. Die können ja Abos schaffen wie sie wollen. Ich brauche es nicht. Das beste invest ist immer noch ein Coach. Oder man ist sein eigener und hört auf sein Körpergefühl

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Ich bin der Harlerunner

Hier schreibt Thomas Pier über das Laufen und (deutlich mehr als nur die notwendige) Ausrüstung. Ich laufe weder besonders schnell noch weit. Aber ich teile gerne meine Erfahrungen, die ich als ambitionierter Freizeitläufer, neugieriger Early-Adopter und als mein eigener Trainer sammele.

Ich freue mich über jede digitale Kontaktaufnahme - noch mehr allerdings über jeden gemeinsam gelaufenen Kilometer.

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