Für mich ist die Fragestellung nicht so einfach zu beantworten, wie es die Begrifflichkeiten vermuten ließen. Das Laufband gehört ins Fitness-Studio für das Cardio-Training. Ein Läufer gehört auf die Straße, die Tartanbahn oder den Trail. Oder?
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Läufer-Realität
Das Laufen ist ein Sport mit sehr geringen Einstiegshürden: zur Not reicht halbwegs sportliche Kleidung und ein Paar geeignete Schuhe für den Anfang. Und genau genommen braucht man auch später nicht viel mehr als das. Ein Laufband steht ganz sicher nicht auf der Must-Have-Liste.
In meinem Läufer-Alltag sind mir aber immer wieder Situationen aufgefallen, in denen ich nicht Laufen gehen konnte, das Training auf einem Laufband aber möglich gewesen wäre. Ein Beispiel: die Kinder sind im Bett, die Frau unterwegs und ich würde gerne noch laufen gehen, kann aber das Haus nicht verlassen.
Außerdem bin ich allergisch auf bestimmte Pollen und verlasse an einigen Wochen im Jahr das Haus nur, wenn es notwendig ist. Natürlich auch zum Laufen, dann aber verbunden mit brennenden Augen und Nies-Attacken. In beiden Fällen fände ich ein Laufband ganz praktisch.
Ansonsten gibt es kaum Gründe, die mich vom Laufen in der Natur abhalten würden. Schlechtes Wetter gibt es nicht. Tropenhitze, Gewitter, Hagel, Glatteis oder tiefen Schnee würde ich allerdings gelten lassen. ;) Je nach Gemütslage würde ich auch Dunkelheit dazu zählen.
Ein Laufband für Läufer
Mir fallen also einige Gelegenheiten ein, in denen ich ein Laufband als Alternative in Erwägung ziehen würde. Lohnt sich also vielleicht die Anschaffung? Die Antwort auf diese Frage ist mir das Internet bisher schuldig geblieben. ;) Erfahrungsberichte von Läufern waren kaum zu finden und passende Produkte schwer zu identifizieren.
Aus den angelesenen Informationen (Achtung: gefährliches Halbwissen ;) ) konnte ich zumindest ein grobes Anforderungsprofil für ein Laufband erstellen:
- Die Dauermotorleistung soll über 2 PS liegen, um für ein regelmäßiges Lauftraining geeignet zu sein.
- Die Lauffläche muss breit und lang genug sein, um auch bei höheren Geschwindigkeiten noch sicher laufen zu können.
- Das Laufband muss leise genug sein, um die anderen Hausbewohner nicht zu stören.
- Das Laufband soll sich platzsparend verstauen und im Raum verschieben lassen können.
Bei meiner Online-Recherche zu passenden Produkten bin ich immer wieder auf die Seiten von Sport-Tiedje gestoßen. Bei über 40 Standorten in ganz Deutschland ließ sich leicht eine Adresse in der Nähe finden, wo ich mir live ein Bild von den in Frage kommenden Laufbändern machen konnte.
Beratung bei Sport-Tiedje im Karstadt Sport Münster
Ich hatte mir anscheinend den passenden Vormittag ausgesucht, denn im Store war (noch) nicht viel los und ich konnte mich ganz in Ruhe beraten lassen. Wie sich im Gespräch über mein Anforderungsprofil, meinen Trainingsumfang und die Trainingsgeschwindigkeiten schnell heraus stellte, lag ich mit den recherchierten Produkten schon gar nicht so falsch.
Es boten sich drei Modelle an, die ich vor Ort testen konnte. Im Grunde gab es schon im Gespräch einen Favoriten. Aber um ein besseres Bild zu bekommen, haben wir uns auch ein höherwertiges Laufband angesehen und ein etwas günstigeres.
Cardiostrong TX50
Wir standen sowieso „zufällig“ ;) bereits vor dem TX50, daher sind wir an dem Modell die Sinnhaftigkeit meines Anforderungsprofils durchgegangen. Auch der Berater sah die Dauermotorleistung als wichtigsten Parameter an. Allerdings fand er 2 PS für ein regelmäßiges Lauftraining etwas knapp bemessen. Die 3 PS des Cardiostrong-Laufbandes böten da genug Luft nach oben.
Ein weiterer Faktor, den ich bisher noch nicht in Betracht gezogen hatte, war das Gewicht und damit die Stabilität des Gerätes. Logisch ist natürlich, dass eine stabile Bauart zu höherem Gewicht und längerer Haltbarkeit führt. Aber es hat auch Auswirkungen auf die Dämpfung und die Geräuschentwicklung des Laufbandes.
Beim ersten Probelauf war ich sehr überrascht, dass das Aufsetzgeräusch meiner Laufschuhe lauter war als Motor und Band. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Die Bedienung des Geräts und dessen Möglichkeiten waren schnell erklärt, so dass ich mir abschließend noch ein Bild davon machen konnte, wie einfach sich das Band hochklappen und bewegen lässt.
Taurus T9.9
Die hochwertige Alternative zum TX50 stand ein Geschoss tiefer bei der Laufbandanalyse. Einen Klapp-Mechanismus sucht man hier vergebens, dafür ist das Laufband auch etwas stabiler gebaut. Im Prinzip ist das wohl schon ein Gerät in Studio-Qualität. Die Lauffläche ist ein paar Zentimeter breiter und länger, was mir beim Probelaufen aber nicht besonders aufgefallen wäre. Mir kam es allerdings ein bisschen lauter als das TX50 vor.
Die Motorleistung ist mit 3 PS identisch, allerdings verfügt das T9.9 bereits über Schnittstellen nach aussen: es gibt eine USB-Schnittstelle und Bluetooth. Damit kann man eine passende Handy-App koppeln und so Strecken virtuell ablaufen bzw. das Laufband dadurch steuern lassen. Nicht uninteressant, allerdings für mich auch kein Muss. Schon gar nicht, wenn der Aufpreis (natürlich nicht nur dafür) 1.000 Euro beträgt.
Cardiostrong TR30
Zu guter Letzt habe ich mir dann auch noch das kleinere Modell angesehen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nach den Erfahrungen auf den großen Bändern das TR30 gar nicht mehr Probe gelaufen bin. Es ist sichtbar weniger stabil gebaut und die Lauffläche locker 15 Zentimeter kürzer.
Der Motor wäre mit 2.25 PS Leistung gerade noch stark genug, um eine gelegentliche Trainingseinheit gut mitzumachen. Von einem regelmäßigen Training riet der Verkäufer direkt ab. Auch bei der Höchstgeschwindigkeit müsste man Abstriche machen, allerdings wäre mir dafür die Lauffläche trotzdem zu kurz. Zumindest kam mir das im Vergleich mit den anderen Modellen so vor.
Fazit
Offensichtlich stimmt die Daumenregel, dass gute Laufbänder ab ca. 1.000 Euro zu haben sind – mit Betonung auf „ab“. Das Cardiostrong TR30 wäre für den Preis schon zu haben, schien mir aber für ein echtes Lauftraining höchstens gerade so ausreichend. Auf der anderen Seite war das Profi-Gerät Taurus T9.9 zwar wirklich klasse ausgestattet und hätte alle Träume erfüllt, aber zu einem deutlich höheren Preis.
Wie so oft scheint mir die gute Mittelklasse bei Laufbändern der beste Weg zu sein. Das Cardiostrong TX50 bringt genug Motorleistung, Stabilität und Platz auf der Lauffläche mit, dass ich mir ein Training darauf gut vorstellen könnte. Mit 1.500 Euro ist es gerade auch noch in einem Preisrahmen, den ich akzeptieren würde. Was bleibt ist die (persönliche) Abwägung, ob Kosten und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. ;) Dazu wäre es natürlich sehr hilfreich ein Laufband mal testweise in den Trainingsalltag integrieren zu können…