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Ich hatte noch nie von „Percussive Therapy“ oder „Massage Guns“ gehört, bis ich einen Artikel in der englischen Men’s Running dazu gelesen habe.
Im ersten Moment war ich natürlich skeptisch: eine umgebaute Stichsäge soll mir beim Laufen bzw. der Erholung helfen? Andererseits scheinen die Geräte im Fitness- und Kraftsport schon seit längerem benutzt zu werden.
Anzeige: Affenhand hat mir die Theragun G3 für diesen Test auf meine Anfrage hin zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder.
Inhalt / Content
Vibrationstherapie – worum geht es da überhaupt?
Ihr kennt vielleicht diese Rüttelplatten in Fitness-Studios – darum geht es nicht. ;) Vielmehr geht es um eine Form der Selbstmassage mit Hilfe eines Gerätes, das mit hoher Geschwindigkeit und großer Amplitude Vibrationen auf das Gewebe überträgt.
Damit sollen ähnliche Effekte erzielt werden wie mit einer echten Massage: Lockerung der Muskulatur, Bearbeitung von Trigger-Punkten, Lösung von Verspannungen, Verbesserung der Durchblutung, höhere Mobilität. Deshalb scheinen auch viele Physiotherapeuten solche Geräte einzusetzen, wenn man den ganzen Anleitungsvideos auf Youtube glauben darf.
Der Vorteil dieser Massage-Pistolen ist allerdings, dass sie kinderleicht an allen Problemstellen des eigenen Körpers angewendet werden können und anderen Formen der Selbstmassage (z.B. Blackroll!) überlegen sein sollen. Das hat mich natürlich neugierig gemacht! :)
Zum Glück gibt es zwar ein breites Angebot dieser Geräte im Internet, aber gleichzeitig scheinbar nur einen großen Platzhirschen: Theragun. Das ist sicher nicht das günstigste Produkt auf dem Markt, dafür steht dann aber ein qualifizierter Fachhandel dahinter und kein windiger China-Shop.
Modellauswahl
Theragun bietet drei Versionen seines Massagegerätes an. Die Einsteiger-Variante nennt sich LIV und ist das Modell für Jedermann zum günstigen Preis – wenn man bei 250 Euro von günstig sprechen kann. ;) Für Sportler wird das Modell G3 empfohlen, das für knapp 400 Euro schon etwas mehr Ausstattung mitbringt und wahrscheinlich auch unter der Haube mehr zu bieten hat. Das Top-Modell G3Pro kostet bereits über 600 Euro, bietet für Profis aber z.B. durch einen austauschbaren Akku mehr Möglichkeiten.
Ich hätte mich wahrscheinlich für die Theragun LIV entschieden, wenn mir die nette Beratung vom Affenhand-Team nicht so eindeutig zur G3 geraten hätte. Und rückblickend bin ich sehr froh, dass ich darauf gehört habe.
Wer Affenhand nicht kennt: das sind die mit dem Gorilla. ;) Mir ist der Fitness-Onlineshop vor allem dadurch aufgefallen, dass es viele gute Recovery-Tools gibt wie den PowerDot 2.0, die Compex-Geräte (hatte ich beides auch schon im Test) oder die Sidekick Massage-Tools (muss ich mir auch nochmal genau ansehen). Es lohnt sich also auch als Läufer dort mal vorbei zu sehen.
ProdukttestTheragun G3
[php snippet=1]Erster Eindruck
So gehört sich das: die Theragun G3 wird in einer hochwertigen Verpackung geliefert. Der enthält eine ebenso hochwertige Transport-Tasche, in der das Gerät und alle Zubehörteile sehr gut untergebracht sind.
Zum Lieferumfang gehören neben der Theragun noch ein Ladegerät und insgesamt vier verschiedene Aufsätze für die Massage: der (weiche) Dampener, ein (etwas festerer) Standard-Ball, der Thumb (also Daumen) und ein ganz fieser Cone. ;)
Die Anwendungsmöglichkeiten der Aufsätze werden in der zugehörigen, sehr chicen App erklärt. Sie lassen sich einfach und sicher auf den Arm der Theragun G3 aufstecken und im Bedarfsfall schnell austauschen.
Die Massage-Pistole selbst hat am Griff zwei Knöpfe: einen Ein-/Aus-Schalter und einen Schalter zum Umstellung zwischen den zwei zur Verfügung stehenden Geschwindigkeiten (40 und 29 Herz).
Quasi gegenüber liegend ist die Buchse für das mitgelieferte Ladekabel. Eine LED-Anzeige am Rand des Griffes gibt Auskunft über den Ladestand. Voll aufgeladen soll der Akku 60 Minuten durchhalten – abhängig vom angewendeten Druck natürlich.
Erfahrungen bei der Anwendung
Inbetriebnahme
Was passiert also nun, wenn man das Höllengerät einschaltet…? ;) Es wird natürlich laut – ungefähr so wie ein ordentlicher Akkuschrauber. Der Motor muss den Arm schließlich mit einer Frequenz von 40 Herz und einer Amplitude von 16 Millimetern bewegen. Die G3 ist das letzte der drei Modell im Video-Vergleich.
Ich finde den Pegel absolut ok – allerdings kann es andere Personen im gleichen Raum schon stören. Nebenbei fernzusehen geht nur mit erhöhter Lautstärke. Bei Anwendungslängen zwischen 30 Sekunden (Aufwärmen) und zwei Minuten (Lösen von Verspannungen) sollte das aber kein großer Faktor sein.
Selbstmassage
Im Grunde kann man nach dem Einschalten direkt loslegen und das zu behandelnde Areal bearbeiten – ähnlich wie man es auch bei einer Massage machen würde. Dafür fährt man zunächst langsam und ohne Druck den betreffenden Muskel entlang. Verhärtungen zeigt die Theragun dann (mit etwas Erfahrung) durch leichte Vibrationen an.
Wer lieber einer Anleitung folgen möchte, bekommt mit der Theragun-App einen brauchbaren Ratgeber an die Hand. A propos: die besondere (dreieckige) Form des Massagegerätes macht bei der Anwendung extrem Sinn. Sie ermöglicht nämlich immer den passenden Griff, um die gewünschte Stelle gut zu erreichen. Ich komme damit problemlos an jede Stelle meines Körpers und kann sogar den kompletten Rücken massieren. Obwohl ich dafür gerne Hilfe annehme. ;)
Ausstattung
Auch die Aufsätze scheinen mir sehr sinnvoll zusammengestellt zu sein. Sie bieten eine große Bandbreite an Druckflächen und Härten. Ich habe relativ schnell ein gutes Gefühl dafür entwickelt, wann ich welchen Aufsatz benutzen möchte. Der Thumb ist zum Beispiel ideal für den unteren Rücken, während er mir für die Schultern viel zu hart wäre. Einzig der Cone kommt sehr selten zum Einsatz. Damit erreicht man zwar tiefliegende Muskeln ganz gut, aber gleichzeitig muss man echt vorsichtig damit sein.
Akkuleistung
Ich muss schon zugeben, dass ich die Theragun G3 deutlich häufiger in der Hand hatte, als ich es anfangs vermutet hätte. Sie liegt seit Wochen immer griffbereit und war auch im Urlaub mit dabei. Bei Behandlungslängen von etwa zwei Minuten kann man diese ca. 30 Mal wiederholen, bevor das Gerät aufgeladen werden muss. Das war für mich nie ein limitierender Faktor. Zum Einen gibt die LED-Anzeige ja jederzeit Auskunft über den Ladestand, so dass man rechtzeitig handeln kann. Andererseits kann sich bei der Behandlung schon zeigen, dass ein Aufladen sinnvoll ist: bei etwas mehr Druck hört der Motor dann auf zu arbeiten. Er lässt sich zwar direkt wieder einschalten und für sanfte Massagen verwenden, aber es fehlt ein wenig (Akku-) Leistung.
Effekt
Die zentrale Frage ist aber natürlich: bringt das alles denn was? Ich würde sagen ja. Zugegeben, anfangs war ich etwas skeptisch. Ein verspannter Nacken war auch nach 1-2 Behandlungen nicht einfach wieder in Ordnung – das war nämlich meine Erwartungshaltung. Auch die Theragun kann keine Wunder vollbringen. Aber der beste Beweis dafür, dass sie doch einen Unterschied macht, ist meine häufige Benutzung.
Dabei konnte ich zwei Mechanismen beobachten. Bei schmerzenden Stellen kann die Theragun das Areal relativ schnell und nachhaltig „betäuben“. Der Schmerz ist quasi sofort weg, das zugrunde liegende Problem natürlich nicht. Aber es ist einfach eine sehr gute erste Maßnahme, die lokal auch sehr gut eingegrenzt werden kann. Danach hilft Wärme und später vielleicht eine weitere Behandlung mit einem weichen Aufsatz. Problem gelöst.
In allen Fällen, in denen ich sonst eine Faszienrolle benutzt hätte, kommt man mit Feingefühl sehr gut weiter. Zuerst „ertastet“ man vorsichtig mit der Theragun die Muskelgruppe und kümmert sich dann intensiver um auffällige Stellen. Dabei läßt man Schmerzpunkte bewusst aus und arbeitet erstmal drumherum. Nach ein paar Minuten Pause stellt man bei einer zweiten Behandlung dann sehr häufig fest, dass diese Punkte nahezu verschwunden sind und man nun die ganze Muskelgruppe sorgfältig massieren kann. Man sollte übrigens immer in Muskelketten denken, also nicht nur z.B. den Po behandeln, sondern auch die Hamstrings und den unteren Rücken.
Alternativen
Wie oben schon erwähnt, bin ich bei meinen Produkt-Recherchen eigentlich immer nur auf die Empfehlung „Theragun“ gestossen. Einziger ernst zu nehmender Mitbewerber ist wohl die Hyperice Hypervolt. Neben einem kleinen Preis- und Lautstärkenvorteil, bringt das Gerät aber nicht viele Vorzüge mit. Weder in puncto Amplitude oder Kraft scheint sie der Theragun das Wasser reichen zu können. Ein Video, das diesen Unterschied zeigen soll, habe ich hier mal eingebunden. Ob das wirklich eine Aussage über eine bessere Wirklungsweise macht, kann ich nicht sagen. Aber es verdeutlicht schon den technischen Unterschied der beiden Geräte.
Meine Meinung
Der hohe Preis lockt sicher nicht zu einem Spontankauf. Aber ich kann nur davon abraten, nach anderen viel günstigeren Modellen Ausschau zu halten. Nach meiner Erfahrung sind Kraft und Amplitude des Gerätes ein entscheidender Faktor. Dann lieber zum Einsteigermodell LIV greifen oder etwas sparen.
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