Für mich ist WKO4 weiterhin ein sehr wichtiges Tool. Mittlerweile sitze ich zwar nicht mehr fast täglich davor, aber ein Mal in der Woche garantiert. Neben der Steuerung meiner Trainingsbelastung ist die Kontrolle der Adaption an das Training das zweite große Thema.
Disclaimer: ich bin weder Trainer noch sonstwie qualifiziert, einen Trainingsplan zu erstellen. „Gefährliches Halbwissen“ ist das Zauberwort. ;) Ich kann also nur davon abraten, die gezeigten Vorgaben oder auch nur Teile davon ungeprüft zu übernehmen! Mir geht es hier auch eher darum zu zeigen, wie ich mit WKO4 arbeite, als inhaltliche Aussagen zur richtigen Trainingsplanung und -steuerung zu machen.
Inhalt / Content
Das Power-Duration-Model in WKO4
DAS zentrale Herzstück von WKO4 ist die mathematische Abbildung der Beziehung von Leistung zu Dauer. Welche maximale Leistung kann ein Athlet also über eine bestimmte Zeit erbringen? Das Berechnungsmodell integriert immer alle Trainingsdaten über einen bestimmten Zeitraum und errechnet aus den darin erbrachten Maximalleistungen eine Art geglätteten Verlauf der möglichen Maximalleistungen für alle anderen Belastungslängen.
Habe ich in den letzten 90 Tagen zum Beispiel einen 10-km-Wettkampf (mit neuer Bestzeit) gemacht und ausserdem ein paar maximale Bergintervalle über jeweils vier Minuten, stehen also Maximalwerte über vier Minuten und sagen wir mal 43 Minuten zur Verfügung. WKO4 kann daraus berechnen, welche Leistung ich dann über eine Sekunde, eine Minute oder eine Stunde erbringen könnte – basierend auf dem Verständnis der Entwickler über die physiologischen Regelsystem bei Ausdauerathleten.
Wichtig ist zu verstehen, dass das Modell keine Vorhersagen macht, sondern bereits erbrachte Maximalleistungen nur „gut interpoliert“ (vereinfacht ausgedrückt). Das Modell ist also immer nur so gut, wie die eingefütterten (Maximal-) Daten. Wenn ich also nur Grundlagenläufe mache, wird mir das Modell nicht dabei helfen können, meine maximale Leistungsfähigkeit über 10 km abzuschätzen. Ausserdem ist Leistung wirklich als „Leistung in Watt“ zu verstehen. Für Läufer ist das also nur zu benutzen, wenn ein Wattmesser wie Stryd benutzt wird.
Über das Power-Duration-Model könnte ich noch viel schreiben, belasse es aber erstmal dabei. Eigentlich wollte ich ja erzählen, wie ich damit arbeite. ;)
Charts zur Power-Duration-Curve
PDcurves
Wozu benutzte ich das Chart?
Eigentlich ist es nicht die Kurve an sich, die mich interessiert, sondern die Ableitung weiterer Metriken daraus (siehe nächstes Chart). Das ist vor allem die mFTP (modeled Functional Threshold Power), also meine berechnete „anaerobe Schwelle“. Der Begriff ist dafür sicher nicht ganz richtig, aber das ist auch egal. Der Wert ist jedenfalls eine wichtige Steuerungsgröße für mein Training und für Wettkämpfe. Daher sind besonders Bewegungen nach oben natürlich ein wichtiges Signal.
PD_Metrics
Wozu benutzte ich das Chart?
Neben dem mFTP sehe ich mir eigentlich nur die TTE (Time To Exhaustion) an und meine VO2max-Berechnung. Pmax ist die maximal erbrachte Power und eher nachrichtlich interessant. FRC (Functional Reserve Capacity) kann ich in seiner Bedeutung für mich noch nicht einordnen und ist nur dabei, um alle ableitbaren Metriken zusammen zu haben.
PDCurve_Range
Wozu benutzte ich das Chart?
Am häufigsten benutze ich das Chart direkt nach Sprüngen der mFTP. Ich habe mir dazu extra eine Range „FTP-Test“ angelegt, die dann gestern mit heute vergleicht. So sehe ich dann direkt an welchen Stellen sich die Kurve verbessert hat.
Normalized_Residuals
Power_Duration_Update
Wozu benutzte ich das Chart?
Ganz nach dem Grundsatz, dass die Berechnungen nur so gut sein können wie die eingepflegten Daten, hilft mir dieses Chart bei der Identifizierung von notwendigen „Updates“. Als graue Fläche erscheinen Bereiche auf der Zeitleiste, in denen meine aufgezeichneten Leistungen doch deutlich vom berechneten Ideal abweichen. Bei Gelegenheit könnte also ein Lauf über 25 Minuten mit mindestens 322 Watt im Schnitt die Datenbasis der Kurve verbessern.
Adaptation Dashboard
sFTP_tPace_Update
mFTP_Ranges
3/9-Minute Test
Zusätzlich macht das Chart eine Abschätzung des FTP nach Monod & Scherrer. Das Protokoll dazu entspricht zum Beispiel dem Stryd Critical-Power-Test und bedeutet im Wesentlichen, dass man einmal 3 Minuten und (nach einer Pause) einmal 9 Minuten möglichst schnell läuft. Aus den Durchschnittswerten der beiden Läufe kann dann die FTP abgeschätzt werden.
Im Chart vergleiche ich einfach die maximale durchschnittliche Leistung über 3 bzw. 9 Minuten für jeden Lauf miteinander (Punkt in cyan) und habe somit eine zusätzliche Überprüfung der Plausibilität des mFTP – entsprechende Maximalleistungen über die beiden Zeitspannen vorausgesetzt natürlich.
Running_Effectiveness
MM_RE
Metabolic_Efficiency
MMP_MAF_Schwelle
Nach den Charts zur Steuerung meines Trainings und der hier gezeigten zur Anpassung an die Trainingsreize, geht es bei mir in WKO4 noch mit den Themen Wettkampfauswertung und -prognose sowie Saison- / Jahresreview weiter. Die Artikelserie wird also noch fortgesetzt. ;)
Solltest Du auch mit WKO4 arbeiten und an meine Charts interessiert sein, melde Dich doch einfach per E-Mail bei mir – ich schicke sie Dir dann gerne.