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Im Grunde lag die Frage auf der Hand: welche Vorteile hätte es, an beiden Schuhen einen Stryd zu tragen? Die Antwort gibt Stryd mit dem neuen Duo.
Hinweis: Ich habe die Produkte für diesen Artikel selbst bezahlt und es gab keinen Kontakt zum Hersteller. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder.
Inhalt / Content
Stryd Duo
Aus zwei mach eins
Der Stryd Duo ist kein neues Produkt im Sinne von „Hardware“. Das Tandem besteht aus zwei aktuellen Stryd NG, die mittels Firmware-Update zu einem Stryd Duo verbunden werden können. Genau so können sie auch wieder getrennt und zu zwei einzelnen Stryd NG werden. Es gibt also jederzeit einen Weg zurück.
Das bedeutet auch: wer bereits einen Stryd NG besitzt, muss keine 350 Euro für einen Duo ausgeben, sondern kann sein Setup mit einem weiteren NG für 270 Euro ergänzen. Wer mit dem Duo erst in die Stryd-Welt eintaucht, bekommt die beiden Footpods im Bundle also günstiger.
Setup
Die Stryd-App auf dem Handy verändert sich bei Verwendung eines Stryd Duo nur an wenigen Stellen. Ein Symbol auf dem Startbildschirm (oben links) gibt Feedback zum Ladestand der beiden Stryds und führt zu den Einstellungen.
Dort bekommt man Auskunft über den Firmware-Stand der Pods, die ANT-ID und kann Größe und Gewicht aktualisieren. Neu hinzu gekommen ist hier die Möglichkeit der Footpath-Synchronisierung (dazu später mehr).
Noch eine Ebene tiefer finden sich Informationen zu den einzelnen Stryd-Pods. Wichtig ist hier beim Stryd Duo, dass beide Pods die gleiche Modellnummer aufweisen. Wer einen einzelnen Pod mit einer Modellnummer unter 27 und sich einen zweiten Stryd dazu gekauft hat, könnte Probleme bei der Verbindung der beiden Pods bekommen. Meldet man sich in dem Fall beim Support, bekommt man aber unkompliziert einen Austausch. Es ist also gewährleistet, dass man einen funktionsfähigen Stryd Duo erhält.
Nach dem Verbinden der beiden Stryds über die App, erhält der neue Stryd Duo die ANT-ID des ersten Pods, den die App für diesen Prozess gefunden hatte. In jeden Fall ist es ratsam, die Verbindung zum eventuell vorhandenen Stryd NG auf der Uhr zu löschen und eine neue Verbindung zum Stryd Duo zu erstellen.
Für Laufuhren oder Apps ist auch der Stryd Duo nur als ein (1) Footpod zu erkennen. Einer ist also der Master, kümmert sich intern um die Verbindung zum zweiten Pod und gibt die Daten gesammelt nach aussen weiter. Das macht das Handling deutlich einfacher und gewährleistet die Kompatibilität zu allen Herstellern, die einen Stryd verbinden können.
Was ist neu?
Zwei Footpods statt einem führen natürlich zu einer doppelt so großen Menge an Messpunkten und damit zu einer höheren Stabilität der Daten. Gleichzeitig führt die Messung beider Füße beim Laufen zu neuen Möglichkeiten. Daher bietet der Stryd Duo neue Metriken, die sich vor allem auf die Balance verhandener Werte beziehen:
- Ground Contact Time Balance
- Vertical Ratio
- Vertical Oscillation Balance
- Leg Spring Stiffness Balance
- Impact Loading Rate Balance
Man erhält also Auskunft darüber, ob sich z.B. die Bodenkontaktzeit zwischen den beiden Füßen unterscheidet und auf welcher Seite sie länger bzw. kürzer ausfällt. Um diese Daten auf die Plattform zu bekommen, ist allerdings ein Offline-Sync nach dem Lauf notwendig. Bei mir zeichnet sie jedenfalls nicht einmal das Stryd-Datenfeld auf einer Garmin mit auf.
Stryd Footpath
Das mit Abstand größte neue Feature ist aber die Möglichkeit, den Bewegungspfad der Füße beim Laufen grafisch nachzuvollziehen. Stryd Footpath steht allerdings nur im Powercenter und nicht in der App zur Verfügung – und das auch nur, wenn man das Stryd-Abo bezahlt. Nach dem Kauf hat zumindest erstmal ein paar Monate Zeit, sich die Möglichkeiten „kostenlos“ anzusehen.
Um die notwendigen Daten auf die Plattform zu bekommen, ist allerdings auch hier eine manuelle Synchronisierung notwendig. Die Footpath-Synchronisierung überträgt dann wirklich nur diese Daten – wer den Offline-Sync nutzt, muss den trotzdem noch ausführen. Umgekehrt werden auch beim Offline-Sync keine Footpath-Daten übertragen. Sind also zwei getrennte Dinge.
Im Stryd Powercenter gibt es in der linken Leiste den neuen Punkt „Footpath Visualizations„, über den man aus dem Kalender einen Lauf in die Ansicht laden kann. Tage mit Footpath-Daten werden mit einem Punkt markiert.
Den Footpath bekommt man anschließend als „Durchschnitt“ für den kompletten Lauf angezeigt. Die Ansicht kann man umschalten, so daß man sich den Bewegungsverlauf von oben, von der Seite oder von hinten ansehen kann.
Erst kürzlich wurde die Möglichkeit ergänzt, sich den Footpath in 3D anzusehen. Man kann die Ansicht dann frei drehen und zoomen, was eine deutlich bessere Darstellung des Bewegungspfades ist.
Zusätzlich läßt sich er darzustellende Zeitabschnitt eingrenzen, um die Verändernung des Footpath über den Lauf hinweg zu untersuchen. Und man kann einen zweiten Lauf zum Vergleich laden. Dieser zweite Lauf kann auch der erste Lauf sein, so daß man verschiedene Abschnitte direkt miteinander vergleichen kann.
Hier habe ich zum Beispiel einen ruhigen Abschnitt am Anfang und am Ende eines Laufsmiteinander verglichen und man sieht direkt, dass ich die Füße wohl nicht mehr genau so hoch gehoben habe.
Praxiserfahrungen
Mich hat natürlich als erstes interessiert, ob die Power-Werte des Stryd Duo mit denen eines Stryd NG auch wirklich übereinstimmen.
Man sieht im Detail zwar kleine Unterschiede (vor allem immer mal wieder kurze Spitzen des Stryd NG), aber die Anzeige auf der Uhr und die anschließenden Durchschnittswerte waren immer identisch. Man kann also problemlos auf den Stryd Duo wechseln ohne seine Critical Power neu bestimmen zu müssen.
Gleichzeitig konnte ich bei der reinen Wattmessung aber keinerlei Vorteile des Stryd Duo erkennen: die höhere Anzahl der Datenpunkte mag sich vielleicht etwas in der Stabilität der Werte niederschlagen, aber nicht z.B. in der Reaktionsschnelligkeit bei Sprints oder so. Im Trainingsalltag macht das für mich jedenfalls keinen Unterschied.
Was die zusätzlichen Metriken angeht muss ich zugeben, dass mich auch bisher neben dem reinen Wattwert keine der anderen Zahlen interessiert hat. Die sind zwar nett zu beobachten, bieten aber keinerlei aktives Verbesserungspotential fürs Training. Es gibt einfach keine Anleitung, bei welchem Wert welche zusätzlichen Übungen sinnvoll wären, um irgendeinen Nachteil auszugleichen.
Das trifft im Prinzip auch für die neuen Balance-Werte zu. Obwohl ich da noch einsehe, dass sie Aufschluss über eine Verletzung geben können – und deren Verlauf. Aber auch dann hilft mir das Erkennen einer Verschiebung noch überhaupt nicht dabei, die Ursache zu beheben. Immerhin ließe sich aber erkennen, ob die gemachten Übungen und andere Veränderungen im Training nach und nach dazu führen, dass sich die gewünschte Balance wieder herstellt.
Also… falls eine 50/50-Balance überhaupt ein sinnvolles Ziel ist. Das suggerieren die Werte natürlich. Aber ich mit meiner leichten Skoliose und Beckenverdrehung würde mich wundern, wenn meine Idealbewegung zu perfekter Balance in den Werten führen würde.
Diese Frage nach „Perfektion“ kommt auch beim Stryd Footpath auf. Die Foren und Facebook-Gruppen von Stryd-Duo-Nutzern sind voll von Screenshots, die wenig symetrische Linien zeigen. Und jeder sieht darin einen Mangel und sucht nach einer Anleitung, wie er seine „offensichtliche Schwäche“ ausgleichen kann.
Stryd selbst liefert für die Interpretation des Footpath keinerlei Hilfestellung. Es wird weder ein Ideal-Pfad beschrieben noch werden Wenn-Dann-Anleitungen geboten. Man könne an der Veränderung des Footpath aber Verletzung, Ermüdung oder den Einfluß verschiedener Laufschuhe ablesen.
Ermüdung ist leicht abzulesen, denn die Höhe des Fußhubs ändert sich bei einem langen oder intensiven Lauf über die Zeit. Das ist mir ehrlich gesagt aber auch ohne Stryd Duo klar… Im Detail könnte ich aber vielleicht ablesen, dass die Abnahme des Fußhubs bei ähnlichen Läufen über die Zeit geringer wird und sich daraus ein Trainingseffekt ablesen ließe. Aber auch da glaube ich, dass allein schon die Herzfrequenz genauso hilfreich und ausserdem deutlich besser in der Aussage untersucht ist.
Auch beim Schuhvergleich hat mir der Footpath keine Erkenntnisse gebracht. Ein Minimalschuh wie der Vivobarefoot führen zu gleichen Kurven wie ein hochgedämmter Carbonschuh – ausser in kleinen Details. Manchmal ist zu beobachten, dass der Fußhub etwas anders ausfällt. Aber ähnliche Veränderungen gibt es auch zwischen gleichartigen Läufen mit demselben Schuh.
Dabei will ich nicht ausschließen, dass im Footpath nicht großes Potential liegt. Wenn es zum Beispiel eine Studie darüber gäbe, dass meinetwegen ein 1 Zentimeter höherer Fußhub zu 1% Energieersparnis beim Laufen führt und Stryd für die den Läufen zugeordneten Schuhe eine Tabelle liefert, wie der durchschnittliche Hub bei welcher Pace mit dem Schuh aussieht, könnten daraus ganz konkrete, spannende Entscheidungen getroffen werden.