Heute bin ich ohne Plan los gelaufen. Nichtmal die Strecke hatte ich überlegt. Aber dann bin ich spontan nach der STRYD-Anzeige gelaufen.
Ich hatte meine Suunto Ambit3 dabei und auch den STRYD-Brustgurt umgeschnallt. Meine Anzeige ist so eingestellt, dass ich entweder den Puls oder die Watt-Anzeige von STRYD im untersten Feld stehen habe. Meist behalte ich die Leistung im Blick, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Beim Warmlaufen lag ich immer irgendwo bei 280 Watt und ich habe mich gefragt wie es wohl ist, das für den ganzen Lauf als Vorgabe zu nehmen.
Mein Laufrevier ist eher hügelig als flach. Beim Training nach Herzfrequenz bedeutet das normalerweise bei einem Anstieg ein wenig langsamer zu werden, das Tempo auch nach der Kuppe noch ein wenig zu halten und bergab dann irgendwann ein wenig schneller werden zu können.
Orientiert man sich an der Leistung in Watt, sieht die Welt deutlich anders aus. Schon bei einer geringen Steigung springt die Anzeige sehr schnell von 280 auf über 300 Watt. Um die Vorgabe weiter einzuhalten, musste ich das Tempo dann von ungefähr 5:30 min/km auf 6:30 min/km oder langsamer drosseln. Ich bin berghoch förmlich im Schneckentempo unterwegs gewesen. Meine Herzfrequenz ist dabei ungefähr um 5 Schläge pro Minute gesunken.
Bergab dreht sich das Bild dann komplett um. Schon kurz vor der Kuppe fällt der Leistungswert ab und ich musste wieder Geschwindigkeit aufnehmen. Und je stärker das Gefälle ist, desto schneller muss ich laufen, um bei ungefähr 280 Watt zu bleiben. Obwohl ich die Pace dabei bis 3:50 min/km hoch geschraubt habe, war das gar nicht zu machen. Mehr als 230 bis 250 Watt kamen selbst dann nicht zusammen. Dafür ging mein Puls um locker 10 Schläge hoch. Wird die Strecke wieder flach, ist sehr schnell eine Adaption dran. Den Schwung ins Flache mitzunehmen ist nicht möglich, wenn man sich nach dem STRYD-Wert richtet.
Es war schon sehr ungewohnt sich an der Leistung zu orientieren. Ich hätte gut in der gleichen Pace durchlaufen können. Auch die Herzfrequenz kann ich ohne Blick auf die Uhr relativ gut einordnen. Aber bei der Leistung fehlen die Erfahrungswerte, weil sie bisher ja nicht zu messen war.
In der Auswertung sieht man (neben einigen kurzen Stops zum Fotografieren…), dass ich im Durchschnitt knapp unter der 280-Watt-Marke geblieben bin. Das lag sicher an den Passagen bergab, bei denen ich noch schneller hätte laufen müssen. Aber irgendwie hatte ich das Bedürfnis nur so schnell zu laufen, dass meine Beine noch unter mir sind… ;)
Insgesamt muss ich aber sagen, dass sich der Lauf trotz der großen Temposprünge zwischen 7 und 4 min/km sehr gleichförmig anfühlte. Mein Atemrhythmus konnte durchgängig bei 3/4 bleiben, was ganz angenehm war. Auf gerader Strecke ist es ja kein Problem in einem gleichförmigen Belastungsbereich zu bleiben. Dafür reichen Pace oder Herzfrequenz als Kontrollparameter vollkommen aus. Geht es aber bergauf ist die Frage: wie lange muss ich wie langsam laufen, um mich durch den Anstieg nicht mehr zu belasten als im Flachen? Mit der Watt-Anzeige durch den STRYD-Brustgurt stellt sich diese Frage nicht.
Was ich mich nur frage: was bedeutet das für das Training? Werden bei einem Lauf bei gleichbleibender Leistung durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Herzfrequenz-Zonen nicht ganz andere Funktionssystem trainiert, als bei einem Lauf nach Pulsvorgabe? Aus Leistungs-Sicht war das ein Grundlagen-Lauf – vielleicht GA 1/2. Aus Herzfrequenz-Sicht aber ganz klar ein Fahrtspiel.
Wie müsste sich mein Trainingsplan verändern, wenn ich von Puls- auf Watt-Vorgaben wechseln würde? Gibt es solche Trainingspläne für Läufer überhaupt (schon)? Oder muss ich mir Inspirationen von den Radfahrern holen, die mit ihren Powermetern schon sehr viel mehr Erfahrung auf dem Gebiet haben?
Es bleibt spannend. Nachdem ich mittlerweile klären konnte, wann ich auf die lokale Laufbahn darf, werde ich als Nächstes den STRYD-Leistungstest machen, denke ich.