Der letzte Wettkampf meiner Laufsaison war ein besonderes Event – und das lag nicht an meiner sportlichen Leistung…
Vorgeschichte
Über den Sommer stand für mich eine Verbesserung meiner 10-km-Bestzeit an. Beim Johannes-Lauf in Lette wäre ich gut darauf vorbereitet gewesen, doch die Hitze hat meine Pläne durchkreuzt. Trotz kleiner Verletzungspause habe ich versucht meine Form zu halten, doch auch bei den weiteren Läufen war eine neue Bestzeit nicht greifbar. Daher wollte ich gerne noch einen Halbmarathon im Herbst laufen. Dafür hätte sich der Köln Halbmarathon angeboten, doch dann haben sich unsere Urlaubspläne dem in den Weg gestellt.
Gleichzeitig habe ich schon seit einiger Zeit versucht, einen gemeinsamen Lauf mit Tobias zu finden. Er ist ein treuer Leser des Blogs und gibt sehr oft wertvolles Feedback. Da er in Belgien lebt, war die Terminfindung aber nicht einfach. Als er sich dann für den Halbmarathon „Rund um den Fühlinger See“ angemeldet hat, war die Entscheidung gefallen: den laufen wir zusammen! Denn Köln liegt ziemlich optimal genau auf halber Strecke für uns beide.
Vorbereitung
Nach dem letzten 10-km-Wettkampf blieben mir noch gut acht Wochen, um mich auf Köln vorzubereiten. Da ich auf dem 10-km-Training aufbauen konnte, war das durchaus ok. Trotzdem musste ich den Jack-Daniels-Trainingsplan etwas kürzen und habe seine drei Phasen im Schnelldurchlauf gemacht. Das war nicht immer einfach, hat aber im Großen und Ganzen gut funktioniert. Mit der Sandsteinmeile in Havixbeck und dem Münsteraner Staffelmarathon, gab es dann sogar noch zwei schnelle Läufe zur Vorbereitung und Orientierung.
Ich experimentiere seit einiger Zeit mit zwei Prognose-Systemen, um meine möglichen Wettkampfzeiten besser abschätzen zu können. Das eine basiert auf den VDOT-Berechnungen von Jack Daniels und ist auch in Runalyze implementiert. Das andere stützt sich auf das STRYD-Powermeter, die Berechnungen aus dem Buch „Das Geheimnis des Laufens“ * und das Power-Duration-Model von WKO4. Beide Modelle lagen bei ihren Schätzungen knapp oberhalb von 1:40 h für die 21,1 Kilometer. Da ich die Vorhersagen nur als grobe Orientierung nehme, könnte an einem guten Tag also vielleicht eine Zeit von unter 100 Minuten drin sein.
Vor dem Start
Ich hatte mich mit Tobias rechtzeitig vor dem Start verabredet, um uns nicht nur endlich mal persönlich kennenzulernen, sondern auch gemeinsam einlaufen zu können. Wir waren sogar beide sehr früh vor Ort, so dass wir schon vor dem Abholen der Startunterlagen ausgiebig quatschen konnten – was wir auch beim Warmlaufen fortgeführt haben.
Anschließend habe ich mich dank des guten Wetters doch noch für das Singlet entschieden und wir konnten uns einen Platz im Starterfeld suchen. Tobias hatte es (nach Möglichkeit) auch auf eine neue Bestzeit abgesehen, allerdings zehn Minuten schneller als ich – weswegen er auch etwas weiter vorne zu finden war.
Start
Um 10:42 Uhr ging es dann endlich los und wir wurden auf die Strecke entlassen. Der Streckenverlauf macht einige Wendungen, führt aber im Wesentlichen drei Runden um die Regattabahn. Für den GPS-Track hatte ich mich abends vorher bereits entschuldigt… ;)
Was aus der Luft ein wenig merkwürdig aussieht, ist vom Boden aus eine echt schön Strecke, die nahezu immer direkt am Wasser entlang führt. Auf den ersten Kilometern konnte ich das auch noch gut genießen, weil es eigentlich echt gut lief.
Ich hatte eine kleine Gruppe gefunden, die ungefähr mein Tempo liefen. Geplant war, im Schnitt unter 4:45 min/km zu bleiben – und das bei einer Leistung von ca. 280 Watt. Nachdem die erste Aufregung nach dem Start verflogen war, pendelte sich das aber eher bei 4:40 min/km und 290 Watt ein. Da der Kurs extrem flach ist (und ich es ein wenig drauf anlegen wollte), ließ ich das auch erstmal so laufen.
Am Ende der ersten Runde machte ich dann Bekanntschaft mit den wenigen Höhenmetern, die es dann doch auf der Strecke gab: ein kleiner Anstieg zur Brücke am Zielbereich und kurz darauf zwei kleine Brücken kurz hintereinander. Auf der ersten Runde kein Hindernis – aber es würden ja noch zwei kommen.
So ungefähr bei Kilometer zehn war mir klar, dass ich das Tempo auf keinen Fall durchhalten kann. Mein Schnitt lag deutlich unter 4:40 min/km also wollte ich einfach nur etwas langsamer laufen und hoffte auf die zweite Luft.
Doch leider merkte ich dann sehr deutlich, dass der Tank einfach leer ist… Also packte ich das Gel aus, das ich zur Sicherheit eingesteckt hatte und machte an der nächsten Getränkestation eine kleine Gehpause, um es vernünftig mit Wasser runter spülen zu können. Doch leider hatte das nicht den gewünschten Erfolg. Mein Tempo sank unaufhaltsam und war bald eher über als unter 5:00 min/km…
Ziel
Daran änderten auch zwei weitere Gehpausen zum Trinken nichts mehr. :( Im Grundlagen-Tempo schleppte ich mich über die letzten 2-3 Kilometer bis ins Ziel, wo Tobias natürlich schon wartete.
Immerhin habe ich mein Tempo auf den letzten Metern noch anziehen können und bin mit ca. 4:30 min/km über die Ziellinie gelaufen. Also… wenn da eine gewesen wäre. ;)
Den direkt danach angebotenen Apfel musste ich leider ablehnen – auch wenn der irgendwie zum Lauf dazu gehört (siehe Urkunde). Ich war einfach fertig. Aber so richtig.
Nach ein paar Bechern Iso war ich zumindest so weit auf dem Damm, dass ich meine Duschsachen holen konnte. Das heiße Wasser hat so einige Lebensgeister zurück geholt. Und so konnte es zum gemütlichen Teil des Tages über gehen. ;)
Die Verpflegung danach
Wir hatten uns das Bistro „Zur Fähre“ ausgeguckt, um nach dem Lauf zusammen etwas essen zu gehen. Das war auch eine sehr gute Wahl, wie sich schnell heraus stellte. Denn der Laden war nicht nur schnell zu erreichen, sondern auch schön gelegen (direkt am Rhein – wer hätte das gedacht… ;) ).
Tobias hatte auf den Nachbartischen schon entdeckt, dass eine Pizza hier eine gute Wahl sein könnte und sollte damit Recht behalten. Was wir kurz darauf zu unserem großen Getränk auf den Tisch bekamen, war genau die richtige Portion für zwei ausgehungerte Läufer.
Leider hatte auch Tobias seine Bestzeit nicht verbessern können und ganz ähnliche Erfahrungen ab Kilometer zehn gemacht. Doch es gab weit mehr zu erzählen, als sich gegenseitig sein Läufer-Leid zu klagen. Wir saßen noch lange zusammen, haben uns wirklich gut unterhalten und offensichtlich echt gut verstanden. :)
Für mich war das Treffen mit Tobias definitiv das Highlight des Tages – völlig unabhängig vom Ausgang des Halbmarathons. Denn wieder einmal hat das digitale Geschreibsel hier zu einem Treffen mit einem sympathischen Läufer geführt, mit dem ich nicht nur das Erlebnis des einen Laufes teile.