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Als ein Stryd-Jünger der ersten Stunde, war ich sehr gespannt auf das große Hardware-Update. Hier erfahrt ihr, ob es sich lohnt, den Stryd Wind gegen einen Stryd NG einzutauschen.
Anzeige: Der Hersteller hat mir das Produkt für diesen Test auf meine Anfrage hin zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder.
Inhalt / Content
Wattmessung für Läufer
Mich begleitet der Stryd nun schon seit Jahren bei jedem einzelnen Trainingslauf und im Wettkampf. Für die Belastungssteuerung im Training und das optimale Race-Pacing möchte ich ihn nicht mehr missen. Daher findest Du hier auf dem Blog zahlreiche Beiträge zu dem Thema, über die Du Dich weiter ins Thema einlesen kannst:
Zur ersten Orientierung, welchen Nutzen der Stryd für Dich im Training haben könnte, kannst Du den Artikel „Training mit Power“ lesen. Dort beschreibe ich auch die Anbindung an Laufuhren verschiedener Hersteller.
Schon ein wenig älter, aber immer noch für mich gültig, ist die Frage „Puls, Pace und Power – was, wann und warum?“ Denn Werkzeuge sollte man immer dort einsetzen, wo sie am meisten Sinn ergeben.
Und solltest Du Dich bereits zum Kauf entschlossen haben, kann ich Dir bei den „Ersten Schritten mit dem Stryd Powermeter“ ein wenig helfen.
Stryd Next Generation
Erster Eindruck
Der Stryd Next Generation wird in exakt der gleichen Verpackung geliefert wie sein Vorgänger, der Stryd Wind. Das empfinde ich als durchaus positiv im Sinne der Nachhaltigkeit.
Der Stryd-Pod ist auf den ersten Blick auch ziemlich gleich geblieben. Aber schon beim Auspacken fällt deutlich auf, dass Stryd seine Hausaufgaben gemacht und sinnvolle Veränderungen vorgenommen hat.
Das beginnt schon auf der Rückseite des Laufsensors: die glatte Oberfläche ist einer Riffelstruktur gewichen. Zusammen mit der überarbeiteten Klammer sorgt diese für einen besseren Sitz des Stryd an den Schnürsenkeln.
Beide mitgelieferten Clips haben als Gegenstück nämlich eine passende Gummierung, die sich auf der Aussenseite sogar nochmal wiederholt. Damit sollten auch bei schwierigen Befestigungssituationen (nicht alle Schuhe sind gleich) die unerwünschten Bewegungen des Pods auf ein Minimum beschränkt sein.
Ein weiteres Update bei der Befestigung ist der Metalleinsatz am Rücken des Stryd NG. Es gab immer wieder Berichte von Läufern, die ihren Stryd beim Training verloren haben, weil Plastikteile der Befestigung abgebrochen waren oder sich mit der Zeit und ständigem Schuhwechsel sehr weit abgenutzt hatten.
Das dürfte bei der neuen Generation nun nicht mehr passieren. Denn zusätzlich besteht auch das Gehäuse nun aus einem neuen Fasermaterial, dass deutlich robuster sein soll.
Zum Lieferumfang gehört natürlich auch ein Ladeclip mit passendem USB-Kabel. Der schien mir unverändert geblieben zu sein – bis ich zum erstem Mal laden musste:
Stryd hat dem Clip einen USB-C-Anschluss spendiert, was für mich den Kabelsalat in meiner Auflade-Ecke minimiert und auch auf Reisen viel praktischer ist.
Das mögen alles nur kleine Verbesserungen sein, die aber deutlich zeigen, dass Stryd auf seine Nutzer gehört und deren Wünsche umgesetzt hat.
Was ist neu beim Stryd NG?
Die wahren Neuigkeiten liegen im Inneren des kleinen, schwarzen Pucks. Denn dort sind wohl neue Sensoren verbaut worden, die deutlich empfindlicher auf die Laufbewegung reagieren und somit im Vergleich zum Stryd Wind 5x responsiver sind.
Die deutlich erhöhte Messpunktdichte hat wohl auch eine Anpassung des internen Algorithmus mit sich gebracht und damit eine insgesamt verbesserte Präzision der Ergebnisse.
Aber auch softwareseitig hat Stryd neue Anreize für den Kauf geschaffen. Zwei neue Metriken (Impact Loading Rate und Lower Body Stress) sollen die Belastung der Beine durch das Laufen erfassen und so zusätzliche Hinweise für Trainingssteuerung und Regeneration liefern.
Eine weitere Option sind die neuen Lauf-Profile. Hierüber kann der Stryd in einen von fünf Modi versetzt werden:
- Run (Standard)
Hier funktioniert der Stryd genau so wie bisher. Dieser Modus ist immer aktiv, solange kein anderer gewählt wurde. Also auch in Verbindung mit Geräten, die keine Profil-Umstellung erlauben (Coros, Polar, Suunto). - Track Run
Für das Training auf der Laufbahn wird die Höhenmessung deaktiviert, um noch sauberere Daten liefern zu können. - Trail Run
Beim Laufen im Gelände hält Stryd es für nicht sinnvoll, zu präzise Daten zu liefern. Daher arbeitet der Modus immer mit einem 30-Sekunden-Durchschnitt und es gibt auch keinen Alarm beim Unterschreiten einer eingestellten Zielzone. - Treadmill Run
Auch beim Laufen auf dem Laufband deaktiviert Stryd die Höhenmessung und schaltet gleich auch noch die Air Power mit aus, um Irritationen durch häufig eingesetzte Ventilatoren zu umgehen. Einen GPS-Track gibt es natürlich auch nicht. - Indoor Run
Dieser Modus ist nahezu identisch zum Treadmill Run, nur dass hier Air Power weiterhin gemessen wird.
Um diese Modi nutzen zu können, muss man allerdings die Stryd-Workout-App auf einer Garmin-Uhr oder einer Apple-Watch benutzen.
Erfahrungen beim Laufen
Mit dem Stryd Wind habe ich lang genug Erfahrungen gesammelt, um ihn gut als Referenz nutzen zu können. Er hat mich bisher nie im Stich gelassen oder merkwürdige Werte produziert. Ausserdem habe ich den Korrekturfaktor über viele, viele Kilometer optimiert, so daß ich mich auch auf die Entfernungsmessung (im Rahmen der Möglichkeiten) verlassen kann.
Beim direkten Vergleich der beiden Stryds war ich natürlich vor allem darauf gespannt, ob die Wattwerte identisch sind. Bei einem neuen Algorithmus könnten ja auch leicht andere Messwerte zustande kommen…
Doch das Bild sah immer ziemlich genau so aus wie oben. Die minimalen Unterschiede kommen vielleicht nur daher, dass die Pods nicht am selben Fuß montiert waren.
Was mich aber vom ersten Lauf an total irritiert hat: auch die Entfernungsangaben waren fast immer identisch, oder zumindest sehr nah beieinander. Und das obwohl der Stryd NG noch keinen Korrekturfaktor bekommen hatte, sondern mit der Werkseinstellung von „100.0“ unterwegs war.
Ich habe zunächst an einen Fehler geglaubt und alles mehrfach kontrolliert. Zum Glück stellten sich dann doch immer mal wieder Abweichungen ein. 😉 Aber insgesamt bin ich von der Entfernungsmessung sehr beeindruckt.
Von der deutlich schnelleren Reaktion der Powerwerte bei Sprints bzw. Intervallen hatte ich mir allerdings mehr versprochen. Denn auch bei schnellen Tempoänderungen glichen sich die beiden Kurven immer wie ein Ei dem anderen.
Das Bild hat sich erst geändert, als ich die neuen Laufprofile ausprobiert habe. Oben ein Intervall-Workout im Track-Modus. Leichte Verschiebungen in den Kurven resultieren ja oft daher, dass man die Uhren nie genau gleichzeitig startet. Daher habe ich die Herzfrequenzkurve als Referenz genommen, denn beide Uhren waren gleichzeitig mit dem selben Brustgurt verbunden (Polar H10).
Ergebnis: die Wattwerte des Stryd NG waren auf der Uhr und in der Aufzeichnung deutlich reaktionsfreudiger. Bisher war meine Erfahrung immer, dass ich mich die ersten ca. 5 Sekunden in einem Intervall nicht auf die Wattwerte verlassen konnte. Mit dem Stryd NG (und der Stryd-Workout-App auf der Garmin) schienen mir die Werte von der ersten Sekunde an sehr präzise zu sein. Und das ohne plötzliche Schwankungen, sondern in der gewohnten, ruhigen Präzision.
Andererseits habe ich mich gefragt, ob der Unterschied nicht nur daher kommt, dass die Stryd-App im Track-Modus vielleicht Real-Time-Power statt 3s-Power benutzt. Die Anzeige des über drei Sekunden gemittelten Wattwertes hat sich eigentlich als Standard etabliert, weil Real-Time-Power viel zu unruhig ist. Jedenfalls bisher.
Oben das Beispiel eines Testlaufs mit Real-Time-Power beim Stryd NG und 3s-Power beim Stryd Wind. Bis auf den einen merkwürdigen Peak am Anfang, sind beide Kurven sehr vergleichbar. Es scheint beim Stryd NG keinen Grund mehr zu geben, den 3s-Powerwert zu benutzen. Bei den kleinen Sprints ist der neue Pod wieder leicht überlegen gewesen.
Impact Loading Rate und Lower Body Stress Score
Die neuen Metriken wurden zwar mit den Stryd angekündigt, waren für mich aber erst vor gut einer Woche im Stryd Powercenter bzw. der App zu sehen. Ehrlich gesagt kann ich darin noch keinen Mehrwert erkennen, da sich die Werte bei mir nahezu identisch zu Power verhalten.
Einzige Ausnahme: beim Uphill sinkt der Wert spürbar und ist Downhill etwas höher. Bei profilierten Strecken mag das einen relevanten Unterschied in der Belastungsbeurteilung machen. Für mich als Flachländler scheint der Nutzen eher begrenzt zu sein. Aber das ist auch nur ein erster Eindruck auf Basis weniger Datensätze.
Meine Meinung
Andererseits ist der Unterschied zum Stryd Wind auch nicht so groß, dass man unbedingt auf das neue Modell updaten sollte. Der Wind wird sicher lange noch gute Dienste verrichten. Zukunftssicherer und die beste Option bei einem Neukauf ist aber auf jeden Fall der Stryd NG.