Was läuft bei mir?!

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Ich habe irgendwie keine Lust, eines der aktuellen Buzzwords zu benutzen. Eigentlich will ich auch nicht den x-ten Artikel zum Thema schreiben. Aber trotzdem ist es so, dass wir alle in einer sehr außergewöhnlichen Situation stecken und jeder damit anders umgeht. Und da es mich interessiert, wie es euch damit geht, kann ich ja auch erzählen, wie es für mich ist.

Alltag

Seit drei Wochen arbeite ich von zuhause – so wie meine Frau auch. Mit zwei kleinen Kindern im Grundschul- bzw. Kita-Alter ist das durchaus eine Herausforderung. Gleichzeitig kann ich die gemeinsame Zeit aber auch sehr genießen. Die Arbeitstage sind durch die Familienzeiten zwischendurch natürlich deutlich länger, dafür spare ich aber auch jeden Tag zwei Stunden Fahrzeit ein. Unterm Strich ist das für mich gar keine so schlechte Lösung.

Zum Glück haben wir ein großes Haus mit Garten, so dass uns die Decke so schnell nicht auf den Kopf fällt. Das Einkaufen haben wir auf 1x pro Woche reduziert, weil es auch unseren einzigen Aussenkontakt darstellt. Ansonsten sind wird „optimal isoliert“, bis auf Gespräche mit den Nachbarn über die Strasse hinweg. Kontakte zu Familie und Freunden laufen von den ersten Tagen an über Videoanrufe, was vor allem den Kindern hilft.

Weniger Podcasts

Durch die fehlenden Pendelzeiten im Auto, komme ich bei den Podcasts nicht mehr hinterher. Das hat schon zu massiven Streichungen geführt, zumal viele Nachrichten-Podcasts eh sehr mono-thematisch geworden sind. Übrig geblieben sind natürlich die Laufpodcasts und eine Hand voll zu anderen Themen.

Trotzdem muss ich bei neuen Folgen stark durchsieben (sprich: skippen), um überhaupt noch am Ball zu bleiben. Da nützt auch das Hören beim Laufen nicht viel, was ich sonst nie mache. Womit wir beim nächsten Thema wären:

Mehr Laufen

Erstmal hat die neue Situation dazu geführt, dass der Ibbenbürener Klippenlauf abgesagt wurde und mein ambitionierter Trainingsplan plötzlich ins Leere lief. Die erste trotzige Reaktion war natürlich, einfach doch am Wettkampftag auf die Strecke zu gehen – vielleicht sogar mit einer Gruppe. Aber mit der Zuspitzung der Ereignisse, war auch das ganz schnell vom Tisch.

Wie bei euch sicherlich auch, stellte sich direkt die Frage, wie es jetzt weitergehen soll mit dem Training. Zuletzt haben mir sogar die langen Läufe fast schon Spaß gemacht und insgesamt war ich in sehr guter Form. Aber so ganz ohne Ziel…? In der folgenden Woche fehlte dann die Motivation und ich habe nur das Nötigste gemacht.

Aber weil das natürlich kein Zustand ist, und ich auch nicht nur „einfach so durch die Gegend“ laufen kann, musste ein neuer Trainingsplan her. Der war leicht gefunden, denn zum Einen hätte als nächstes sowieso ein 10-km-Training angestanden, und zum Anderen wollte ich unbedingt mal einen Plan der Triathlon Crew Cologne ausprobieren.

Neuer Trainingsplan

Hinter den TCC-Plänen steckt vor allem Dr. Sebastian Zeller bzw. ProAthletes aus Köln. Wer den Youtube-Kanal kennt weiß, dass es hier um geballtes wissenschaftliches Know-How geht – was mich natürlich anspricht. :)

Ich habe den Plan „10 km in unter 45 Minuten“ also gekauft und bin direkt am nächsten Montag damit eingestiegen. Mein TrainingPeaks-Kalender ist damit wieder bis Mitte Juni gefüllt. Mal sehen, ob sich dann auch ein Wettkampf finden lässt. Sonst laufe ich ihn einfach für mich irgendwo zwischen den Feldern.

Der erste Trainingsblock ist bereits fast rum und hat mich von vier Läufen pro Woche mit vielleicht 50 Kilometern gesamt auf zuletzt sechs Läufe mit 70 Wochenkilometern gebracht. Ich weiß nicht, wie ich vorher ohne solche Umfänge sogar unter 44 Minuten laufen konnte… ;) Aber mir gefällt die Struktur sehr gut und ich werde ihn auf jeden Fall weiter durchziehen, so lange der Körper mitmacht.

Da sehe ich nämlich zwei Probleme: das eine ist ganz grundsätzlich die Zunahme an Volumen und Intensität, die ich so nicht gewohnt bin. Allerdings habe ich auch mindestens ein Mal täglich die Theragun im Einsatz, was den müden Muskeln sehr, sehr gut tut. Daneben läuft die tägliche HRV-Messung und würde mir frühzeitig signalisieren, wenn ich mich aus dem grünen Bereich heraus bewege.

Zum Anderen nehme ich aber auch die aktuelle Situation sehr ernst und bin mir des Open-Window-Effektes bewusst. So ist ein harter Lauftag niemals gleichzeitig ein Einkaufstag. Und sollte die HRV-Entwicklung auffällig sein, würde ich auch sofort die Reißleine ziehen.

Corona Racing Days

Über den Strava-Club „Kreis Coesfeld Segment Hunters“ kam die Idee auf, kleine Wettkämpfe auf üblichen Streckenlängen auszutragen. Um die Segmente streiten wir uns ja eh schon, die sind meist aber eher kurz. Diese Woche gab es also den ersten Corona Racing Day auf der Strecke „Försterehepaar Hagemann Gedächtnisrunde„, einem 5-km-Rundkurs. Jeder kann die Strecke allein (!) und so oft laufen, wie er möchte. Sonntags wird dann abgerechnet. ;)

https://www.instagram.com/p/B_DO2EVH4Ye/

Ich habe mich also mal in mein feinstes Race-Outfit geworfen und einen kleinen Formtest gemacht. Gelaufen bin ich nur mit der Wattanzeige, letztendlich aber nach Gefühl. Heraus kam eine ziemliche Punktlandung (318 Watt waren geplant, 316 Watt sind es geworden), was aber nicht gleichbedeutend mit der erhofften Pace war. Leicht unter 4:30 min/km wären mir schon lieber gewesen als knapp drüber. Aber egal: es hat einfach Spaß gemacht, zur Abwechslung ein wenig Wettkampfatmosphäre zu haben. Ich bin mal gespannt, wer sich noch auf die Strecke wagt. :)

Marktlage

Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, gab es bisher eigentlich keine Auswirkungen auf den Blog. Die werden aber sicher noch kommen, denn der Sportartikelindustrie stehen auch schwere Zeiten bevor – da müssen wir uns nichts vormachen.

Zur Zeit zehre ich noch von den vielen Review-Exemplaren, die ich in den letzten Wochen bekommen habe – und natürlich von meinen eigenen Themen. Eigentlich stehen jetzt für viele Marken die Frühjahrs-Kollektionen an, doch wer (wie sehr, sehr viele) in Asien produzieren lässt, wird seine Ware wahrscheinlich nicht wie geplant bekommen haben. Das könnte die Zeit der Firmen sein, die lokal und in Europa produzieren. Guckt also mal bei Kossmann, Thoni Mara, Fusion, YMR oder auch Soar vorbei.

Support Your Local Dealer!

Noch härter trifft es sicher die Händler, die vielleicht bisher noch keinen Online-Shop betrieben haben. Sascha (trailrunnersdog.de) hat eine Liste seiner lokalen Shops aufgestellt und ruft dazu auf, die Angebote dieser Händler zu nutzen. Das kann ich nur unterstützen! So einfach es auch sein mag, jetzt bei den großen Online-Händlern zu bestellen: wenn ihr den netten Händler um die Ecke nicht verlieren wollt, erkundigt euch nach den Möglichkeiten, dort zu bestellen! Der Active Laufshop in Münster nimmt zum Beispiel eure Bestellungen gerne auch telefonisch entgegen.

Instagram

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Zeitschriften

Das betrifft auch die Laufzeitschriften. Deren Verkaufszahlen an den Kiosken brechen gerade total ein. Holt euch ein Abo des Trail-Magazins, kauft im Shop die coolen THY-Sachen. Ich habe mir dort eine Mütze gekauft, die ich schon länger im Auge hatte. Und auch für das Laufzeit-Magazin habe ich jetzt ein Abo, weil es das hier eh nicht am Kiosk gibt.

Dies & Das

rageand.run

Vieles sortiert sich gerade neu, daher ist es auch die beste Zeit, um mit etwas Neuem anzufangen. Sicher habt ihr auch viele neue Läufer auf euren Hausstrecken entdeckt. ;) Aber auch andere Projekte sind jetzt gestartet, wie die Neubelebung des Blogs und Youtube-Kanals von Jens Peters. Mir gefällt seine etwas andere Herangehensweise und ich hoffe sehr, dass Jens dran bleibt. Guckt doch einfach mal rein:

YouTube

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Gewicht

Für die meisten von euch scheint das Homeoffice ein Verlust von Bewegung zu bedeutet und damit auch eine leichte Gewichtszunahme. Bei mir haben der Wegfall von zwei Stunden sitzen im Auto und die Anhebung der Wochenumfänge zu einer gegenteiligen Entwicklung geführt.

Mein Gewicht schwankt nie großartig bzw. wenn, dann nur nach oben. ;) Im Moment bin ich aber gerade in einem historischen Tief! Werte von unter 83 kg habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Dabei versuche ich nach Kräften mit Schokolade gegenzusteuern. Wenigstens ein Abwärtstrend, dem ich etwas abgewinnen kann. ;)

Also… wie geht es euch denn zur Zeit läuferisch? Habt ihr euch gut eingelebt? Geht euch das alles gegen den Strich, oder könnt ihr der Situation auch Positives abgewinnen?

Blogstöckchen

Ich habe zwar keine Ahnung wie man ein Blogstöckchen macht, aber auch so hat Martin das Thema „Was läuft bei mir?“ auf runomatic.de aufgenommen. Dort könnt ihr also direkt weiterlesen. :)

  1. Ich hätte jetzt spontan so viele Bemerkungen, dass ich einen eigenen Beitrag schreiben könnte. Vielleicht mache ich das noch. Danke für die Inspiration. Aber hier schon mal für dich (auch als Brainstorming für mich):

    Theragun: Wie konnte ich vorher ohne das Ding leben? Ich hab sie auch im täglichen Gebrauch. Gerade eben wieder. Ein Wirbel saß quer. Nachdem die Holde ein paar mal die Stelle mit der Gun bearbeitet hat, war’s wieder gut.

    Gewicht: Ja. Da bin ich auch dran. Ich will wieder dahin, wo ich 2016 war. D.h. noch 4 kg runter. Keine Schnucke. Kein Weißbrot. Kein Alk. FdH.

    Open-Window: Jepp. Wichtig. Daher nur lang und nicht schnell.

    Marktlage: Hab gerade den Eindruck, dass die Agenturen mehr Reviews wollen, als vorher. An Testmustern mangelt es derzeit eher nicht.

  2. Hi Thomas,

    schöner Artikel, bei mir ist es ganz ähnlich. Viel Pendelweg wird gespart, aber dafür Zeit mit der Familie und fürs Laufen gewonnen.

    Wie bekommst du denn dein Gewicht nach WKO? Ich habe das schon mehrfach versucht, aber es klappt nicht…

    Viele Grüße,
    Stefan

    1. Hi Stefan, das Gewicht muss natürlich bei TrainingPeaks eingetragen sein, damit es auch in WKO zur Verfügung steht. Ich benutze eine WLAN-Waage von Withings, die eine Schnittstelle zu TrainingPeaks hat. Es gibt sicher aber noch viel mehr Quellen, die da möglich wären.

  3. Zitate:

    „Hinter den TCC-Plänen steckt vor allem Dr. Sebastian Zeller bzw. ProAthletes aus Köln.

    „Der erste Trainingsblock ist bereits fast rum und hat mich von vier Läufen pro Woche mit vielleicht 50 Kilometern gesamt auf zuletzt sechs Läufe mit 70 Wochenkilometern gebracht. Ich weiß nicht, wie ich vorher ohne solche Umfänge sogar unter 44 Minuten laufen konnte… ;) … ….“

    Hallo Harlerunner,

    das hat mich amüsiert, wie Du hier mal einen schönen Seitenhieb verpasst hast, den Du sicher nicht so hart gemeint haben wirst, wie er aber eigentlich verstanden werden sollte, wie ich finde.
    Ich wundere mich immer wieder, wo die Phantasie der Leute herkommt, Trainingspläne zu erfinden, die angeblich Sinn machen sollen. Ich glaube ja schon immer, dass es um den reinen Geschäftssinn geht.
    Papier ist geduldig.

    Ich möchte daran erinnern, was auch schon Dr. M. Marquardt über das Training zu sagen hatte. Sinngemäß: Für das gleiche Ziel brauchen die einen ein Trainingspensum von X Kilometern in der Woche, die anderen brauchen dafür X+Y Kilometer. Damit führte er „Trainingspläne“ in gewisser Hinsicht ad absurdum. Nicht unkomisch. :-)

    Mit 50 KM Umfang in der Woche laufe ich einen soliden Ultramarathon…
    Eine Zeit unter 45 min für den 10KM-Wettkampf über ein Trainingspensum von 50 und mehr Kilometern zu erarbeiten empfinde ich als grotesk, weltfremd und gesundheitsschädlich.
    Ich lief meine 41 Minuten vor längerer Zeit mit einem Pensum von (lass mich lügen … … …) ca. 20 Kilometern pro Woche.
    Knackpunkt ist nicht die Quantität, sondern die Qualität des Trainings. Das sollte aber allgemein bekannt sein.
    Wie wichtig Pausen und Alternativtraining sind, muss eigentlich nicht erwähnt werden.

    Ich sage es mal so: „Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Beinen.“ ;-)

    Sportliche Grüße
    Frank

    1. Hi Frank! Doch, doch… der Seitenhieb war durchaus so gemeint. Meine Bestzeit von 43:30 min bin ich nach einem Trainingsumfang von eher 30 als 40 Kilometern in der Woche gelaufen. Allerdings war das in meinem zweiten Laufjahr und ich vermute mal, dass die damaligen Trainingsreize heute nicht mehr den selben Effekt hätten.

      Von daher gebe ich Dir vollkommen Recht, dass Standard-Trainingspläne eigentlich nur falsch sein können, weil sie überhaupt nicht zum Läufer passen müssen. Das bedeutet ja aber gleichzeitig auch, dass wenn Du mit 50 km in der Woche einen Ultra laufen kannst, das nicht zwangsläufig auch auf mich zutreffen muss. Im Moment habe ich das Gefühl, dass mir der höhere Umfang ganz gut getan hat und vielleicht ein guter Trainingsreiz war. Ob es auch mit 30 km in der Woche genau so gut gewesen wäre, werden wir nie heraus finden. ;)

  4. Guten Morgen Harlerunner,

    ja, klar, Training ist was Individuelles – und hängt von ziemlich vielen Faktoren ab. Trainingsmethodik, Ernährung, Erholung, Körpergewicht, Laufstil, Muskulatur… Zeit…

    Natürlich sollte meine Ausführung (50KM, Ultra etc.) nicht missverstanden werden – sie war allgemein gemeint, bezog sich nicht auf Deine Aktivitäten.

    Ob es auch mit 30KM funktioniert hätte? Ich denke schon.
    Die Frage ist: Wieviel Zeit gibt man sich für den Trainingsaufbau? Und was tut man eigentlich „nebenbei“? Da schlummern viele Potentiale.

    Bremsen kann uns im Grunde nur die Natur. Man hat halt im Leben irgendwann Punkte erreicht, da gehen bestimmte Sachen schlichtweg nicht mehr – egal ob man dafür 20, 30 oder 100KM trainiert. :-D
    (Ooooder?)

    Sportliche Grüße
    Frank

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Ich bin der Harlerunner

Hier schreibt Thomas Pier über das Laufen und (deutlich mehr als nur die notwendige) Ausrüstung. Ich laufe weder besonders schnell noch weit. Aber ich teile gerne meine Erfahrungen, die ich als ambitionierter Freizeitläufer, neugieriger Early-Adopter und als mein eigener Trainer sammele.

Ich freue mich über jede digitale Kontaktaufnahme - noch mehr allerdings über jeden gemeinsam gelaufenen Kilometer.

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Thomas (der Harlerunner)