Enschede Halbmarathon 2024

Es hat tatsächlich fast 5 Jahre gedauert, bis ich endlich mal wieder einen Halbmarathon laufen konnte. Und es war ein Fest!

Vorbereitung

Mir war ehrlich gesagt nicht bewusst, dass meine ISG-Piriformis-Problematik mich so lange davon abgehalten hat, einen Halbmarathon zu laufen. Aber eigentlich bin ich im letzten Jahr erst wieder eine richtig Wettkampfsaison gelaufen und hatte auch den Köln Halbmarathon auf dem Plan gehabt – wo mir leider eine Erkältung einen Strich durch gemacht hat.

Da kam mir Mikes Vorschlag ganz recht, in Enschede an den Start zu gehen. Schließlich bin ich das einzige, laufende Familienmitglied, dass dort noch keinen Halbmarathon gelaufen ist. Zudem ist Enschede nur einen Katzensprung von uns entfernt und die Holländer sind ja bekannt dafür, ganz ordentliche Veranstaltungen auf den Beine zu stellen.

Training

Für die Vorbereitung habe ich mir gut drei Monate Zeit genommen, um nach der faulen Winterzeit langsam wieder Umfang und Intensität aufzunehmen. Der Coesfelder Heidelauf war ein erster Formtest und der Kuchenlauf in Ahaus eine weitere Möglichkeit, in der Gruppe mal einen wirklich langen Lauf zu machen.

Trainiert habe ich nach der Easy Interval Method von Klaas Lok. Dabei werden bei fast jeder Trainingseinheit Intervalle gelaufen – allerdings in etwas niedrigerer Intensität. Ich habe also viel Zeit knapp unterhalb der Schwelle und damit im Bereich der Race Pace verbracht. Bis auf zwei Wochen Krankheitspause habe ich auch gut durchtrainieren können und vor allem genug lange Läufe gesammelt.

Zielsetzung

Meine Probleme rund um den Piriformis und das ISG haben mich wirklich lange davon aufgehalten, schnell und/oder weit zu laufen. Die Wettkämpfe im letzten Jahr haben mir gezeigt, dass ich mit meinen Kräftigungs- und Dehnübungen mittlerweile das richtige Mittel dagegen gefunden habe.

Mit dem Halbmarathon wollte ich mir vor allem beweisen, dass ich die Problematik nun wirklich überwunden habe und wieder voll da bin. Daneben gab es natürlich ein grobes Zeitziel, denn 1:50h hatte ich mir auf jeden Fall zugetraut. Das Schielen in Richtung 1:45h war eigentlich unrealistisch. Aber jede Sekunde in diese Richtung wäre ein kleiner Erfolg.

Vor dem Start

Auf dem Weg nach Enschede habe ich Mike eingesammelt, damit wir uns gegenseitig vor dem Start noch ein wenig verrückt machen konnten. ;) Allerdings hatte er sich seinen ersten Marathon vorgenommen, was sicherlich zu etwas mehr Anspannung führt. Aber wir waren beide gute im Training also ordentlich vorbereitet.

Logistisch ist Enschede ziemlich perfekt organisiert: Start und Ziel ist direkt bei einem großen Marktplatz mitten in der Stadt, unter dem sich eine riesige Tiefgarage befinden. Der Ausgang spuckte uns also mitten im Geschehen aus und es dauerte nicht lange, bis wir die ersten bekannten Gesichter trafen.

Nach einer kurzen Besichtigung des Startbereichs wurde die Zeit aber bereits knapp und wir haben unsere Sachen abgegeben. Die gemieteten Schließfächer (eigentlich ein super Angebot) waren allerdings etwas klein – zum Auto waren es aber nur ein paar Meter mehr.

Bei dem Gedränge war es allerdings schwer, in den Startbereich zu kommen. Der war allerdings so riesig, dass es bis zum Start eh noch relativ weit war. Aus dem Wandern wurde irgendwann ein leichtes Traben und dann kam auch der Start in Sicht.

Start

Der Start war also „fliegend“ und bis ich dort angekommen war, lief die Uhr schon seit über 6 Minuten. Dementsprechend waren auch die Pacer-Gruppen schon längst unterwegs, so daß ich auf mich alleine gestellt war. Selbst Mike hatte ich auf dem Weg schon verloren.

Nach dem Start ging es zunächst Richtung Osten und immer geradeaus bis zu einem Wendepunkt. Daher dauerte es auch nicht lange, bis uns zuerst die Elite-Läufer und dann irgendwann das Feld entgegen kamen.

Auf dem Weg zum Wendepunkt lief ich plötzlich neben Mike! Der hatte sich im Startbereich scheinbar besser durchgeschlagen. Auch die 1:50h-Pacer flogen an mir vorbei – wahrscheinlich uneinholbar.

Es waren übrigens knapp 5°C beim Start, was die Wahl der Kleidung etwas schwierig gemacht hatte. Da aber auch die Sonne raus kam, hatte ich mich für den Race Base Layer und das Tempo Top von Soar entschieden – eine perfekte Kombination. Wo wir gerade dabei sind: an den Füßen steckten die Saucony Endorphin Pro 4 und am Arm war die Suunto Race.

Nach dem Wendepunkt gings erstmal wieder rein in die Stadt und dann Richtung Norden raus ins Grüne. Alle 2-3 Kilometer gab es Verpflegung mit Wasser und Isodrinks. Meist wurden auch Schwämme zum Abkühlen angeboten und Bananen lagen auch oft bereit.

Ich hatte mittlerweile mein Tempo und auch einige Mitstreiter gefunden und fand die Strecke ziemlich kurzweilig. Alle 7 Kilometer wollte ich ein Maurten-Gel nehmen (so hatte ich es im Training schon geübt) und den ersten Punkt hätte ich fast verpasst.

Irgendwann nach ca. 14 Kilometern wird das Feld geteilt und die Marathonis gehen auf ihre eigene Strecke. Der Punkt ist ziemlich gut ausgeschildert und die Strecke geht auch noch eine ganze Zeit parallel, so daß man zur Not auch dann noch wechseln könnte.

Für mich ging die Zeit so schnell vorbei, dass ich erst bei Kilometer 17 oder so an das zweite Gel gedacht habe. Zwischendurch habe ich zweimal kurz was getrunken. Es wurde auch langsam Zeit für einen Wechsel der Playlist, denn ich war erstmals mit Musik unterwegs. Die sollte mir vor allem auf den letzten Kilometern noch etwas Schub geben.

Das hat auch gut funktioniert: mit Bonnie Tylors „Holding Out For a Hero“ ging es nach 3 Kilometern Endbeschleunigung mit ordentlich Schwung über die Zielmatte. Wie ich es geschafft habe, sowohl bei der offiziellen als auch bei der selbst gestoppten Zeit haargenau 1:48:00 zu treffen, ist mir allerdings ein Rätsel.

Nach dem Rennen

Im Zielkorridor habe ich mir natürlich meine Medaille abgeholt und ein wenig getrunken. Mich hat dort niemand erwartet und es machte auch keinen Sinn, auf Mike zu warten, so daß ich nur noch ein wenig über den Marktplatz geschlendert bin. Bevor mir dann zu kalt wurde, habe ich mich aber schnell auf dem Weg zum Auto und nach Hause gemacht.

Zusammenfassung

Das war ein ziemlich perfekter Wettkampftag! Die Vorbereitung war gut und ist bei der Ausführung voll aufgegangen, das Wetter hat mitgespielt und die Organisation war vom Feinsten. Bei dem, was hinten raus noch möglich war, hätte ich es vielleicht ein klein wenig schneller angehen können.

Aber das Wichtigste: ich bin definitv wieder Halbmarathon-tauglich! :D Zwar habe ich meinen Problembereich auf den letzten Kilometern ein wenig gespürt (und vor allem auch danach…), aber irgendeine Achillesferse hat ja jeder. Und meine habe ich jetzt offensichtlich im Griff.

Kleine Analyse

Für die Zahlennerds: ich vergleiche seit einiger Zeit meine Läufe nur noch über eine altersangepasste Tabelle (AgeGrading). Demnach war das mein drittbester Halbmarathon!

Gleichzeitig hatte ich aber auch den höchsten durchschnittlichen Wattwert bisher – was bedeutet, dass meine Running Effectiveness deutlich gelitten hat. Da gibt es in den letzten Jahren einen schleichenden Abwärtstrend… Vielleicht ein Zeichen, dass ich doch regelmäßiger Krafttraining machen sollte?! ;)

  1. What? 5 Jahre keinen HM? Das hatte ich echt nicht auf dem Schirm. Freut mich umso mehr, dass das Revival von Erfolg gekrönt war. Komm doch mal im September nach Kassel zum HM. Das wäre doch geil!

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Ich bin der Harlerunner

Hier schreibt Thomas Pier über das Laufen und (deutlich mehr als nur die notwendige) Ausrüstung. Ich laufe weder besonders schnell noch weit. Aber ich teile gerne meine Erfahrungen, die ich als ambitionierter Freizeitläufer, neugieriger Early-Adopter und als mein eigener Trainer sammele.

Ich freue mich über jede digitale Kontaktaufnahme - noch mehr allerdings über jeden gemeinsam gelaufenen Kilometer.

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