Mit adidas entdecke ich gerade eine (für mich) neue Laufschuh-Marke. Und der Terrex X-King ist wirklich ein grandioser Einstieg!
Produkttestadidas Terrex X-King
adidas Terrex X-King
ab ca. 90 Euro
9 Wochen
Erster Eindruck
Schon die Verpackung des Terrex X-King ist ungewöhnlich: ein kleines Sichtfenster gibt einen ersten Blick frei. Doch was man sieht, erinnert wenig an einen Laufschuh. Die Assoziation mit dem Profil eines Mountainbike-Reifens ist nicht weit her geholt. Denn nicht nur stand der Grip dieser Reifen für die Entwicklung des Trailschuhs Pate, auch das Material stammt vom bekannten Reifenhersteller Continental.
Den X-King gibt es nur in schlichtem Schwarz. Aufgelockert wird das Design durch ein paar gelbe Schriftzüge und die weiße Schnürung.
Im Profil erkennt man schon, wie ausgeprägt die Stollen der Sohle sind. Ausserdem gibt adidas eine kleine Hilfestellung, falls man seine Schuhgröße vergessen hat… ;)
Die Zehenbox verfügt über einen großen und relativ harten Zehenschutz. Es ist also wirklich schwierig sich den dicken Onkel in dem Terrex anzustoßen. Ich habe es ausprobiert. ;)
Ein Schnellschnürsystem sorgt beim X-King für den nötigen Halt im Schuh. Es greift schon bei leichtem Zug ordentlich zu. Das lose Ende verstaut man unter einem extra dafür vorgesehenen Elastikband an der Zunge.
adidas verwendet natürlich sein 3-Streifen-Design, um den Zug der Schnürung zu verteilen. Oben sieht man auch ganz gut das Obermaterial des Schuhs. Das Synthetik-Mesh fühlt sich sehr hart und widerstandsfähig an, soll aber gleichzeitig leicht und komfortabel sein.
Ganz praktisch sind auch die Laschen an den Fersen. Die vertragen auch mal ein wenig Zug, wenn es nicht gleich so rutscht beim Anziehen. Ausserdem kommen in dem Bild mal alle Design-Elemente zusammen. Denn ich muss schon sagen, dass mir der Terrex X-King schon optisch extrem gut gefällt. Der Schuh sieht einfach so g… aus, dass ich ihn unbedingt laufen musste. ;)
Aber erstmal geht’s jetzt ans Eingemachte. Was ihr bisher gesehen habt, gibt es bei anderen Schuhen ja auch. Was jetzt kommt, ist meines Wissens nach einmalig und hängt mit dem Konzept des Mountainbike-Reifens zusammen.
Nimmt man die Innensohle des Terrex X-King heraus, bietet sich ein ungewöhnlicher Anblick. Ok, sooo ungewöhnlich sieht das Foto jetzt nicht aus, aber was man da sieht ist nicht die Zwischensohle. Der Schuh hat nämlich keine – sozusagen. Wir sehen auf die Karkasse. Der Schuh ist also wirklich wie ein Reifen konstruiert. Die Gewebeschichten bieten einen festen Rücken für die Stollen der Sohle bzw. des „Reifenmantels“, wenn man so will.
Alle Funktionen der Zwischensohle, die normalerweise ja fest mit der Laufsohle bzw. dem Schuh verbunden ist, übernimmt die „Einlegesohle“. Das ist schon ein ziemlich dicker Keil, den man da aus dem Schuh zieht. Wie man besonders an der Dicke unter der Ferse sieht, kümmert sich diese Zwischensohle nicht nur um die Dämpfung, sondern stellt auch die Sprengung von 6 mm her. Ich kenne keinen zweiten Schuh, der so konstruiert ist! Total spannend. Aber die Frage ist natürlich: läuft er sich auch gut…?
Erfahrungen beim Laufen
Vielleicht vorweg: die auf dem Schuh angegebene UK-Größe entspricht so gar nicht meiner Standardgröße. Der Schuh ist eine ganze Nummer kleiner als normal. Allerdings entspricht er der Größe, die man auf der adidas-Webseite durch Messen seiner Fußlänge ermitteln kann. Beim ersten Anziehen war ich mir im ersten Moment fast sicher: viel zu klein. Das hat sich im weiteren Verlauf aber als Trugschluss herausgestellt. Ich wäre zwar sicher auch mit einer halben Nummer größer zurecht gekommen, aber zu klein ist der Schuh definitiv nicht.
Es ist eher so, dass er so fest und eng sitzt wie ein Mountainbike- oder Rennrad-Schuh. Handschuhmäßig. Zumindest im Bereich des Mittelfusses und der Ferse. Denn die Zehen haben wieder sehr gut Platz zur Seite und auch ausreichend nach oben. Im Grunde wäre bei mir die Schnürung nicht notwendig. ;)
Der Terrex X-King wurde für Terrain geschaffen, das für guten Grip einiges an Eindringtiefe braucht. Also losen Schotter, Schnee oder Matsch. Letzteres war in meinem kleinen Trail-Revier hier vor Ort leicht zu finden. :) Allerdings glaube ich, dass der Schuh damit noch total unterfordert war. Ich dagegen musste mich erstmal daran gewöhnen keine „Ausweichstrecken“ zu suchen. Es gibt da so einige Passagen, die man im Testzeitraum eigentlich nicht hätte laufen können. Und wenn dann nur, in dem man ständig einen Weg um größere Matschflächen herum suchen müsste.
Nicht so mit dem X-King: es ging einfach mitten durch! Und das mit zwei Überraschungen. Die eine war der Grip. Die andere der Umstand, dass ich nach so einer Querung keine schweren Schuhe hatte. Es blieb nämlich kaum etwas an der Sohle kleben. Der knackige Sitz und die Stabilität des Schuhs waren eine große bei dem unsicheren Terrain. Man weiss ja nie, was sich unter dem Schlamm befinden. Bei mir waren es häufig Baumwurzeln oder Steine – beides kein Problem.
Selbst auf Asphaltpassagen hat sich der Trailschuh wirklich gut geschlagen. Eigentlich sogar mehr als das, denn er war da richtig angenehm zu laufen. Auf Dauer tut das dem Gummi der Continental-Sohle sicher nicht gut, aber wenn nötig macht der Schuh auch den Untergrund problemlos mit. Das gute Laufgefühl hängt sicher auch damit zusammen, dass der Schuh zwar verwindungssteif zu sein scheint, beim Abrollvorgang aber die nötige Bewegung gut zuläßt.
[alert type=white ]Meine Meinung
Für jeden, dem der Salomon Speedcross zu steif ist und die Schuhe von inov-8 zu flexibel sind, der hat mit dem adidas terrex X-King genau den richtigen Schuh für alle Untergründen. Egal, wie nass es ist, hat man immer den perfekten Grip und der Fuß wird sicher im Schuh gehalten. Lediglich eine etwas gepolsterte Zunge würden wir wünschen.
Prädestiniert ist der X-King in meinen Augen für Hindernisläufe, die ja grad zuhauf aus dem Boden schießen und Crossläufe im gemischten Gelände. Weniger geeignet ist er wohl für Ultratrails, die sparsame Polsterung im Oberschuh und die harte Dämpfung dürfte für die meisten wohl spätestens nach zwei Stunden ein Problem werden.
Der adidas Terrex X-King hinterlässt nach dem Test einen bleibenden Eindruck. Für meine Begriffe sticht er sogar den populären Konkurrenten Salomon Speedcross 3 in Sachen Matsch-Traktion und Vielseitigkeit aus. Wo das weiche Salomon-Profil gerne mal wegschmiert, beißen sich die Continental-Stollen gnadenlos fest. Durch die robuste und steife Bauweise dürfte der Schuh zudem speziell Läufer begeistern, die wie ich die 1,85 Meter- und 80 Kilogramm-Marke überschreiten und damit eher zu den Lauf-Schwergewichten gehören. Aus Komfortgründen etwas Dämpfung an der Ferse zu haben – wieso nicht! Ich bin schwer gespannt, wie sich der Trailrunningschuh auf lange Sicht bewähren wird. Für kürzere, technische Trailruns bis 20 Kilometer Länge, die auf anspruchsvollem Untergrund stattfinden, ist er für mich künftig jedenfalls das Mittel der Wahl.