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Nach der Polar Pace Pro hätte ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass die Vantage-Reihe fortgesetzt wird. Aber hier ist sie nun: die dritte Version von Polars Premium-Laufuhr.
Anzeige: Der Hersteller hat mir das Produkt für diesen Test auf meine Anfrage hin zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder.
Inhalt / Content
Polar Vantage V3
Vorschau | Produkt | Preis | |
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Polar Vantage V3, Sportuhr mit GPS, Fortschrittliches Herzfrequenz-Messgerät und Längere… | 469,99 EUR | Bei Amazon kaufen |
Erster Eindruck
Die Uhr ist sofort als Mitglied der Vantage-Reihe zu erkennen: das hochwertige Aluminium-Gehäuse und die markanten roten Drücker sind direkt vertraut.
Die offensichtlichste Änderung ist der neue Bandanschluss: bei der Vantage V3 passen nun alle Standardbänder mit 22 Millimetern Breite. Damit verabschiedet sich Polar von proprietären Bändern und auch vom Adapter-Zwischenschritt der Vantage V2 Shift-Edition.
Auch beim optischen Sensor fallen mir direkt Änderungen auf: scheinbar hat Polar hier optimiert.
Beim Einschalten ist aber ganz klar, was das Highlight der Uhr ist: unter dem Gorilla-Glas erwartet mich ein helles AMOLED-Display, das bis zum gewölbten Glasrand reicht.
Was ist neu?
Polar hat die Vantage V3 wirklich an vielen Stellen geupdated. Am herausragendsten ist sicher die neue Offline-Mapping-Funktion. Zusammen mit dem AMOLED-Display macht das wirklich einen großen Unterschied zu anderen Uhren von Polar. Beide Features finden sich mittlerweile auch in den Vorzeige-Produkten der Mitbewerber, so daß Polar nun gleichzieht.
Neben dem neuen Bandanschluss sind weitere Neuerungen nur innerhalb des Gehäuses zu finden: der optische Sensor wurde erneuert und gehört nun zur vierten Generation. Er bietet nun auch die Möglichkeit, den Blutsauerstoffgehalt zu messen.
Neu ist auch die Möglichkeit, die Hauttemperatur zu messen oder ein EKG aufzuzeichnen. Das funktioniert ohne Brustgurt und lässt sich ausserdem für den orthostatischen Test nutzen.
Und last but not least gibt es auch bei der GPS-Aufzeichnung ein Update: die Polar Vantage V3 unterstützt nun die Positionsbestimmung per Multiband- / Dual-Frequency-GPS.
Pluspunkte
Display
Polar ist leider nicht bekannt für besonders helle Displays. Aber das ändert sich mit der Vantage V3 nun grundlegend: das AMOLED-Display ist wirklich hell, hochauflösend und sehr gut lesbar.
Es macht einfach Spaß draufzuschauen – egal ob im Sport oder im Alltag. Um den höheren Akkuverbrauch dieser Displaytechnologie abzufangen, schaltet sich die Anzeige natürlich immer auf dunkel, wenn sie nicht genutzt wird.
Eine Drehung am Handgelenk weckt die Uhr aber zuverlässig wieder auf. Zusätzlich lässt sich auch bestimmen, wie lange das Display aktiv bleiben soll oder ob es sogar immer an sein soll – eine Funktion, die keiner der Mitbewerber hat!
Die Zeiten der Brotkrümel-Navigation scheinen nun endlich vorbei zu sein. Wer schon mal in einer fremden Gegend eine am Computer vorgeplante Route abgelaufen ist, wird die Kartenanzeige sehr zu schätzen wissen.
Polar bietet mit der Vantage V3 erstmalig diese wirklich sinnvolle Funktion. Man lädt einfach das Kartenmaterial der gewünschten Region auf die Uhr und kann dieses dann auch offline nutzen.
Die Karten kommen in zwei Detailtiefen und bilden entweder nur Straßen und Gebäude ab, oder liefern noch topografische Informationen wie Höhenlinien mit. Leider beherrscht die Uhr kein Routing oder sogar Re-Routing. Man muss die Strecke also vorher planen und den Track auf die Uhr laden.
GPS
Meiner Meinung nach schlagen sich mittlerweile alle Uhren ziemlich gut bei der Positionsbestimmung per GPS. Polar war da nicht immer im Feld der Spitzenreiter, hat mit Multiband- / Dual-Frequency in der Vantage V3 bei meinen Testläufen aber spürbar aufgeholt.
Im direkten Vergleich zu meinen Suunto- und Garmin-Uhren hat die Polar sich immer als gleichwertig bewiesen – auch bei bekanntlich kniffligen Situationen.
Power am Handgelenk
Durch die verbesserte GPS-Leistung ist auch die (teilweise GPS-basierte) Messung der Power am Handgelenk verläßlicher geworden.
Auf Grund der unterschiedlichen Berechnungsmethoden liegen die Polar-Werte zwar deutlich über denen vom Stryd – das aber dafür sehr konstant. Damit kann man gut arbeiten.
Bedienung / Performance
Das ist vielleicht ein etwas ungewöhnliches Kriterium, aber ich habe die Bedienung der Vantage V3 als besonders reaktiv wahrgenommen. Es kam an keiner Stelle zu Verzögerungen oder Hängern – selbst nicht beim Umschalten und Bedienen aufwändiger Funktionen wie die Kartenansicht.
Polar hat hier laut Datenblatt einen deutlich leistungsfähigeren Prozessor verbaut, der hoffentlich neben der flüssigen Bedienung auch eine gewissen Zukunftssicherheit der Plattform mitbringt – zum Beispiel für das Update oder die Erweiterung von Funktionen (Routing?) über die Firmware.
Neutral
EKG am Handgelenk
Die morgendliche Messung meiner Herzfrequenz-Variabilität gehört für mich seit Jahren dazu. Polar hat mit Nightly Recharge und Recovery Pro hier sehr gute und sinnvolle Funktionen im Angebot. Und ich hatte gehofft, dass die EKG-Funktion hier nochmal eine neue Dimension rein bringt.
Leider ist der Fortschritt aber sehr überschaubar. Man kann jetzt zwar auf den Brustgurt beim orthostatischen Test verzichten, was die Handhabung direkt nach dem Aufwachen sehr vereinfacht. Gleichzeitig würde ich die bewiesene Genauigkeit und Verläßlichkeit des Brutgurtes nicht gegen eine optische Messung eintauschen wollen.
Die eigentliche EKG-Messung bleibt dagegen eine Spielerei, weil die Werte nur auf der Uhr angezeigt werden und keinerlei Trends verfolgt werden können. Aus meiner Sicht eine vergebene Chance.
Akku-Laufzeit
Wer Wert auf besonders lange Akku-Laufzeit legt, sollte nicht zu einer AMOLED-Uhr greifen. Es ist zwar nicht so, daß ich die Vantage V3 alle paar Tage ans Ladekabel hängen musste, aber doch häufiger als beim Vorgängermodell.
Wobei das scheinbar vor allem an der Alltagsnutzung liegt, die sicher deutlich mehr Displayzeit mit sich bringt. Im reinen Sportmodus muss sich die Polar nämlich nicht gegenüber den Mitbewerber verstecken: über 60 Stunden werden im GPS-Modus versprochen und damit etwa doppelt so viel wie z.B. bei einer Garmin Forerunner 965, die auch ein AMOLED-Display hat.
Meine Meinung
Und dabei habe ich noch gar nicht die Plattform Polar-Flow erwähnt, oder die diversen Erholungsmetriken, Schlaftracking, Cardio Load... Aus meiner Sicht bringt Polar immer noch das durchdachteste und bewährteste Gesamtpaket mit.