Mit dem Solarboost hat adidas eine Reihe von technischen Innovationen angekündigt. Von „Raketentechnik“ und Anregungen aus der Automobil- und Raumfahrtindustrie war die Rede. Letztendlich muss sich ein Laufschuh aber beim Laufen bewähren…
Produkttestadidas Solarboost
adidas Solarboost
ab ca. 150 Euro
10 Wochen
Erster Eindruck
Der Solarboost ist auf den ersten Blick durchaus ungewöhnlich. Klar, man sieht eindeutig, dass er als Nachfolger des Energy Boost zu adidas‘ Boost-Familie gehört. Aber sieht man von der Sohle mal ab, hat sich da einiges getan.
Das Obermaterial ist deutlich „feiner“ in der Struktur geworden und besteht zum Teil aus recyceltem Plastikmüll. Gerade im Zehenbereich ist es leicht dehnbar und umfasst den Fuss sehr angenehm.
Die Schnürung hält in bewährter Weise den ganzen Mittelfuss. Die ungewöhnliche Materialtextur könnte eine Auswirkung des neuen „Tailored Fibre Placement“ sein, das eine präzisiere Verarbeitung des Materials ermöglichen und so für mehr Halt sorgen soll.
Auch die Konstruktion der Ferse wurde anscheinend überarbeitet. adidas war es wichtig, den Druck auf die Archillessehne zu reduzieren. So gibt es keine durchgehende, hart Fersenkappe, sondern zwei getrennte „Schalen“. Ausserdem fällt auf, dass die (weiche) Fersenlasche deutlich höher gezogen wurde.
Natürlich kommt weiterhin eine Continental-Laufsohle zum Einsatz, die sich bezüglich Grip auf allen Untergründen bewährt hat. In die Boost-Dämpfung ist das Torsion-System eingearbeitet, das eine optimale Bewegung zwischen Ferse und Vorfuss gewährleisten soll.
Das alles führt zu einem relativ schweren Schuh, der für mich ins Halbschwergewicht gehört. Dort tummelt sich auch der Supernova aus gleichem Haus, ansonsten aber eher Trailschuhe…
Erfahrungen beim Laufen
Bei dem Gewicht war abzusehen, dass ich den Solarboost nicht für die schnellen Einheiten anziehen sollte. ;) Daher habe ich ihn auch vor allem für die (langen) Grundlagenläufe getragen. Auf den ersten Kilometern wollte der Schuh nicht so richtig gut sitzen. Ich hatte scheinbar zu wenig Halt darin. Aber es stellte sich schnell heraus, dass ich das dehnbare Obermaterial einfach falsch eingeschätzt hatte. Letztendlich brauchte ich ihn nur etwas enger zu schnüren, um von dem Komfort zu profitieren.
Der Solarboost fühlt sich am Fuß deutlich leichter an, als man vermuten würde. Das Boost-Material dämpft sehr angenehm (heisst: ist nicht zu weich) und lässt meinen Fuß anscheinend nach seinen Wünschen abrollen. ;) Bei so viel Komfort ist natürlich ein gewisser Hang zum Fersenlaufen zu beobachten. Aber andererseits gab es auch viele Einheiten im Schwellenbereich, bei denen er zumindest nicht gestört hat.
Alternativen
Nach anfänglicher Skepsis hat sich der Solarboost nach und nach in die vorderste Reihe meiner „Dämpfungsmonster“ geschlichen. Der Hupana ist dort eigentlich ein ziemlich sicherer Kandidat für lange Läufe gewesen. Aber obwohl er bei ähnlichem Dämpfungseindruck deutlich leichter ist, fühlen sich meine Füße im Solarboost irgendwie wohler.
Auch gegenüber dem Supernova hat der Solarboost ganz leicht die Nase vorn, weil er sich ein klein wenig dynamischer anfühlt. Ansonsten greife ich natürlich weiterhin gerne ins Mittelgewicht zu dem Ride 10. Dem fehlt zwar ein wenig die Masse an Dämpfung im Vergleich mit dem adidas, dafür ist er am Fuß ein Stück unauffälliger und nicht weniger bequem.