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Fünf Jahre hat Polar uns warten lassen, aber jetzt gibt es endlich ein neues Top-Modell des finnischen Herstellers. Die V800 war so langsam in die Jahre gekommen und die große Frage war, ob es Polar schafft, ein konkurrenzfähiges Produkt auf den Markt zu bringen, das mit Garmin und Suunto Schritt halten kann. Ein Teil des Fazits vorweg: das hat geklappt.
Vorgeschichte
Wer kennt noch die Polar S610? Vor zwanzig Jahren ging es um die codierte Übertragung der Herzfrequenz vom Gurt an die Uhr und die Übertragung der Trainingsdaten per Infrarot (!) an den PC. Mit der Uhr war ich lange unterwegs und konnte mir nicht vorstellen, jemals mehr Funktionen zu brauchen. Bis irgendwann GPS dazu kam…
Nach dieser Uhr hatte ich nicht nur eine lange Trainingsauszeit, es hat sogar noch länger gedauert bis ich wieder eine Polar-Uhr getragen habe. Da hatte die V800 ihren Zenith schon überschritten, war aber immer noch attraktiv. Ich sage nur: native Unterstützung des Stryd-Footpods. Aber so richtig warm geworden bin ich mit der Uhr trotzdem nicht.
Mit all den angekündigten Features kam die Vantage V da gerade recht. Leider war bereits abzusehen, dass die Uhr bei Auslieferung noch nicht komplett ist: viele Funktionen sollten erst mit der Zeit nachgerüstet werden. Nun ist dieser Update-Zeitplan abgearbeitet und ich kann hier alle Funktionen der Uhr zeigen. Stand dieses Artikels ist das Update 3.1 von Februar 2019.
ProdukttestPolar Vantage V
Anzeige: Polar hat mir die Vantage V im Rahmen des Community-Tests zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder. [php snippet=1]Erster Eindruck
Schon als ich die ersten Bilder der Uhr gesehen habe war ich überrascht, dass Polar auf ein rundes Format gewechselt ist. Ich fand die V800 immer etwas klobig, daher habe ich das sehr begrüßt – egal ob die Uhr dadurch anderen Herstellern ähnlich sehen könnte. Das Format ist einfach viel praktischer.
Bei der Vantage V hat Polar auf hochwertige Materialien gesetzt – und das spürt man auch, wenn man die Uhr in die Hand nimmt. Das Gehäuse besteht wohl aus Edelstahl und ist in mattem Grau gehalten. Daran schließt sich ein weiches Silikon-Armband an, das sich austauschen lässt. Das farbige Display hat eine Auflösung von 240×240 Pixeln und ist durch Gorilla-Glas geschützt. Die langen Gehäusedrücker sind leicht geriffelt, die Start-Taste ist wie bei der V800 dezent in rot abgesetzt.
Die Rückseite nimmt größtenteils der neue Polar Precision Prime Sensor ein. Die vier Metallkontakte haben eine Doppelfunktion. Sie sind einerseits die Schnittstelle nach aussen für das Sync-Kabel und die Ladefunktion, andererseits werden sie aber auch zur Messung des Hautkontaktes benutzt. Das Ladekabel endet in einem kleinen „Teller“ mit vier Kontakten, die sich magnetisch an der Vantage V halten. Die anfällige Ladebuchse mit Abdeckung ist somit endlich Geschichte. :) Dafür muss man schon ein wenig darauf achten, dass der Ladeteller beim Ablegen nicht seinen Kontakt verliert und man später eine leere Uhr vorfindet.
Mit einem Durchmesser von 43 Millimetern ist die Uhr sicher nicht klein, aber trotzdem gut auch an zarteren Handgelenken zu tragen. Dabei hilft natürlich auch das Gewicht von nur 66 Gramm. Das Armband gibt es ausserdem in zwei verschiedenen Längen.
Inbetriebnahme
Das Setup der Vantage V ging bei mir sehr schnell, da ich bereits bei Polar Flow angemeldet bin und dort allgemeine Daten und Einstellungen hinterlegt sind. Notwendig ist natürlich entweder die Flow-App auf dem Handy oder Polar FlowSync auf dem PC. Wenn man Polar Running Power benutzen möchte, sollte man in diesem Prozess auf jeden Fall das aktuelle Gewicht eintragen.
Im zweiten Schritt sollte man sich dann um seine Sportprofile kümmern und somit festlegen, welche Parameter man bei welcher Sportart auf dem Display sehen möchte. Das geht sowohl über Polar Flow im Web als auch über die App. An beiden Stellen kann man auch die Einstellungen zu seinen Puls-, Pace- und Power-Zonen machen. Die Beschreibungen zu den Zonen sind sehr gut gemacht und helfen auch dabei, bei Bedarf individuelle Zonengrenzen festzulegen.
Kinderkrankheiten
Eigentlich geht man ja davon aus, dass man zum Verkaufsstart ein fertiges Produkt erhält. Das darf vielleicht noch kleine Probleme haben, die aber schnell über Firmware-Updates ausgebügelt werden sollten. Das ist bei der Vantage V nicht so ganz der Fall, denn es fehlten viele Funktionen, die erst im Lauf ca. eines halben Jahres ergänzt wurden. Dazu gehören die Routenführung, der Fitnesstest und die Smart Notifications. Sicher kein unnötiges Beiwerk und viele Läufer fühlten sich dadurch als Beta-Tester. Aber andererseits: das war bei der Einführung der V800 nicht viel anders und auch Suunto hat sich mit der Spartan Ultra bzw. jetzt Suunto 9 nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Auch an den ausgelieferten Funktionen gibt es das ein oder andere zu bemängeln. So fehlte bei einigen Benutzern manchmal ein Teil der Distanz am Anfang einer Einheit und es gab Beschwerden über ein zu schwaches Hintergrundlicht. Beides wurde mit einem Update im Dezember direkt behoben. Andere Probleme wie schlechte GPS-Performance oder unbrauchbare OHR-Messungen scheinen auch vereinzelnd vorzukommen.
Aber ganz ehrlich: ich selbst bin mit der Uhr von Anfang an sehr zufrieden gewesen und kann keinen der Punkte wirklich nachvollziehen. Ok, es fehlten Funktionen, die für mich (!) für mein tägliches Training aber nicht kritisch sind. Dafür war der Orthostatic Test direkt mit an Bord, den ich durchaus auf der „Kommt noch“-Liste erwartet hätte. Der Rest waren eher Kleinigkeiten wie zum Beispiel, dass man die automatische Aktivierung der Hintergrundbeleuchtung (Handgelenk drehen) nachts nicht ausschalten konnte. Das ist mittlerweile aber behoben.
Über die angekündigten Update-Schritte kann man sich direkt bei Polar informieren – genau so wie über die bereits erfolgten Updates. Stand dieses Artikels ist das Update 3.1 von Februar 2019.
In der Praxis
Bedienung
Jeder Hersteller hat seine eigene Logik der Tastenbelegung. Bei Polar sind es fünf Tasten: drei rechts und zwei links am Gehäuse. Die mittlere rechte Taste ist rot gefärbt und nicht ohne Grund so heraus gehoben: mit ihr werden Eingaben bestätigt und Workouts gestartet.
Die beiden anderen Tasten helfen bei der Navigation durch Listen und zur Auswahl von Optionen. Links oben befindet sich die Taste für das Licht (und die Akkuanzeige), während man durch einen Druck links unten kontextbezogen entweder im Menü zurückspringt, ein Workout unterbrechen bzw. beenden kann oder durch einen langen Druck die Synchronisierung startet.
Die Polar Vantage V hat einen etwas gewöhnungsbedürftigen Druckpunkt der Tasten. Der Hub ist zunächst kurz und leicht, bis man auf einen Widerstand stößt. Erst ein noch stärkerer Druck löst dann den Kontakt aus. Funktioniert alles einwandfrei, man muss sich nur daran gewöhnen, fest genug zu drücken. Zumindest war es bei mir so.
Parallel dazu läßt sich die Uhr auch über den Touchscreen bedienen. Wischt man nach links oder rechts kann man zwischen den Anzeigen wechseln, nach oben oder unten kann man blättern und mit einem Druck Detailinformationen einsehen. Während eines Workouts ist der Touchscreen deaktiviert, allerdings läßt sich trotzdem durch einen festen Druck eine Zwischenzeit nehmen.
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Polar hat bei seinem neuen Top-Modell die Gehäuseform von eckig zu rund gewechselt, wodurch natürlich auch das Display jetzt rund ist – und farbig! Derzeit ist es so eingestellt, dass weiße bzw. farbige Elemente vor einem schwarzen Hintergrund angezeigt werden. Vielleicht wird man das zukünftig auch wieder umkehren können.
Insgesamt finde ich das Display gut ablesbar, auch wenn es manchmal etwas heller sein könnte. Durch ein Drehen des Handgelenkes schaltet sich zwar automatisch die Hintergrundbeleuchtung ein, aber das ist nicht immer hilfreich.
Bei der Uhrzeitanzeige (umstellbar zwischen analog und digital) hat man verschiedene Möglichkeiten, zusätzliche Elemente mit einzublenden. Neben dem Datum (samt Polar-Logo…) kann das das tägliche Aktivitätsziel sein, die Herzfrequenz, der aktuelle Cardio-Load-Status oder die letzte Trainingseinheit.
Konnektivität
Polar setzt bei der Vantage V neben dem mitgelieferten USB-Kabel ausschließlich auf Bluetooth LE. Darüber stellt man die Verbindung zu externen Sensoren her, wie dem H10-Brustgurt, Radfahr-Sensoren oder dem Stryd-Footpod. Selbst die hauseigene Waage „Balance“ lässt sich so einbinden.
Das Handy dient auf dem gleichen Weg zur Datenübertragung an die Flow-Plattform. Die Synchronisation zur Flow-App läßt sich über einen langen Druck auf die Taste links unten anstoßen, erfolgt aber auch sporadisch über eine Automatik (angeblich stündlich).
Sollte man mehrere Polar-Produkte benutzen, muss man vor der Synchronisation eventuell manuell eingreifen. Denn nur das in der App markierte Gerät wird für den Vorgang benutzt.
Activity Tracking / Polar Sleep Plus
Über den Sinn und Unsinn von Activity Tracking in einer Laufuhr habe ich mich schon mehrfach ausgelassen. Müssen Läufer wirklich noch zusätzlich ihre Schritte im Alltag zählen? Aber gut, man muss es ja nicht verwenden. Bei mir als Schreibtischtäter kommt da jedenfalls nichts zusammen, was das Training beeinflussen könnte. Das mag in anderen Berufen anders sein.
Dafür bin ich ein großer Fan der Schlafaufzeichnung. So fehlerbehaftet die auch sein mag (kein Gerät kann messen, ob ich gerade wirklich schlafe), allein die Schlafdauer und meine eigene Beurteilung der Schlafqualität sind mir schon viel wert. Das ist schließlich ein wichtiger Baustein der Erholung.
Optische Messung der Herzfrequenz
In der Vantage V kommt erstmals der „Polar Precision Prime“ zum Einsatz – ein neuer und, wenn man dem Namen glauben darf, hochpräziser optischer Herzfrequenz-Sensor. Nicht weniger als 9 LEDs in rot und grün kommen dafür zum Einsatz – eine weitere in orange ist vorhanden, wird aber anscheinend nicht genutzt. Ausserdem stützt man sich zur Verbesserung der Messqualität auf vier Hautkontakte und die Einbeziehung der Bewegungssensoren.
Indirekt sieht man daran, wie schwierig die Messung am Handgelenk dann doch zu sein scheint – vor allem in der Bewegung. Als Pionier der Herzfrequenzmessung ist Polar natürlich daran gelegen, hier Maßstäbe zu setzen. Oder zumindest richtig gut abzuschneiden. Und tatsächlich macht die Vantage V hier eine ganz gute Figur. Sitzt die Uhr fest genug am Handgelenk (ca. 1-2 Löcher strammer als im Alltag), waren die Ergebnisse bei mir sehr zuverlässig und absolut mit der Brustgurtmessung vergleichbar.
Dazu muss man allerdings sagen, dass die optische Messung der Herzfrequenz individuell unterschiedlich gut funktionieren kann, andererseits aber auch die Zuverlässigkeit über Firmware-Updates erfahrungsgemäß noch verbessert werden wird. Polar gibt selbst an, dass man derzeit alle Möglichkeiten des Sensors noch gar nicht nutze… Im Zweifelsfall läßt sich die Uhr aber weiterhin mit dem H10-Brustgurt koppeln, der auch für andere Funktionen notwendig wäre.
Running Power am Handgelenk
So langsam scheint „Running Power“ als weitere Metrik einen festen Platz einzunehmen! Die Polar Vantage V ist die erste Uhr, welche die Leistung beim Laufen am Handgelenk (ohne weitere externe Sensoren) messen kann. Grundlage dafür sind Pace und Barometer – und sicherlich auch das Gewicht und die Beschleunigungssensoren.
Polar verarbeitet aber auch die Daten externer Sensoren wie dem Stryd und stellt die Watt-Werte etablierten Metriken wie Herzfrequenz oder Pace nahezu gleich. Jedenfalls lassen sich Leistungszonen definieren. Es bleibt abzuwarten (und zu hoffen!), ob es auch einen Power-Lock geben wird oder Power sogar ein Ziel für die Trainingseinheiten werden kann.
Die Leistungsmessung war bei meinen Läufen gut nachvollziehbar und in den Veränderungen mit dem Stryd vergleichbar. Die Watt-Werte selbst liegen allerdings ein ganzes Stück darüber und sind eher mit den „Garmin Running Power“-Werten vergleichbar.
Polar und Garmin setzen beide auf GPS und den Barometer als Berechnungsgrundlage für die Laufleistung, was zu den gleichen Problemen führt: die Watt-Werte sind nur so gut wie die Qualität des GPS-Signals. Im Wald also wahrscheinlich deutlich schlechter, im Tunnel und auf dem Laufband überhaupt nicht vorhanden! Das schränkt für mich die Nutzungsmöglichkeiten deutlich ein, denn Leistungstests auf dem Laufband sind so nicht möglich. Das Pacing nach Watt bei Läufen in großen Städten durch den schlechten GPS-Empfang auch nicht. Ich werde also definitiv beim Stryd als Power-Quelle bleiben.
Das führt derzeit aber noch zu Problemen: Polar benutzt die Laufleistung zur Beurteilung der muskulären Belastung beim Laufen und vervollständigt so die Datengrundlage für das Smart Coaching. Fällt der externe Sensor aus (Batterie leer), wird Power am Handgelenk gemessen – mit den oben gezeigten deutlich abweichenden Werten. Das führt dann zu falschen Berechnungen der Trainingsbelastung. Leider lässt sich die Messung am Handgelenk auch nicht ausschalten.
Smart Coaching
Genau genommen ist das Smart Coaching keine Funktion der Uhr und gehört eher in die Beschreibung zu „Polar Flow“, die ich mir in einem getrennten Artikel noch vornehmen möchte, um den Rahmen hier nicht zu sprengen. Aber die Daten dafür werden natürlich durch das Laufen mit der Uhr ermittelt und lassen sich größtenteils auch an der Vantage V ablesen.
Training Load Pro
Hier geht es um die Beurteilung der Belastung, die das Training für den Körper bedeutet. Dazu werden drei Faktoren ermittelt: der Cardio Load des Herz-/Kreislaufsystems, die muskuläre Belastung durch die Trainingseinheiten und die persönliche Beurteilung der Trainingsbelastung über das RPE-System.
Cardio Load beruht auf der Trainingsimpulsberechnung (TRIMP) und wird für jedes Workout auf Grundlage der HF-Daten berechnet. Doch Polar belässt es nicht bei der Berechnung dieses Wertes: er wird gleich mit den Belastungen der letzten 90 Tagen verglichen und qualifiziert. Eine Punkteskala sowie ein Text (z.B. „mittel“) helfen die Belastung einzuordnen.
Noch aussagekräftiger ist der „Cardio Load Status“, der sowohl über Flow aber auch an der Vantage V selbst (!) abzulesen ist. Hierfür wird die akute Belastung der letzten 7 Tage (Beanspruchung) mit der chronischen Belastung der letzten 28 Tage (Toleranz) verglichen. Das ist ein bewährtes Vorgehen und wird genau so auch z.B. bei TrainingPeaks gemacht. Daraus leitet Polar ein personalisiertes Feedback ab, ob die Trainingsbelastung gerade „unterfordernd“, „erhaltend“, „aufbauend“ oder sogar „überfordernd“ ist.
Die Langzeitentwicklung des Cardio Load Status‘ lässt sich in der App und im Flow-Webservice einsehen. Ich würde mir da auch eine Vorausschau wünschen, die bereits geplante Trainingseinheiten berücksichtigt. Ein bis zwei Wochen würden mir ja schon reichen um zu sehen, um die geplante Belastung vielleicht zu hoch ist.
Kleiner Tipp: bei der App lohnt es sich an vielen Stellen, das Handy mal ins Querformat zu drehen.
Recovery Pro
Andererseits stellt Polar bei der Vantage V über den orthostatischen Test eine sehr gute Möglichkeit bereit, täglich seinen Erholungsstatus zu bestimmen und danach Trainingsentscheidungen zu treffen. Um verlässliche Aussagen zu bekommen, sollte man dazu den Test ca. drei Mal pro Woche durchführen und zusätzlich täglich die Erholungsfragen beantworten.
Der orthostatische Test misst die Herzfrequenz und deren Variabilität zuerst zwei Minuten im Liegen and anschließend genau so lange im Stehen (vergleiche auch „Langzeit-Vergleich von fünf HRV-Systemen“). Über die Abweichung von den Durchschnittswerten wird dann auf die Erholung geschlossen. Als Feedback gibt es eine Trainingsempfehlung in Kurzform („Trainiere mehr“, „Auf geht’s!“, „Trainiere leicht“, „Trainiere leicht oder pausiere“, „Pausiere oder trainiere leichter“, „Verletzungs-/Krankheitsrisiko“, „Übertreibe es nicht!“), eine Angabe zur Erholung des Herz-Kreislauf-Systems und eine Rückmeldung zu Deinen langfristigen Trainingsgewohnheiten.
Die Angaben sind jederzeit auf der Vantage V abrufbar, wenn man im Smart-Coaching-Bildschirm nach oben wischt. Leider findet sich eine ähnliche Zusammenfassung weder in der App noch auf der Web-Plattform.
Sleep Plus
Wird die Vantage V nachts getragen, bestimmt sie automatisch auf Grund der Bewegungen der Hand, wann der Einschlaf- und Aufwachzeitpunkt war. Auch kurze oder längere Unterbrechungen des Schlafs werden so ermittelt und am nächsten Tag in einer Schlafanalyse dargestellt.
Über die morgendlichen Erholungsfragen wird auch die eigene Beurteilung der Schlafqualität gleich mit eingetragen. Sollte die Schlaflänge falsch ermittelt worden sein, kann man hier manuell eingreifen. Das ist bei mir häufig für das Aufwachen notwendig gewesen – der Einschlafzeitpunkt schien mir immer zu passen.
Eine direkte Verwendung der Schlafdaten für andere Funktionen kann ich nicht erkennen, allerdings wird die Schlafqualität für Recovery Pro berücksichtigt. Aber auch so ist das automatische Tracking des Schlafs eine wichtige Funktion, um seine nächtliche Erholung im Blick zu behalten.
Running Index
Mit dem Running Index bietet Polar eine automatische Beurteilung der maximalen aeroben Laufleistung. Die Zahl wird bei jedem Lauf mit laufender Herzfrequenzmessung ermittelt, der länger als 12 Minuten und schneller als 10 min/km ist. Ähnlich wie bei VO2max-Schätzungen kann der Wert verwendet werden, um die Entwicklung der eigenen Laufleistung zu verfolgen. Polar schätzt auf Grundlage des Running Index aber auch mögliche Zielzeiten für 10-km-, Halbmarathon- und Marathonläufe ein.
Wie brauchbar diese Schätzungen sind kann ich noch nicht beurteilen, da ich mit der Vantage V noch keinen Wettkampf bestritten habe. Grundsätzlich scheinen sie mir aber in einem realistischen Rahmen zu liegen.
GPS
Was die GPS-Qualität angeht, hat Polar mit der V800 natürlich ganz schön was vorgelegt (siehe Fellrnr). In der Vantage V kommt nun ein neuer GPS-Chip zum Einsatz, was nicht von Anfang an gute Ergebnisse erwarten lässt. Zudem liegt die Antenne nun unter dem Display statt im Armband, wie es noch bei der V800 der Fall war.
Ich bin ehrlich gesagt kein großer Fan vom Vergleich mit anderen Uhren, dennoch habe ich natürlich manchmal andere Uhren parallel getragen, um zumindest eine Idee von der Qualität der Polar zu bekommen. Mir standen dafür eine Polar V800, eine Garmin Forerunner 935 und eine Suunto 9 Baro zur Verfügung.
Unterm Strich zeigt die Vantage V unter ungünstigen Bedingungen einige Schwächen. Auch wenn die Abweichungen in der Gesamtdistanz zu vernachlässigen sind, liegt der GPS-Track häufig neben den Wegen, wenn zum Beispiel ein Blätterdach den GPS-Empfang stört. Das fällt auch in den Pace-Schwankungen auf, die beim Wechsel zwischen freier Sicht und Wald immer wieder auftreten – gelb markiert ist der Streckenteil mit freier Sicht auf den Himmel.
Mit dem Update 3.0 kamen endlich die Funktionen „Back to Start“ und „Route Guidance“. Man kann nun also Strecken in Polar Flow erstellen und diese dann auf die Uhr übertragen lassen. Vor dem Start der Laufeinheit wählt man aus dem auch neu hinzu gefügten Menü die entsprechende Strecke aus und hat diesen Track dann auf einer Bildschirmseite.
Dabei kann man wählen, ob man die Route vorwärts, rückwärts oder an einem belieben Punkt starten möchte. Die Uhr führt dann zum nächstgelegenen Streckenpunkt. Leider war die Funktion nicht wirklich zu testen, denn meine Uhr stürzt dabei regelmäßig ab – was sie vorher noch nie gemacht hat.
Und auch wenn die Navigation funktioniert, war ich angeblich dauernd deutlich neben dem Track – was nicht gerade für die GPS-Qualität spricht. Unterm Strich ist die Funktion so für mich unbrauchbar. Mal sehen, ob Polar daran noch per Update etwas ändern kann.
Erfahrungen beim Laufen
Die Polar Vantage V ist eine der wenigen Uhren, die ich nicht vom Handgelenk bekomme. ;) Ich habe sie in den vergangenen Wochen und Monaten quasi exklusiv zum Training getragen und sehr, sehr oft auch im Alltag. Abgelegt habe ich sie fast nur zum Laden.
Das liegt natürlich auch daran, dass die Uhr so gefällig gestaltet ist, dass ich sie sogar ins Büro tragen konnte. Mit dem jetzt runden Display, dem mattierten Gehäuse und schwarzem Armband fällt sie am Handgelenk nicht sofort als Sportuhr auf. Obwohl sie nicht unbedingt klein ist, passt sie trotzdem auch so gerade noch unter die Hemdmanschette.
Es macht auch Sinn die Uhr 24/7 zu tragen, wenn man sie als ActivityTracker benutzt. Bei mir als Büromensch kommt nicht so viel Aktivität zusammen, dass ich sie als zusätzliche Belastung im Training berücksichtigen müsste. Aber man bekommt so natürlich auch den Herzfrequenzverlauf über den Tag und somit seine Ruheherzfrequenz (Tag/Nacht).
Auch das Schlaf-Tracking habe ich schnell zu schätzen gelernt. Natürlich weiß ich morgens selbst, wie lange ich (ungefähr) geschlafen habe und auch wie ich mich gefühlt habe. Doch ein Protokoll darüber zu haben, dass man auch Wochen später noch einsehen und nachvollziehen kann, ist schon sehr praktisch. Zum Beispiel weil man so feststellen könnte, dass der Erkältung nicht nur eine hohe Trainingsbelastung, sondern auch wenig Schlaf voraus ging.
Auch die Smart-Notifications sind ein willkommenes Update gewesen, das sich grundsätzlich ganz gut mit der Vantage V nutzen lässt. Man kann die Benachrichtigungen gut einsehen (nach oben wischen) und entweder nur von der Uhr, oder sogar auch auf dem Handy löschen. Allerdings muss man dafür herausfinden, welcher der beiden Löschen-Buttons für welche Funktion gedacht ist…
Mein Display habe ich eigentlich immer auf die „Training Load Pro“-Anzeige gestellt. Ich finde es einfach genial, das direkt am Handgelenk haben zu können. Auch den „Recovery Pro“-Status und die Ergebnisse des orthostatischen Tests hat man so immer dabei.
Training
Im Trainingsalltag hat mir die Anzeige sehr gut gefallen. Die Darstellung der Herzfrequenz in dem farbigen Halbkreis am oberen Displayrand ist schon ziemlich gut gemacht. Angenehm ist auch, dass bei den vier Felder nicht nur die nackten Zahlen, sondern auch z.B. die Einheit noch Platz haben.
Auch die Planung der Einheiten, deren Übertragung an die Uhr und dann die Ausführung haben mir gut gefallen. Leider ist es immer noch nicht möglich, Trainings nach Watt-Vorgaben zu planen – sicherlich nicht weit her geholt, wenn man doch schon Watt-Messung am Handgelenk anbietet.
Ergänzung (20.06.19)
Es sammeln sich immer mehr kritische Kommentare zu der Uhr (siehe unten). Komischerweise scheint es bei der Vantage V nur schwarz oder weiss zu geben: Entweder man ist mit der Uhr voll zufrieden oder absolut unzufrieden. Besonders die GPS-Leistung, Pace und Herzfrequenz werden immer wieder bemängelt. Daher habe ich die Polar heute parallel zur aktuell getesteten Garmin Forerunner 945 getragen. Das ist zwar nur ein Lauf und keine „Studie“, spiegelt aber nochmal meinen oben schon beschriebenen Eindruck von der Uhr.
Ganz klar ist: Sobald die Polar Vantage V keine gute Sicht auf die GPS-Satelliten hat (in diesem Fall: feuchter Blätterwald), geht die Qualität ziemlich in den Keller. Das beeinflusst dann natürlich auch die Pace-Anzeige, die sich aber nicht nur aufs GPS, sondern wohl auch auf die Beschleunigungssensoren stützt. Was die gemessene Distanz angeht, gibt es allerdings keine Abweichungen.
Im Pace-Diagramm habe ich mal die Abschnitte grün markiert, in denen ich unter Bäumen gelaufen bin. Die Pace-Werte der Forerunner kommen dabei vom Stryd, nicht dem GPS! Aber man sieht deutlich, wie sehr die Angaben der Polar-Uhr bei den Streckenteilen davon abweichen. Das war auch live auf der Uhr zu sehen: immer beim Übergang von Wald zu offener Fläche hat der Geschwindigkeit der Vantage V gesponnen, sich dann aber auch wieder gefangen. Eine jederzeit verlässliche Angabe ist das nicht… Anderseits: ob die GPS-basierten Pace-Werte der Garmin so viel besser gewesen wären?
Bei der Herzfrequenzmessung am Handgelenk hat die Polar Vantage V dagegen keine Schwächen gezeigt: Im direkten Vergleich mit dem Garmin-Brustgurt gibt es keine Abweichungen – bis auf ein leichtes Nachlaufen. Das war auch während des Laufs im Live-Vergleich schon deutlich zu sehen.
Meine Meinung
Größte Stärke
Echte Unterstützung beim Training
Jeder Hersteller versucht ein Alleinstellungsmerkmal zu bieten. Bei Garmin ist es die pure Anzahl an Features, Suunto konzentriert sich anscheinend auf Ultrasportler. Bei Polar steht die aktive Unterstützung des Sportlers im Vordergrund. Es wird eine Vielzahl an Daten erhoben, im Zusammenhang interpretiert und dem Athleten verständlich präsentiert, so dass davon konkrete Aktionen abgeleitet werden können (Training Load Pro / Recovery Pro). Auch wenn es einige der Metriken auch bei anderen Herstellern gibt: so gut aufbereitet habe ich das noch nirgendwo gesehen.
Größte Schwäche
Immer noch nicht ganz fertig
Zwar hat Polar alle versprochenen Features ausgerollt, aber im Detail gibt es noch viele offene Baustellen. Für mich ist die Navigationsfunktion nicht nutzbar, die GPS-Leistung ist nicht immer optimal und die Unterstützung von Stryd und anderen Footpods noch ausbaufähig (Kalibrierung, Pace und Distanz vom Pod). Und obwohl die Uhr nativ mit Running Power umgehen kann, lassen sich Trainingseinheiten aber nicht mit Watt-Zielen erstellen.
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