Training mit Power – neue Möglichkeiten

Historie

Wattmessung

Es ist ziemlich genau fünf Jahre her, dass ich meinen ersten Lauf mit Wattmessung gemacht habe. Der Stryd Pioneer war ein Brustgurt und hat erstmals so eine Messung ermöglicht. Allerdings brauchte man schon eine Suunto Ambit 3, um die Daten überhaupt aufzeichnen zu können. Für andere Hersteller gab es einen Trick: man konnte den Kanal für die Schrittfrequenz nutzen und so die Powerwerte auf die Uhr bringen.

Niemand wusste so richtig, was man mit dieser neuen Metrik anfangen soll. Zumal die Ergebnisse auch noch nicht optimal waren: die Leistung bergab wurde stark unterschätzt und so blieb das Ganze doch recht experimentell.

Stryd führte dann 2017 mit dem Summit den ersten Footpod ein, während Garmin mit Connect-IQ eine ideale Plattform bot, um jedes noch so exotische Gadget in sein Ökosystem zu integrieren.

So wurde die Wattmessung deutlich praktikabler und man konnte die aufgezeichneten Daten endlich auswerten. Oder sagen wir mal: man konnte sie sich anzeigen lassen.

Stryd hat relativ schnell festgestellt, dass die Wattmessung von den Uhrenherstellern zwar wahrgenommen wird, aber keine große Unterstützung erfährt. So baute man sein eigenes Ökosystem und bot über die App die Möglichkeit, seine Critical Power zu ermitteln. Das war es aber auch schon.

STRYD Power Center
STRYD Power Center

Eigentlich war es dann erst Polar, die mit der Vantage V die Wattmessung direkt in ihre Trainingsempfehlungen einfließen ließen. Per Stryd oder Wattmessung am Handgelenk wurde so zumindest die muskuläre Belastung abgebildet und in die Belastungswerte integriert. Auch Powerzonen kann man in der Uhr einrichten und somit sein Training rudimentär auch nach der Leistung ausrichten.

Dann ist Garmin auf den Zug aufgesprungen und hat die Wattmessung quasi per App nachgerüstet – entsprechendes Equipment vorausgesetzt. Nun gab es schon drei mögliche Power-Quellen: den Stryd Footpod, Garmin Running Power und die Leistungsmessung am Handgelenk von Polar. Damit stellte sich aber gleichzeitig auch Ernüchterung ein, denn die Werte waren untereinander nicht „kompatibel“. Einen gemeinsamen Standard gibt es bis heute nicht…

Garmin Running Power
Garmin Running Power

Letztendlich bleibt eigentlich nur Stryd als ernst zu nehmende Größe im „Watt-Business“ übrig. Und weil sonst keiner mitzieht, entwickeln sie im Alleingang unermüdlich weiter.

Mit dem neuen PowerCenter war da ein wichtiger Schritt getan, denn nun gab es eine gut nutzbare Plattform, auf der man die Entwicklung seiner (mittlerweile automatisch berechneten) Critical Power verfolgen und sogar konkrete Watt-Vorgaben für Wettkämpfe erhalten kann.

Trainingssteuerung

Ein entscheidendes Problem blieb aber lange ungelöst: wie kann ich mein Training nach Watt steuern? Man muss sich ja von Puls und Pace nicht komplett abwenden, um sich zu wünschen, konkrete Trainingsvorgaben nach Power zu haben.

Für die anderen beiden Metriken lassen sich auf allen Plattformen strukturierte Workouts anlegen, um auch die komplexesten Intervallsysteme abzubilden und sich mittels Laufuhr bei der Trainingseinheit führen zu lassen. Die Ergänzung von Power hat da sehr auf sich warten lassen.

Leistungszonen
Leistungszonen

Mehr als die Darstellung von Leistungszonen bei Polar und Suunto, oder maximal noch ein manueller Zone-Lock bei der Vantage V waren lange Zeit nicht möglich. Auch hier hat Stryd das Heft zunächst selbst in die Hand genommen und die Workout-App für Garmin Connect-IQ geschrieben. Damit ließen sich (relativ unhandlich) Intervalle mit Power-Vorgaben erstellen und auf Garmin-Uhren ausführen. Leider konnte man nicht mehrere Einheiten anlegen und abrufen, sondern musste die Zeiten, Wiederholungen und Zielwerte immer wieder neu programmieren…

Der Laufuhren-Newcomer Coros hatte auch bereits eine App-Lösung im Einsatz, über die ganze Trainingspläne recht komfortabel am Handy zu erstellen waren, um sie dann auf die Uhr zu synchronisieren. Erst kürzlich wurde bei den Uhren nicht nur die volle Stryd-Kompatibilität und „Power am Handgelenk“ implementiert, sondern auch Watt-Vorgaben für die Trainingspläne ermöglicht.

Polar brauchte für diesen Schritt scheinbar erst eine neue Uhr: die Vantage V2. Und selbst dann hat es noch ein Firmware-Update gebraucht, bis man sein Training nach Watt-Werten steuern konnte.

Training mit Power

Ich fasse zusammen: aktuell gibt es drei Uhrenhersteller, die Trainingseinheiten mit Watt-Zielen ermöglichen. Garmin kann das zwar nicht selbst, aber alle Connect-IQ-fähigen Uhren sind dazu in Verbindung mit dem Stryd in der Lage. Bei Polar kann es seit dem letzten Firmware-Update zumindest die Vantage V2 und Coros hat alle Uhren (ausgenommen die Pace 1) mit der Funktion versehen.

Um das nochmal ganz deutlich zu sagen: ich nutze seit fünf Jahren die Wattmessung für Läufer und erst jetzt ist es möglich, mein Training nach Watt statt Pace oder Puls zu steuern. Das war ein ganz schön langer Weg, ist gleichzeitig aber auch ein enormer Meilenstein!

Was ist aktuell also möglich? Wie kann ich mein Training nach Power steuern?

Garmin / Stryd

Voraussetzungen

Die Lösung mit der größten Nutzerbasis dürfte sicher die Kombination aus dem Stryd Footpod, dem Stryd PowerCenter und einer Garmin-Uhr sein – womit die Voraussetzungen auch schon benannt wären. Auf der Uhr muss die Stryd Workout App installiert und eingerichtet sein.

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Ausserdem müssen sich im Kalender des Stryd PowerCenter natürlich (zukünftig) geplante Workouts befinden, die mit Watt-Vorgaben erstellt wurden. Über die Workout-App auf der Uhr lassen sich diese dann downloaden und nutzen – wie im Video beschrieben.

Vorgehen

Wie bekomme ich also Trainingseinheiten mit Watt-Vorgaben in den Kalender? Der einfachste Weg ist die Nutzung eines Stryd Trainingplans. Dazu geht man in der App auf „Einstellungen“ und dann auf „Trainingspläne“. Oben rechts über das Plus-Icon startet dann ein Dialog, über den man einen „maßgeschneiderten“ Plan bekommt.

Der basiert zwar grob auf Critical Power und Wochenumfängen, besonders viele Optionen gibt es aber nicht. Zumindest ist der Kalender im PowerCenter danach gefüllt. ;)

Alternativ lassen sich die Trainingseinheiten oder ganze Trainingspläne auch mit Final Surge (kostenlos) oder TrainingPeaks (evtl. mit Kosten) erstellen und ins PowerCenter synchronisieren. Stryd hat ausführliche Anleitungen geschrieben, wie man die Einheiten auf den beiden Plattformen erstellt (Anleitung Final Surge / Anleitung TrainingPeaks).

Um das einfach mal auszuprobieren oder nur einzelne Workouts für sein Training zu erstellen, ist Final Surge sicher der bessere Weg. Ansonsten stellt sich ganz schnell die Frage, ob man eine der beiden Plattformen vielleicht grundsätzlich für sein Training nutzen will.

Hat man über einen der beiden Wege geplante Einheiten im Kalender des PowerCenters erstellt, können diese beim nächsten Start der Workout-App auf der Uhr heruntergeladen und dann gestartet werden.

Ich finde die App ganz brauchbar, auch wenn sich die Anzeige leider nicht individualisieren lässt. Ich sehe aber zumindest, bei der wievielten Wiederholung ich gerade bin und welche Ziel-Werte gerade aktiv sind.

Aber Achtung: Stryd hat bereits angekündigt, dass man Mitte 2021 einige Funktionen nur gegen Bezahlung anbieten will. Dazu werden mit Sicherheit die eigenen Trainingspläne gehören, vielleicht sogar die Workout-App. Bis dahin sind zwar alle Funktionen noch kostenlos, aber da zukünftige Kosten und Funktionen noch nicht so ganz abschätzbar sind, sollte man es sich mit dieser Lösung vielleicht noch nicht allzu bequem machen.

Coros

Voraussetzungen

Alle Coros-Uhren (ausser der Pace 1) beherrschen „Power am Handgelenk„. Zusammen mit der sowieso obligatorischen Coros-App auf dem Handy, sind damit bereits strukturierte Trainingseinheiten mit Power-Zielen möglich. Ergänzend kann natürlich auch der Stryd Footpod benutzt werden.

Vorgehen

Das Ökosystem von Coros besteht derzeit einzig aus der (Android- oder iOS-) App, daher ist das auch der Dreh- und Angelpunkt für das Training nach Watt. Man geht zu „Gerät“ und „Mein Training“ und kann dort ein „Training hinzufügen“.

Als Intensitätsziel sind hier Wattwerte möglich, die man manuell in 10er-Schritten einstellen kann. Ist das Training erstellt, muss es nur noch mit der Uhr synchronisiert werden und steht dort im Menü unter „Training“ bereit.

Das ist so einfach gemacht, dass ich auch schon fertig angezogen im Flur noch schnell ein Intervall-Training erstellt habe, um es kurz darauf auszuführen.

Eine Anleitung von Coros gibt es dazu auch.

Alternativ (und sogar parallel) kann man sich mit seinem TrainingPeaks-Account verbinden und erhält so eine Synchronisation aller Einheiten von TrainingPeaks zu Coros.

Beim Ausführen der Einheiten blendet Coros eine eigene Datenseite ein (ähnlich wie es Garmin-Uhren auch machen), die man nicht individualisieren kann. Allerdings sind seine anderen, bereits konfigurierten Seiten ja nur einen Dreh der Krone entfernt.

Für meine Trainings war das immer sehr gut zu benutzen. Einziger Wermutstropfen: ist die programmierte Zeit oder Distanz erreicht, stoppt die Aufzeichnung direkt. Will man die 500 Meter bis zur Haustür auch noch aufzeichnen, muss man dafür eine neue Laufeinheit starten. Es gibt also kein „Open End“.

Polar

Voraussetzungen

Die watt-basierten Ziele sind bei Polar noch ganz neu und (bisher?) nur mit der Vantage V2 möglich, daher konnte ich die Funktion selbst noch nicht testen. Mit der Polar Vantage V funktioniert es aktuell jedenfalls nicht. Alternativ zur Powermessung am Handgelenk kann man den Stryd verwenden.

Vorgehen

Ein Training mit Power-Zielen kann man nur über die App anlegen. Im Polar-Flow-Webservice steht die Funktion noch nicht zur Verfügung. Ansonsten ist das Vorgehen identisch zum Anlegen von Puls- oder Pace-Zielen.

Polar-typisch kann allerdings nur eine Ziel-Zone definiert und nicht z.B. eine exakte Wattzahl vorgegeben werden. Die Möglichkeiten des watt-gesteuerten Trainings integrieren sich also ziemlich nahtlos in die Polar-Welt…

Moving Targets

Auf eine Besonderheit beim Training nach Watt muss ich unbedingt noch hinweisen. Bei der Trainingssteuerung nach Herzfrequenz hat man relativ beständige Zonen, die man zum Beispiel über eine Leistungsdiagnostik sehr gut ermitteln kann. Normalerweise reicht da eine jährliche Überprüfung, auch wenn sich meist dann nichts geändert hat.

Leistungsdiagnostik beim ZfS Münster

Bei Trainingsplänen nach Pace orientiert sich diese an der Wettkampf-Zielzeit. Da kommt es dann darauf an, ob die richtig gewählt ist und man sich nicht zu sehr unter- oder überfordert. Ob das Ziel realistisch war, merkt man dann erst nach dem Wettkampf.

Jetzt zur Besonderheit: Stryd ermittelt an jedem Tag auf Grundlage der letzten 90 Tage die persönliche Critical Power. Die muss natürlich passend gefüttert werden, um aussagekräftig zu sein. Aber wenn das so ist, habe ich ein sich bewegendes Ziel, auf dem sich meinen Watt-Zonen begründen.

Sprich: im März kann meine CP noch bei 280 Watt liegen, durch passendes Training aber bis Mai vielleicht auf 300 Watt steigen. Entsprechend sollte ich auch die Watt-Vorgaben meiner Trainingseinheiten anpassen.

Stryd PowerCenter

Bezogen auf unsere strukturierten Trainingseinheiten passiert diese Anpassung aber eigentlich nicht. Denn die Trainingspläne bei Stryd und die Workouts bei Coros sind (einmal angelegt) mit fixen Wattwerten versehen. Einzig Polar würde seine Zonen mitführen, wenn ich die Critical Power regelmäßig in meinen Sportprofilen anpasse.

Der Ausweg: natürlich sollten die Ziele bei einem watt-basierten Training als „Prozent von CP/FTP“ definiert werden und nicht als absolute Werte. Somit müsste dann nur die Critical Power aktuell gehalten werden und alle Trainingseinheiten würden ständig mit „perfekten“ Zielen arbeiten.

Genau so arbeiten TrainingPeaks und Final Surge. Man kann für die Intensitätsziele jeweils angeben, ob man absolute Werte eingeben möchte, oder eben einen Prozentsatz des FTP bzw. der Critical Power.

Final Surge
TrainingPeaks

Daher kann ich für ein sinnvolles, watt-basiertes Lauftraining nur empfehlen, sich diese beiden Plattformen anzusehen. Andererseits ist es wahrscheinlich auch nur eine Frage der Zeit, bis Stryd/Garmin und Coros diese Möglichkeit auch einräumen.

Fazit

Heureka! Es funktioniert! ;) Die Steuerung des Trainings nach Power ist endlich möglich – ohne große Klimmzüge. Idealerweise benutzt man Trainingspläne oder Workouts aus TrainingPeaks oder Final Surge, die bereits so angelegt sind, dass die Intensität als „Prozent von FTP/CP“ definiert ist. Die Ausführung dieser Trainings ist dann mit Garmin-Uhren und einem Stryd-Footpod oder mit Coros-Uhren und alternativ zusätzlichem Stryd möglich.

Neben der technischen Möglichkeit sollte man sich aber natürlich auch die Frage stellen, ob das immer sinnvoll ist. ;) Wann ich Puls, Pace und Power einsetze, habe ich bereits beschrieben. Und auch meine letzten WKO-Zahlenspielereien haben mir gezeigt, dass es nicht immer Power sein muss.

  1. Vielen Dank für den tollen Artikel. Ich habe auch schon lange nach einer Möglichkeit gesucht mit wattbasierten Trainings zu laufen. Die starre Anzeige der Stryd App mag ich nicht do recht. Vor kurzem hat der Entwickler des Datenfeld DU8-10 (https://apps.garmin.com/en-US/apps/b16acd13-6d1c-4c34-a106-32ec0b26aae1) die Möglichkeit hinzugefügt die Watt-Zonen aus Finalsurge oder Trainingpeaks zu übernehmen und entsprechend zu warnen. Da ich das Datenfeld eh schon immer nutze war das perfekt für mich. Allerdings ist das Datenfeld nicht kostenlos.

    1. Hi Markus! Stimmt, diese Dritt-Anbieter-Datenfelder habe ich im Artikel gar nicht berücksichtigt. Meist haben solche Lösungen immer nur eine geringe Halbwertszeit, weil sie nur eine Lücke schließen, die „die Großen“ irgendwann auch erkennen. Aus der App-Beschreibung wird mir allerdings nicht klar wie das mit den Warnungen zu den Zonen funktionieren soll. Für strukturierte Trainingseinheiten scheint mir das jedenfalls nicht sonderlich geeignet zu sein, oder?

      1. Das Feature ist bei diesem Datenfeld ganz neu. Über Weihnachten hat der Entwickler das erst eingebaut und ich habe zwischen den Jahren den Betatester gespielt. Darum ist die Dokumentation vielleicht nicht auf dem neuesten Stand gewesen. Erst gestern hat der Entwickler die Dokumentation nachgezogen (https://www.vermail.nl/datarun-ultimate/?page=16)

        Eigentlich ist es aber ganz einfach: Auf Trainingpeaks oder Finalsurge ein strukturiertes Training erstellen und einplanen, das dann zu Garmin synchronisieren und schon ist es auf der Uhr. Beim Start einer Aktivität wird das Training automatisch angeboten, auch wenn es auf Leistung basiert. Beim Durchführen bekommt man entsprechende Audio- und Vibrationswarnungen über die Uhr, wenn man im sich außerhalb der Zonen des entsprechenden Schrittes befindet. Außerdem werden die Leistungswerte im Datenfeld noch rot (zu niedrig) oder lila (zu hoch).

        Du hast natürlich recht, dass es (hoffentlich) nur eine Übergangslösung ist. Aber bei Garmin hoffe ich schon seit Jahren, dass sie Leistung beim Laufen endlich nativ anbieten. Es scheint sich aktuell auch was zu tun. Allerdings wird es seeeehr wahrscheinlich nicht mehr auf die Fenix 5 plus und älter kommen. Darum wird es für mich noch eine ganze Zeit notwendig sein.

      2. Coros hat Open-End Training. Einfach am Ende noch ein Trainingsblock Abkühlen einfügen. Dort kann man Distanz, Zeit oder eben ÖFNEN einfügen. Viel Spaß

        1. Hi Reinhard, Du hast Recht, wenn man Einheiten für den Coros-Trainingsplan erstellt. Ich habe aber beschrieben, wie es bei einem TrainingPeaks-Trainingsplan ist. In TrainingPeaks kann man zwar auch ein „Open-End“ erstellen, das wird allerdings von Coros nicht als solches ausgeführt. Das Training wird stumpf nach Kilometer oder Zeit beendet.

  2. Hallo Harlerunner,

    ich finde, da hast Du mal wieder ein spannendes wie kontroverses Thema unterhaltsam und voller Details dargebracht. Und zur Kontroverse komme ich jetzt:

    Zugegeben, Leistungsmessung ist für mich als Läufer nach wie vor ein Marketing-Tool, nichts Ernstzunehmendes. Also habe ich Deine Zeilen ganz besonders nach guten Begründungen abgesucht, zumal Du aus Erfahrung sprichst.
    Ich habe in Deinem gesamten Beitrag keine Begründung dafür gefunden, die „Wattmessung“ einzusetzen.
    Ich las dann nochmal die Headline und natürlich – hier sollte gar kein Sinn einer Leistungsmessung erörtert werden. Da war ich glatt ein Opfer meiner Erwartungshaltung.
    Mea culpa.

    Zitat:
    „Niemand wusste so richtig, was man mit dieser neuen Metrik anfangen soll.“

    – Das hatte mich zum Schmunzeln gebracht. Ich habe dann in Gedanken ergänzt: “ … und auch heute ist man noch keinen Schritt weiter.“ –

    Der bemerkenswerteste Satz findet sich ganz am Ende Deines Beitrags und ich bin dankbar, dass Du nicht mit aller Wucht in die Kerbe der üblichen Schönredner gehauen hast.
    Zitat:
    „Und auch meine letzten WKO-Zahlenspielereien haben mir gezeigt, dass es nicht immer Power sein muss.“

    – Nun, man braucht gar keine Zahlen, um dies zu resümieren. Zumal es NIE Power sein muss. :-)
    (Was haben die armen Sportler bloß früher gemacht? Als es noch keine Leistungsmessung gab? Bittere Tränen haben sie geweint und miserable Leistungen gebracht, weil besonders jeder Hügellauf ein Mysterium war. :-D )

    Nun nur noch zu zwei Dingen, die mir wichtig sind:

    Zitat:
    „Auf eine Besonderheit beim Training nach Watt muss ich unbedingt noch hinweisen.
    Bei der Trainingssteuerung nach Herzfrequenz hat man relativ beständige Zonen,
    die man zum Beispiel über eine Leistungsdiagnostik sehr gut ermitteln kann.
    Normalerweise reicht da eine jährliche Überprüfung, auch wenn sich meist dann nichts geändert hat.“

    – Die Leistungsdiagnostik (LD) sehe ich nicht als geeignet dafür an, „relativ beständige Zonen zu ermitteln“.
    Im Gegenteil: Die Leistungsdiagnostik ist eine Momentaufnahme. Darum muss sie relativ oft wiederholt werden (Hier ist allerdings noch weit mehr zu beachten, weil die LD immer ein konkretes Ziel verfolgt.)
    Und da gibt es dann auch eine Grundsatzfrage:
    Entweder man berechnet (bspw. wie ich und die meisten anderen) über die Prozentbereiche (bspw. per Karvonenformel und RHF plus HFmax) seine eigenen Trainingszonen (TZ), die dann bis ans Lebensende funktionieren und nur über den Altersfaktor (Anpassung der HFmax alle paar Jahre) und die Ruheherzfrequenz (RHF) modifiziert werden, oder man hängt am Tropf der (sehr teuren) LD, also der Momentaufnahme – das kann man (auch wenn der Vergleich etwas skurril ist) mit regelmäßigem Blutabnehmen vergleichen. Das ist für den Breitensportler nicht effizient. Hier sind es eher bestimmte Skills, die erstmal erworben werden müssen.
    Profis arbeiten bekanntermaßen mit der LD, weil es hier um Präzision und schnelle Trainingsanpassung geht.
    Und weil Du das schriebst: Zitat: „Normalerweise reicht da eine jährliche Überprüfung, auch wenn sich meist dann nichts geändert hat.“ – Doch, es ändert sich viel. Das kommt auf den Sachzusammenhang an. Typische Beispiele: Übertrainingssymptome oder ineffizientes Training. Bei beiden wird eine zügige und wirksame Änderung angestrebt, die bei entspr. Maßnahmen dann auch alsbald eintritt.

    Zitat:
    „Bei Trainingsplänen nach Pace orientiert sich diese an der Wettkampf-Zielzeit. Da kommt es
    dann darauf an, ob die richtig gewählt ist und man sich nicht zu sehr unter- oder überfordert.
    Ob das Ziel realistisch war, merkt man dann erst nach dem Wettkampf.“

    – Zu beachten ist, dass man bei „Trainingsplänen nach Pace“ natürlich seine eigene Pace kennen muss. – Die Pace ist an die Herzfrequenz gekoppelt – da steckt das Zonensystem hinter (die Trainingszonen). Man kann also nicht einfach nach Tempo trainieren, wenn man nicht die geeignete eigene Herzfrequenz dafür hat – oder korrekt: die Frequenzen. Es macht keinen Sinn, ein Tempo zu laufen, bei dem man sich aus der spezifischen Trainingszone schießt und überfordert – oder (was seltener passiert) unterfordert.
    Wie man es also dreht und wendet – es funktioniert nur sinnvoll mit gekoppelten Werten.

    Die „Wettkampfzielzeit“ ist u.a. auch die Folge einer Wettkampf-Lauftaktik, die in monatelangen spezifischen Trainings unter Berücksichtigung der eigenen Trainingszonen und einer diesbezüglichen Trainingsmethodik geschult wurde. Hierin findet sich auch Deine Aussage zur „richtigen Wahl“ – wobei man, das möchte ich ergänzen, gar keine Wahl hat. Denn was nicht da ist, kann man auch nicht wählen – aber wenn etwas da ist, steht es für sich als Antwort bereits fest.
    Den größten Fehler, den die meisten Läufer machen, kann man besonders in den Ergebnislisten der großen (Halb)Marathon-Events entdecken, wenn man sich die Verläufe der Zwischenzeiten ansieht. Dieser Fehler basiert prinzipiell auf dem konsequenzen Missverständnis der Bedeutung des Tempos in Korrelation der geeigneten(!) Herzfrequenzzone.

    Du schreibst „Ob das Ziel realistisch war, merkt man dann erst nach dem Wettkampf“.
    Das genau beschreibt doch aber den Zustand, wenn man nicht weiß, was und wie man trainiert hat.
    Ich will jetzt nicht spitzfindig werden, aber zum einen sollte jeder Wettkämpfer wissen, dass es ein Wettkampftempo gibt, das man in monatelangem Vorbereitungstraining übt, zum anderen ist ein unbefriedigend ausgefallener Wettkampf keineswegs und niemals per se der „Beweis“ für nicht vorhandenen Realismus, sondern ein Symptom, dessen Ursache recht schnell gefunden werden kann. Das Ziel war realistisch – nur die Ausführung hat aus nachvollziehbaren Gründen diesmal nicht gepasst …

    Kontrolle ist eben alles. Wenn man die geeigneten Werte beobachtet.

    Sportliche Grüße
    Frank_BN

    1. Hi Frank, der Artikel hatte nicht das Ziel, Gründe für das Laufen nach Watt zu liefern. Es ging ja um die neuen technischen Möglichkeiten. Aber wenn Du sagst „es muss NIE Power sein“, könnte ich auch sagen „es muss NIE Pace oder Puls sein“. Schließlich gab es auch Zeiten ohne Puls- und GPS-Uhren – und da ist man auch schon Wettkämpfe gelaufen. Letztendlich geht es doch darum, die vorhandenen Tools sinnvoll für sein Training zu nutzen. Und natürlich steckt die Wattmessung im Vergleich zu den anderen beiden Metriken noch in den Kinderschuhen. Das bedeutet aber nicht, dass sie für nichts zu gebrauchen wäre.

  3. Hi Harlerunner,

    das muss ich jetzt aber doch noch kommentieren:

    Zitat:
    „Aber wenn Du sagst „es muss NIE Power sein“, könnte ich auch sagen „es muss NIE Pace oder Puls sein“.“

    Nein. Es würde keinen Sinn machen.
    Übrigens: Nur Tote haben keinen Puls. Die laufen dann aber auch nicht.

    ;-)

    Sportliche Grüße
    Frank_BN

  4. Laufen nach Power ist eine Farce. Ebenso wie der Stryd selbst. Ich habe jahrelang versucht da irgendwas sinnvoller für mich zu entdecken. Nix.
    Zum Stryd: er muss kalibriert werden. Entgegen der Marketing Kampagne von denen. Dafür ist nicht einmal ein Stadion geeignet, da laut offiziellen ja der Track zu lange oder kurz sein könnte.
    Beim Schuhwechsel gibt es Abweichungen. Bei mir sogar deutliche. Ein Schuh dauerhaft + 2,7%. Einer 4,2% und einer liegt bei 1,7%. Prima.
    Nächstes: Stryd ist in der Ebene nutzlos. Da läuft man per Pace/HF besser. Bergab: Nutzlos: man würde sich heillos überfordern wenn man den Werten folgen würde. Auf technischen Trails mit steigungwechsel : unbrauchbar.
    Wofür soll das also noch mal gut sein? Eine nicht zu steile gleichmäßiger Anstieg? Sorry. A bissel teuer dafür.

    Laufen per RPE ist das beste was man tun kann. In Kombination mit HF bei ruhigen Läufen sowie Pace bei tempoläufen : Perfekt. Mehr braucht es nicht.
    Teures Gadget.

    1. Hi Jens, der Stryd ist sicher nicht für jeden das richtige Gadget – und perfekt ist er auch nicht. Aber so ganz möchte ich Deine Kritik doch nicht stehen lassen.

      Es ist richtig, daß der Stryd Wind mit der aktuellen Firmware für die meisten Läufer Distanz und Pace nur dann korrekt anzeigt, wenn man seinen Kalibrierungsfaktor ermittelt hat. Das geht ganz praktisch auch ohne Stadion… Abweichungen konnte ich bei mir bisher nicht einzelnen Schuhen zuordnen. Allerdings ist es wichtig, dass der Pod immer an der selben Stelle befestigt ist und nicht wackelt. Das kann von Schuh zu Schuh natürlich variieren. Für die Distanzmessung wird es im Q1/2021 ein Firmware-Update geben, dass dem Stryd Wind angeblich mindestens die Präzision des Stryd Summit geben wird.

      Mir scheint auch, dass Du mit dem Stryd noch nie einen Wettkampf nach Watt gelaufen bist – vor allem nicht in hügeligem Gelände. Der Race-Calculator ist ein mächtiges Tool und Watt-Vorgaben sind selbst bei einem 10er auf flacher Strasse eine gute Orientierung. Für einen ruhigen Dauerlauf oder Tempoläufe bräuchte ich ihn im Training auch nicht. Aber kurze VO2max-Intervalle sind über die schnell reagierende Watt-Anzeige z.B. sehr gut zu steuern. Jedenfalls für mich.

  5. Hallo Harlerunner,

    Du schreibst:

    Zitat: „Der Race-Calculator ist ein mächtiges Tool und Watt-Vorgaben sind selbst bei einem 10er auf flacher Strasse eine gute Orientierung.“

    Ein Wettkämpfer läuft meines Wissens und Erfahrung insbesondere einen 10er so präzise, dass es auf Sekunden in den 1-KM-Durchgängen ankommt. Dabei hat er die volle Tempokontrolle.
    Wieso sollte er nur auf die Idee kommen, Watt-Angaben zu benutzen?
    Ich verstehe es absolut nicht. Kannst Du es mir nachvollziehbar erklären?

    (Kleine Geschichte am Rande: Ich stieg mal bei einer „City-Nacht“ in Berlin nach dem ersten Kilometer aus, weil ich 10 Sekunden verloren hatte und hundertprozentig wusste, dass ich die auf den folgenden 9 KM nicht mehr raushole.
    :-) )

    Sportliche Grüße
    Frank_BN

    1. Hi Frank, woher kennst Du denn Deine präzisen Kilometer-Durchgänge? Offensichtlich sind die ja auch nicht immer richtig, wie Du aus Berlin berichtest. Die Idee beim Stryd ist ja, dass die Critical Power permanent aktuell ist und das System daher eine „ideale“ Empfehlung geben kann – ohne dass ich selbst so viel Wettkampferfahrung und Körpergefühl haben muss, um das genau so gut einschätzen zu können. Denn das ist sicherlich nicht bei jedem Läufer der Fall.

      Letztendlich ist der Stryd einfach nur ein weiteres Tool, dass man zusätzlich zu Pace und Herzfrequenz nutzen kann. Mal ein Beispiel von meinem Ibbenbürener Klippenlauf (25 km, 500 HM). Ich bin die Strecke noch nie gelaufen und kann wegen Gelände und HM nicht auf Halbmarathon-Erfahrungen zurückgreifen. Welche Zielzeit ist realistisch? Und selbst wenn ich eine Durchschnittspace hätte: wie genau müsste ich sie bei dem unbekannten Gelände anpassen? Das alles kann ich erst wissen, wenn ich genau die Strecke schon ein paar Mal im Wettkampf gelaufen bin. Anders beim Stryd: ich kann den Streckenverlauf hochladen und bekomme auf Grundlage meiner CP eine konkrete Empfehlung, mit welchem Wattwert ich die Strecke durchlaufen kann, um dann „auf dem letzten Tropfen“ ins Ziel zu kommen. Ich fühlte mich zwischendurch zu gut und habe mich nicht daran gehalten, um später dafür zu bezahlen. Im Durchschnitt kam ziemlich genau die empfohlene Power heraus.

  6. Ich weiß nicht. Ich laufe nach Zeit. Was interessieren mich die Watt. Guckst du Uhr. Feddich. Genauer und billiger geht es nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass das Ding Geld kostet. Dazu kommt bald noch ein Abo. Spinnen die Leute eigentlich?
    Geht raus. Lauft. Easy Ist 80%. Da braucht kein Mensch so ein gedöns. Und bergauf laufen lernen lernt man schnell per Übung im Training.
    So einen Stryd Mensch hab ich auch mal am Berg überholt. Arschlahm bergauf . Bergab hat er versucht mich einzuholen. Hatte mich dann auch. Dummerweise ging es dann flach weiter. Hatte sich wohl bergab etwas überschätzt der gute. Oder auf sein Wattometer geschaut .
    Die Afrikaner müssen wirklich denken die westliche Welt ist komplett bescheuert.
    Laufen nach Gefühl ist das wichtigste was man lernen muss. Das nimmt dir so ein Ding komplett. Näh. Never ever. Geld lieber spenden.

  7. Hi Harlerunner!
    Hi Susanne!

    @Harlerunner:
    Zu Deiner Frage: Ich kenne meine präzisen KM-Durchgänge aus meinem Training.
    Würde ich nicht zielführend trainieren, wüsste ich nichts über meine Möglichkeiten auf der Strecke/Wettkampfstrecke. Implizit ist hier, dass die 10 Sekunden Verlust (wie in meiner Anekdote erwähnt) nicht von einer Fehleinschätzung kommen konnten. Also woher?
    Die Strecke war einfach zu voll! ;-)
    (Du kennst das, wenn man die mitlaufenden Pylonen umkreisen muss, um ins Ziel zu gelangen …)
    Ich wusste (dank meiner Trainingserfahrung), dass ich die 10 Sekunden niemals rausholen würde, weil ich von Anfang an ohne Reserven lief (Das ist mal ein kleines Beispiel dafür, wie sauberes Training eine Feinjustierung der Leistung ermöglicht.)
    Also soweit zur Klärung des Missverständnisses.

    Zitat:
    „Die Idee beim Stryd ist ja, dass die Critical Power permanent aktuell ist und das System daher eine „ideale“ Empfehlung geben kann – ohne dass ich selbst so viel Wettkampferfahrung und Körpergefühl haben muss, um das genau so gut einschätzen zu können. Denn das ist sicherlich nicht bei jedem Läufer der Fall.“

    Empfehlungen, Schätzungen, Hochrechnungen …
    Was Anfänger nicht wissen (und einige Fortgeschrittene auch nicht) ist, dass praktisches Laufen wirklich und definitiv nicht in der Excel-Tabelle oder auf der bunten Weboberfläche erfolgreich ist.
    Okay, zur Sache: „Nicht soviel Wettkampferfahrung und Körpererfahrung zu haben“ und dieses Defizit durch Hard- und Softwaretools kompensieren zu wollen, ist abenteuerlich. ;-)
    Mehr ist dazu nicht zu sagen.

    Generell lautet der bekannte Rat: Wer nicht gut genug trainiert ist, sollte die Finger vom Wettkampf lassen.

    Zitat:
    „Letztendlich ist der Stryd einfach nur ein weiteres Tool, dass man zusätzlich zu Pace und Herzfrequenz nutzen kann. “

    Da reagiere ich mal ganz platt und hoffe, dass der Hintergedanke offensichtlich ist:
    Einen Temperaturmesser beim Brotrösten zu benutzen, ist auch eine Sache, die man nutzen kann. (Der kostet auch weniger als ein Stryd.(

    Zitat:
    „Mal ein Beispiel von meinem Ibbenbürener Klippenlauf (25 km, 500 HM). Ich bin die Strecke noch nie gelaufen und kann wegen Gelände und HM nicht auf Halbmarathon-Erfahrungen zurückgreifen. Welche Zielzeit ist realistisch? “

    Prinzipiell keine verwerfliche Frage.
    Aber: Ist diese Frage relevant bzw. angemessen?
    Wenn ich ohne spezifisches Training eine Strecke laufen will, die ich (in verkürzter Form zudem) nur aus dem Flachland kenne, dann ist MEINE letzte Frage, bei welcher Zielzeit ich wohl ankäme. Ich bin notorischer Realist und quäle mich nicht sinnlos. ;-)
    Die Frage kann doch nur sein: Bin ich fit genug, 25 KM unter erheblich verschärften Bedingungen laufen zu können, ohne am Ende über den Zaun kotzen zu müssen oder unterwegs vom Besenmobil eingesammelt zu werden?

    Nehmen wir an, Dir ist ein Durchschnittstempo bekannt und Du bist auf der („normalen“) 25-KM-Strecke trainiert. Deine Frage, wie Du dieses D-Tempo im hügeligen Lauf anpassen müsstest, ist sehr einfach zu beantworten:
    Laufe sehr defensiv und schaue etwas häufiger auf die HF-Anzeige Deiner Sportuhr UND nutze Dein Körpergefühl und Deine Lauferfahrung.
    (An dieser Stelle verweise ich auf oben Geschriebenes: Wer Wettkämpfe mitläuft, muss Erfahrung in jeder sportspezifischen Hinsicht haben.
    Es ist nicht sinnvoll, über eine Konstruktion zu philosophieren, in der ein dem Anspruch trainingsspezifisch nicht gewachsener Läufer die digitale Glaskugel befragt und Tools in die Diskussion bringt, die Substanz kompensieren sollen.)

    Zitat:
    „Das alles kann ich erst wissen, wenn ich genau die Strecke schon ein paar Mal im Wettkampf gelaufen bin.“

    Rhetorische Frage: Läuft man erst den Wettkampf, um dann eine Trainingsvorstellung zu bekommen oder trainiert man, um eine Wettkampfvorstellung zu bekommen? ;-)

    Für den Fall, dass man sich an eine ungeübte, aber physisch prinzipiell zu bewältigende Strecke wagt, sammelt man – wie Du ja auch schreibst – Erfahrungen.
    Kein Tool kann diese Erfahrungen abkürzen, wie Du später noch selbst feststellst.
    Mit Deiner Idee des „Hochladens des Streckenverlaufs und der folgenden Empfehlung“ bist Du nicht aus dem Schneider, denn nach wie vor musst Du die Strecke selbst laufen und ich denke, Du wirst genau gemerkt haben, was Dir gut tut und ob Du es so schaffen wirst.

    Deine Ehrlichkeit in Ehren, wenn Du (Das musste man aus Deinem Beitrag erstmal herauslesen können, es ist versteckt am Ende.) resümierst, dass Du tatsächlich nach den Angaben
    des Tools gelaufen – ach nein – doch nicht gelaufen bist. Lassen wir das kurz mal sacken und schmunzeln bei Bedarf etwas. … … … ;-)

    1. Du hast dem Tool nicht vertraut.
    2. Du bist gelaufen, wie es Dir in den Kram passte.
    3. Am Schluss spekulierst Du über etwas, das erst noch bewiesen werden muss. Die reinen Daten lassen wieder nur eine Spekulation zu.

    Resümee: Das Tool ist eine Zeitvernichtungsmaschine, die darüber hinaus noch psychologisch negative Folgen hatte und zur weiteren Verwirrung beitrug. Die Katze beißt sich hier ganz dolle in den Schwanz.
    Und der Hersteller freut sich über den Absatz eines weiteren tollen „Tools“, das vor allem eins ist: Beschäftigungstherapie und Beutelschneiderei.

    ;-)

    ________________________

    @Susanne:

    Ich finde Deinen Kommentar erfrischend direkt. :-D
    Zitat:
    „Spinnen die Leute?“
    Ja.

    Zitat:
    „Und bergauf laufen lernen lernt man schnell per Übung im Training.“

    Ganz genau.

    Zitat:
    „Bergab hat er versucht mich einzuholen. Hatte mich dann auch. Dummerweise ging es dann flach weiter. Hatte sich wohl bergab etwas überschätzt der gute. Oder auf sein Wattometer geschaut.“

    :-D
    Amüsant. Baumann-Style.

    Ich möchte was Allgemeines sagen:
    „Laufen nach Gefühl“ ist ein wesentliches Element in der Trainingszonen-Theorie.
    Es ist aber eben kein Selbstläufer. Man kommt weder mit reinen Theorien besonders weit noch mit puren Gefühlen. Sally Edwards hatte das damals, Mitte der 90er-Jahre, sehr schön dargelegt („Leitfaden zur Trainingskontrolle“). Auch in der modernen Laufliteratur kann man das nachlesen.

    Rein gefühlsgesteuerte Trainingsaktivität („Leistung auf Sicht“) mag war zu scheinbar korrekten Leistungsverläufen führen, von oben betrachtet ist es aber eine emotionale Drift auf dünnem Eis, die dann erst bei hohen Leistungen, an die man sich NICHT gewöhnt hat, explizit auffällt.
    Oder man ist ständig verletzt/von Überlastungserscheinungen geplagt.
    Oder man kommt leistungspezifisch einfach nicht mehr weiter …

    Sportliche Grüße
    Frank_BN

  8. Zitat:
    „Mit Deiner Idee des Hochladens des Streckenverlaufs und der folgenden Empfehlung bist Du nicht aus dem Schneider, denn nach wie vor musst Du die Strecke selbst laufen und ich denke, Du wirst genau gemerkt haben, was Dir gut tut und ob Du es so schaffen wirst.“

    Eben nicht! Deshalb ist er ja von den Stryd-Vorgaben abgewichen und „gelaufen, wie es ihm in den Kram passte“… und hat letztendlich Lehrgeld dafür gezahlt.

    Sorry, dass ich mich so abrupt in die Diskussion einmische. Aber ich finde die Strategie von Harlerunner, auf unbekanntem Terrain (noch dazu in Überlänge) auf die Stryd-Vorgaben zu vertrauen, absolut nachvollziehbar.
    Ich selbst lese mich gerade in die Thematik der Wattmessung beim Laufen ein (deshalb bin ich auf diesen Beitrag gestoßen) und bin hin- und hergerissen. Ich habe jahrelang mit den leistungsdiagnostisch unterstützten, kombinierten Werten aus Hf und Pace trainiert. Und ich denke, die Hf-Zonen lassen sich jetzt nach Jahren des „nur Herumsportelns“ – altersgerecht angepasst – immer noch anwenden (so wie Frank es betont). Aber ein guter und sehr erfahrener Bekannter lässt mich über Stryd nachdenken. Er hat folgendes geschrieben: „Ich bin total gespannt, wenn ich auf ein Jahr mit Stryd zurückblicke. Die Trainingssoftware ist nur für brutale Realisten. Sie holt dich genau dort ab wo du stehst. Es ist egal, wie Deine Leistungen im Sommer waren, die aktuelle Berechnung erfolgt immer aus den letzten 90 Tagen. Wie bei Zwift ist es sehr wichtig, das aktuelle und richtige Gewicht einzugeben. In Kombination mit einer Spiroergometrie oder einem Laktat Feldstufentest wäre es fast perfekt. Aus meiner Erfahrung heraus sind die rechnerischen Werte sehr dicht an der Wahrheit und decken sich mit meiner letzten Diagnostik vor 4 Jahren. Für eine alte Hobbywurst wie mich, mehr als ausreichend. Allerdings lohnt sich die Verwendung des Stryd nur bei Umsetzung der Trainingsempfehlungen. Nur um zu schauen, wieviel Watt man läuft, dafür ist es zu teuer.“
    Na ja, so hat jeder seine Meinung. Aber Empfehlungen herauszuhauen, einfach drauflos zu laufen und auf die Uhr zu „gucken“, wird in vielen Fällen zu Verletzungen oder Übertraining führen. Das kann es dann auch nicht sein…
    Ich bedanke mich, aus dieser größtenteils sachlichen Diskussion zwischen zwei erfahrenen Läufern neue Denkanstöße bekommen zu haben.
    Sportfreundliche Grüße,
    Timo

  9. Hi Harlerunner!

    Ich bin erst heute auf diese Seite gestoßen.

    Finde es prima, dass Du Dich damit beschäftigt hast und Deine Erfahrungen weitergibt.

    Gott sei Dank kann jeder Laufen, wie er/sie es für richtig hält.

    Ich persönlich fühle mich mit Laufen nach Watt besser, als nach Puls oder Zeit, da die Wattzahl schneller auf kurze Anstiege reagiert.

    Die Vorgabe von Stryd für meinen letzten Marathon haben mich zu einer neuen PB geführt.

    Bin aber sowieso ein Gadget Fan.

    Mach einfach weiter und kritisches Feedback finde ich wichtig, damit man auch andere Sichtweisen erkennen kann.

    Beste Grüße,

    Claus

    1. Hallo Claus,

      vielen Dank für die netten Worte. :) Ja, beim Thema „Laufen nach Watt“ gibt es besonders viele verschiedene Ansichten. ;) Für mich ist es einfach ein weiteres Werkzeug bei dem man halt wissen muss, wann man es einsetzt und wann nicht. Grundlagenläufe nach Watt finde ich zum Beispiel Quatsch – aber bei Intervallen und für Wettkämpfe ist das schon eine große Hilfe.

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Ich bin der Harlerunner

Hier schreibt Thomas Pier über das Laufen und (deutlich mehr als nur die notwendige) Ausrüstung. Ich laufe weder besonders schnell noch weit. Aber ich teile gerne meine Erfahrungen, die ich als ambitionierter Freizeitläufer, neugieriger Early-Adopter und als mein eigener Trainer sammele.

Ich freue mich über jede digitale Kontaktaufnahme - noch mehr allerdings über jeden gemeinsam gelaufenen Kilometer.

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Thomas (der Harlerunner)