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Coros ist DER Newcomer bei den Laufuhren und schlägt nicht nur in den USA großen Wellen. Auch bei uns gibt es eine wachsende Fan-Gemeinde.
Anzeige: Enjoyyourbike hat mir die Coros Pace 2 für diesen Test auf meine Anfrage hin zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt meines Testberichts. Der Beitrag ist frei verfasst und gibt ausschließlich meine persönlichen Erfahrungen wieder.
Inhalt / Content
Coros Wearables
Coros ist ein US-amerikanisches Tech-Unternehmen mit Sitz in Kalifornien. Das erste Produkt war 2015 ein smarter Fahrradhelm – damals über Kickstarter realisiert. Der war technisch schon ziemlich aufwendig: mit Bone-Conduction-Kopfhörern, verschiedenen Sensoren und einer eigenen App. Es folgten weitere Modelle, die es teilweise auch heute noch bei Coros zu kaufen gibt. Doch auf der Website sind sie nur noch unter „Sonstiges“ zu finden.
Erst vor drei Jahren hat Coros seine erste Laufuhr auf den Markt gebracht: die Pace. Die war für so ein erstes Produkt schon beachtlich gut, wie man zum Beispiel bei DC Rainmaker nachlesen konnte. Allerdings war auch nicht zu übersehen, dass wohl eine Garmin Forerunner 735 Pate gestanden hatte…
Mit der Coros Apex erschien dann Anfang 2019 die erste Uhr mit eigenständigem Design und machte sich direkt durch ihre lange Batterielebensdauer einen Namen. Auch GPS- und OHR-Qualität mussten sich nicht verstecken, auch wenn Coros sich immer noch vorwerfen lassen musste, eher nachzubauen als neu zu entwickeln (siehe auch hier das Review von Ray).
Es folgte dann das Adventure-Modell Vertix und später die Coros Apex Pro. Parallel wurde auch fleissig an der Funktionalität der App geschraubt und die Uhren bekamen durch Firmware-Updates neue Features spendiert. Der neuste Streich ist die Coros Pace 2, um die es hier gehen soll.
Verfügbarkeit in Deutschland
Ich hätte gerne schon die Coros Apex getestet, aber da war die Marke wohl noch nicht auf den europäischen Markt vorbereitet. Auch der erste deutsche Distributor hatte die Lage nicht deutlich verbessert. Grundsätzlich kann man die Uhren natürlich auch direkt in den USA bestellen. Das ist mit Zoll und Steuern aber nicht unbedingt attraktiv…
Doch das Problem ist mittlerweile gelöst: mit Ingo Quendler von Enjoyyourbike hat Coros jetzt einen neuen Vertriebspartner und begeisterten Fürsprecher in Deutschland. Ich fand seinen Youtube-Kanal sehr hilfreich, um zu verstehen, was das Besondere an den Coros-Uhren ist. Dass Ingo weiß wovon er spricht, zeigen auch seine sehenswerten Wettkampfberichte. :)
Coros Pro Athletes
Die Zahl der Profiathleten, die mit Coros-Uhren unterwegs sind, steigt ständig. Vor allem auf dem Trail haben sich die Uhren wegen ihrer langen Akkulaufzeit durchgesetzt. Derzeit gehören zum Team so bekannte Namen wie Camille Herron, Hyden Hawks, Sally McRae, Sage Canaday, Zach Bitter, Ian Sharman, Cody Reed, … Zuletzt ist sogar John Kelly (u.a. Gewinner des Barkley Marathons) dazu gestossen.
Aber auch auf der Straße fasst Coros Fuß. So gehören Desiree Linden, Emma Bates oder Parker Stinson zum Team. Das sind aber nur die offiziellen Athleten. Kurz vorm London Marathon gab es einige Aufregung darüber, dass Eliud Kipchoge mit einer Coros Apex Pro beim Training gesichtet wurde (siehe Runners World) – und der wird sich sein Trainingsequipment sicher frei aussuchen können. ;)
ProdukttestCoros Pace 2
[php snippet=1]Erster Eindruck
Wie es sich gehört, kommt die Coros Pace 2 in einem schönen Karton, der neben der Uhr auch das nötige Zubehör enthält.
Das USB-Ladekabel kommt Garmin-Usern sicher bekannt vor – und doch hat es eine eigene Form, die zur Buchse auf dem Gehäuseboden der Coros passt. Zum Schutz des Kontaktes vor Schweiß werden drei Abdeckungen mitgeliefert – falls man die benutzen möchte.
Ansonsten findet sich an der Unterseite der Uhr der optische Herzfrequenz-Sensor. Im Gegensatz zu anderen Herstellern scheint er bei Coros größtenteils hinter einem Schutzschild versteckt zu sein. Bei der Pace 2 ist das aus Kunststoff.
Damit fügt er sich in das Gesamtbild der Uhr, denn auch das Gehäuse und die beiden Knöpfe sind aus Kunststoff gefertigt. Das Display ist durch ein Corning-Glass geschützt, womit wahrscheinlich ein Gorilla-Glas dieser Firma gemeint ist.
Leichteste GPS-Uhr der Welt
Auffällig ist das Armband der Uhr, denn es gibt sie neben dem üblichen Silikon- auch mit einem sehr leichten Nylon-Armband.
Damit wiegt die Uhr ganze 29 Gramm und ist nach Coros-Angaben die leichteste GPS-Uhr der Welt. Zum Vergleich: die neue Forerunner 745 wiegt 47 Gramm. Die Coros ist also wirklich super-leicht.
Kleine Kritik: auch wenn Uhr und Armband von Coros als dunkelblau bezeichnet werden, ist das Band für mich eindeutig schwarz und damit eigentlich nicht passend. Aber ich gebe zu, dass man dafür schon sehr genau hinsehen muss…
Bedienung
Euch ist es sicher schon aufgefallen: die Uhr hat nur zwei Knöpfe. Wobei das eine kein schnöder Kopf ist, sondern ein Scroll-Rad, wie man es z.B. von der Apple Watch kennt.
Das ist ein ziemlich einzigartiges Konzept bei einer Laufuhr, das sicher nicht nur Freunde finden wird. In seiner Einfachheit ist es aber unschlagbar: mit dem Scroll-Rad bewegt man sich durch Menüs und wählt durch Druck einen Punkt aus.
Der untere Knopf führt immer einen Schritt zurück und öffnet durch einen langen Druck entweder ein Kontext- oder Shortcut-Menü. Gepaart mit der wirklich sehr einfachen Navigationsstruktur erreicht man damit problemlos und schnell alle Funktionen der Uhr.
Spannend ist auch, dass man die Uhr um 180° gedreht tragen kann, so dass die Knöpfe auf der linken Seite liegen. Aktiviert man diese Option im Menü, dreht sich natürlich auch die Anzeige um. So kann man wählen, ob man das Scrollrad lieber mit dem Zeigefinger (Köpfe rechts) oder dem Daumen (Knöpfe links) bedienen möchte.
Damit nicht genug: sogar die Wirkungsrichtung des Scrollrades lässt sich einstellen. Soll also eine Bewegung im Uhrzeigersinn im Menü einen Eintrag höher oder tiefer springen? Das ist für eine intuitive Bedienung der Uhr wichtiger als es sich jetzt vielleicht liest. ;)
Kinderkrankheiten
Wo wir gerade bei den Menüs und der Oberfläche sind: bei der deutschen Übersetzung hätte man sich ruhig mehr Mühe geben können. Schon bei der Einrichtung geht es los und man soll während des Firmware-Updates „Sehen“ nahe an das Telefon halten…
Solche Irritationen gibt es immer mal wieder, aber ich will das auch nicht zu hoch hängen. Abgesehen davon habe ich nichts entdecken können, was ich als Kinderkrankheit bezeichnen würde.
Inbetriebnahme
Die Uhr meldet sich nach dem Einschalten direkt mit einem QR-Code, den man mit der Coros App auf dem Handy einlesen muss. Das fand ich eine sehr komfortable Lösung.
Natürlich muss man bei Coros einen Account anlegen, über den dann alle Uhren und Einstellungen verwaltet werden können. Im Grunde könnte man mit der Uhr danach direkt loslaufen, denn alle Voreinstellungen sind ganz sinnvoll getroffen.
Trotzdem sind meist noch ein paar Schritte mehr notwendig, etwa um einen Brustgurt oder anderes Zubehör zu verbinden – das wird über die Uhr gemacht. Zur App greift man, um die angezeigten Metriken in den Sportmodi anzupassen.
Coros App
Coros stellt keine Web-Plattform zur Verfügung. Alle aufgezeichneten Daten landen in der Coros App auf dem Handy bzw. werden von dort an die verbundenen Dienste (Strava, TrainingPeaks, Final Surge, Runalyze, …) weiter gegeben. Auch ein Großteil der Uhren-Konfiguration wird in der App erledigt.
Direkt der erste Eintrag führt zur Konfiguration der Sportmodi und den dort anzuzeigenden Metriken.
Bei der Pace 2 stehen zehn Sportarten zur Auswahl, die man getrennt voneinander konfigurieren kann: Laufen, Laufband, Laufbahn, Rad, Indoor Rad, Schwimmen, Freiwasser-Schwimmen, Indoor Aerobics, Outdoor Aerobics und Kraft. Zusätzlich kann man auch Triathlon wählen, was aber natürlich nur eine Kombination aus drei bereits konfigurierten Sportarten ist. Trotzdem ist das ein echtes Highlight der Uhr, denn einen Triathlon-Modus findet man sonst nur bei deutlich hochpreisigeren Uhren. Bei der Pace 2 kann man die drei Sportarten frei zusammenstellen und bekommt sogar eine brauchbare Erfassung der Wechselzonen.
Ich habe mich natürlich mehr mit dem Lauf-Modus beschäftigt. Auf den Datenseiten stehen Layouts mit 2, 3, 4 und 6 Feldern zur Auswahl. Diese können komfortabel mit einer großen Auswahl an Metriken gefüllt werden. Dazu gehören neben den nahe liegenden Daten wie Pace und Distanz auch die Laufleistung oder Effizienzwerte. Eine komplette Liste gibt es hier.
Warum gibt es kein Layout mit nur einem Datenfeld? Nun, Coros blendet am unteren Bildschirmrand immer ein sehr schmales Feld ein, das in Kontrastfarben dargestellt wird. Das finde ich eine sehr gute Lösung, um zum Beispiel Zeit oder Distanz immer im Blick zu behalten. Gleichzeitig wird dadurch aber auch kaum wertvoller Bildschirmplatz verbraucht.
Welche Sportarten im Menü der Uhr angezeigt werden sollen, kann man über den Punkt „Anpassungen“ einstellen. So muss man nicht durch eine lange Liste von Einträgen scrollen, die man sowieso nie benutzt. A propos: den Laufbahn-Modus habe ich nicht ausprobiert, aber mit dem kann man wohl exaktere Messungen beim Training auf der Bahn erzielen – samt GPS-Track, der sogar der gelaufenen Bahn entspricht.
Bei der Konfiguration finden sich auch die „Gesichtseinstellungen“ – ein weiterer Klassiker bei den Übersetzungsfehlern. Gemeint ist das „Watch Face“, also das Ziffernblatt der Uhr. Zur Auswahl stehen viele sehr wilde Optionen, die mich an alte Arcade-Games erinnern. Aber zum Glück gibt es auch ein, zwei schlichte und damit brauchbare Auswahlmöglichkeiten.
Ansonsten bietet die App einen Reiter mit Statistiken wie Energieverbrauch, Schritte, Herzfrequenz (über den Tag) oder das Schlaf-Tracking. Alles also Funktionen, die nur sinnvoll zu benutzen sind, wenn man die Uhr 24-Stunden am Tag trägt. Einen echten Vergleich zur Zuverlässigkeit der Werte habe ich nicht. Zumindest das Schlaf-Tracking zeigt gleiche Tendenzen wie die Aufzeichnungen des Oura-Rings – auch wenn die Schlafzeiten bei Coros immer locker 0.5 bis eine Stunde länger ausfallen.
Im unteren Teil gibt es aber auch Werte wie Trainingslast, Belastungsindex und Trainingszustand. Das klingt für mich schon spannender, allerdings ist der Eindruck nach näherer Beschäftigung eher mittelgut. Die Trainingslast ist im Verlauf schon nachvollziehbar, allerdings kann ich nicht erkennen, wie die Werte ermittelt werden. Beim Belastungsindex hat Coros meine Herzfrequenz und Pace an der Schwelle sehr gut getroffen. Doch VO2max und Ruheherzfrequenz liegen deutlich daneben. Auch die Angabe des Trainingszustands, einer Kombination aus VO2max, Schwellenwert und Workout-Effizienz, ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar.
Der nächste Reiter zeigt eine Übersicht aller Workouts und bietet auch Wochen-, Monats- und Jahresstatistiken an. Natürlich kommt man hier auch zu den Details der einzelnen Läufe.
Und ich muss zugeben: die Auswertungen gefallen mir richtig gut. Sie beginnen mit einer Karte und dem GPS-Track, worüber man sogar schon Runden-Informationen aufrufen kann. Ansonsten geht es weiter mit Pace, Schrittfrequenz, Schrittlänge, Running Power, Höhe und Herzfrequenz. Je nach verwendetem Zubehör lassen sich noch weitere Metriken aufrufen: hier spielt Coros seine volle Stryd-Kompatibilität aus und bietet wirklich alles an, was der kleine Footpod so zu bieten hat!
Abschließend zeigt Coros für jeden Lauf einen aeroben und anaeroben Trainingseffekt an. Das erinnert sehr an Garmin, auch wenn die Skalen dieser Werte leicht voneinander abweichen (Garmin: 0-5, Coros: 0-6). Trotzdem sind die Aussagen doch sehr vergleichbar.
Aber natürlich kann auch die beste App nur aufzeichnen, was die Uhr an Werten liefert. Daher zurück zur Uhr und deren Qualitäten. ;)
GPS
Die Qualität des GPS-Empfangs hat direkte Auswirkungen auf die gemessene Distanz und damit auf die Pace. Zusammen mit der Zeit sind das die drei Metriken, bei denen es keine Schwächen geben sollte. Leider gibt es da immer mal wieder Ausreißer, insbesondere bei ganz neuen Modellen (ich erinnere an die Vantage V). Die Coros Pace 2 gehört nicht zu diesen Kandidaten.
Bei den typischen Problempunkten (in den Wald und wieder heraus) war die Coros bei allen Vergleichsläufen kein Stück schlechter als eine Garmin Forerunner 945 oder die Polar Grit X. Ganz im Gegenteil: es war eher die Grit X, die im Wald ein wenig nachlässiger war, während die Pace 2 sauber den Weg nachzeichnete.
Optische Messung der Herzfrequenz
Ein optischer Sensor an der Unterseite der Uhr gehört mittlerweile zur Standardausstattung – so auch bei Coros. Ehrlich gesagt habe ich von dem nicht allzu viel erwartet, denn er sah in meinen Augen nicht ganz so professionell aus wie die der Mitbewerber. Aber: Versuch macht klug. :)
Als Vergleich habe ich den OHR der Grit X heran gezogen, der bei mir sehr, sehr zuverlässig funktioniert. Wie man sieht sind die Unterschiede in der Messung minimal. Wieder ist es eher die Grit X, die sich an ein paar Stellen einen Peak erlaubt.
Richtig gefordert wird der optische Sensor bei kaltem Wetter und plötzlichen HF-Veränderungen – wie zum Beispiel beim Intervalltraining. Beides war oben der Fall. Als Vergleich dient ein Polar-H10-Brustgurt, der mit der Forerunner 945 verbunden war. Das Ergebnis kann ich mir kaum erklären, denn es gibt praktisch keine Abweichung! Nicht mal den typischen Nachlauf von 5-10 Sekunden. Ich habe erstmal doppelt geprüft, ob die Coros nicht doch auch die Brustgurt-Werte aufgezeichnet hat. Aber auch bei weiteren Vergleichsläufen zeigte sich das selbe Bild.
Natürlich kommt auch der Coros-Sensor bei Kälte an seine Grenzen. Manchmal führt das zu typischen Fehlmessungen in den ersten Minuten des Laufs – aber das Schicksal teilen alle optischen Herzfrequenz-Sensoren. Insgesamt hat mich die Coros 2 hier sehr positiv überrascht.
Volle Stryd-Kompatibilität
Das Messen der Running Power setzt sich bei Läufern immer weiter durch. Der Stryd-Footpod hat sich da als Quasi-Standard etabliert und ist mittlerweile mit vielen Uhren kompatibel – zumindest was die reinen Watt-Werte angeht. Coros ist allerdings der einzige Hersteller, der nativ alle Metriken des Stryd unterstützt. Man hat also nicht mit den Einschränkungen zu kämpfen, die Connect-IQ-Datenfelder bei Garmin mit sich bringen (max. 2 Felder gleichzeitig) und kann sich so viele Stryd-basierte Metriken anzeigen lassen, wie man möchte. Natürlich landen diese auch komplett in der Aufzeichnung der Uhr und können direkt ins Stryd PowerCenter synchronisiert werden.
Power am Handgelenk
Doch Coros setzt noch einen oben drauf: nach Polar ist Coros der zweite Hersteller, der eine Leistungsmessung am Handgelenk anbietet. Das heisst: man braucht dafür nur die Uhr und kein weiteres Equipment. Diese Funktionalität wurde mit der Pace 2 eingeführt, steht per Firmware-Update aber mittlerweile auch allen anderen Coros-Modellen zur Verfügung!
Grundlage der Leistungsmessung am Handgelenk ist natürlich das GPS-Signal und die daraus abgeleitete Geschwindigkeit. Das führt bei Polar (und auch bei Garmins Running Power) dazu, dass die Power-Werte im Wald oder an dessen Rändern nicht besonders zuverlässig ist. Zweiter Problempunkt: die ermittelten Watt-Werte sind immer deutlich höher als die des Stryd. Die Messungen sind also nicht austauschbar und ein nahtloser Wechsel von einem aufs andere System wird deutlich erschwert.
Bei meinen Testläufen liegt die Coros-Power immer sehr genau auf dem Level der Stryd-Power – selbst bei Intervallen. In der Grafik sieht man zwar ein stetiges Auf und Ab der Werte, die an der Uhr (3s-Glättung…) allerdings überhaupt nicht zu sehen sind. Während des Laufs waren die Angaben entweder identisch oder hatten eine Abweichung von bis zu 5 Watt.
Das galt bei mir übrigens auch im Wald und in (kurzen) Tunneln. Coros scheint also nicht nur die Stryd-Werte nahezu perfekt nachprogrammiert zu haben (nach eigenen Angaben gab es dazu keine Hilfe von Stryd), sondern muss neben dem GPS auch die Beschleunigungsdaten der Uhr geschickt in die Berechnungen mit einbeziehen. Das Ganze funktioniert so gut, dass es mir keine Kopfschmerzen mehr bereiten würde, wenn z.B. im Urlaub der Stryd ausfällt und ich mit den Coros-Wattwerten arbeiten müsste. Die Berechnung bezieht sich allerdings auch ausschließlich auf die Watt-Werte – weitere Metriken werden nicht nachempfunden.
Batterielaufzeit
Coros gibt für die Pace 2 eine Laufzeit von 20 Tagen „Regular Use“ und 30 Stunden im Full-GPS-Mode an. Das ist entweder-oder zu sehen. Man kann also entweder 30 Stunden lang mit GPS im Sekundentakt und optischer Messung der Herzfrequenz laufen gehen, oder die Uhr 20 Tage lang als Alltagsuhr tragen (inkl. Aktivitätstracking). Im UltraMAX-GPS-Mode sind sogar bis zu 60 Stunden drin. Dann ist das GPS allerdings innerhalb von 120 Sekunden nur für 30 Sekunden aktiv – die fehlenden Zwischenstrecken ermittelt die Uhr anhand des „Intelligent Stride Algorithm“. Dieser wird bei jedem Lauf gespeist bzw. verbessert und kommt immer dann zum Einsatz, wenn das GPS nicht zur Verfügung steht.
Laut Coros sind die Laufzeitangaben übrigens nicht „bis zu“-Werte. Allerdings gibt es zwischen den beiden angegebenen Szenarien noch viel Raum… Mit welchem Energieverbrauch man rechnen muss, wenn man zum Beispiel die ganze Zeit die Hintergrundbeleuchtung aktiviert oder externe Sensoren benutzt, hat Coros in einem Support-Artikel zusammengefasst. So stellt man fest, dass aus den 30 Stunden GPS-Zeit ganz schnell „nur“ 18 Stunden werden, wenn man gleichzeitig den Stryd und/oder einen Brustgurt verwendet.
Bei mir bedeutete das ganz konkret: bei ca. 5 Stunden Training in der Woche hielt die Pace 2 gute 11 Tage durch, bevor sie wieder ans Kabel musste. Habe ich sie nicht auch noch 24/7 als Alltagsuhr getragen, sondern nur fürs Training, waren es sogar gute zwei Wochen. Und ich bin mir sicher, der Zeitraum ließe sich noch deutlich verlängern, wenn sich das Activity Tracking ausschalten ließe.
In der Praxis
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Man darf sich von der Gehäusegröße der Pace 2 nicht täuschen lassen: das verbaute Display ist mit 1,2 Zoll und einer Auflösung von 240×240 Pixel identisch mit dem der Apex, Apex Pro oder Vertix. Auch Garmin oder Polar bietet in ihren großen Modellen nicht mehr als das… Bei der Coros Pace 2 ist es zudem sehr gut ablesbar. Während im Uhrzeit-Modus helle Ziffern auf einem dunklen Zifferblatt angezeigt werden, ist es in den Sport-Modi genau umgekehrt – falls man es nicht anders konfiguriert hat.
Die Schriftgröße der Datenfelder lässt sich systemweit so einstellen, dass entweder noch Platz für die zugehörige Einheit ist, oder diese nach 5 Sekunden verschwindet und somit Platz für größere Ziffern ist. Dadurch fand ich Kontrast und Ablesbarkeit optimal.
Eine Besonderheit der Pace 2 ist der NightMode. Über das Toolbox-Menü kann man eine gedimmte Hintergrundbeleuchtung einschalten, die sich erst durch einen weiteren Eingriff oder beim nächsten Sonnenaufgang wieder deaktiviert. Dieser Modus verbraucht nur 15% zusätzliche Energie, während die normale Hintergrundbeleuchtung mit zusätzlichen 135% zu Buche schlagen würde. Bei meinen wöchentlichen Läufen in der Dunkelheit war das ein sehr willkommenes Feature.
Konnektivität
Coros erlaubt seinen Uhren die Verbindung per Bluetooth und ANT+. Damit stehen also alle Möglichkeiten offen. Über die besondere Anbindung des Stryd habe ich ja oben schon geschrieben. Aber bei meinen Testläufen ist mir aufgefallen, dass die Uhren auch anderes Zubehör sehr gut einbinden. So hat man zum Beispiel Zugriff auf alle Metriken des Garmin Running Dynamics Pod. Leider gilt das Gleiche nicht für den HRM-Run-Brustgurt, der leider „nur“ die Herzfrequenz übermittelt.
Trotzdem gibt es bei den gleichzeitigen Verbindungen Einschränkungen: von jedem Typ darf nämlich immer nur ein Gerät verbunden sein. Somit lassen sich der Stryd und der Garmin RDP nicht gleichzeitig benutzen, da beide für Coros scheinbar Footpods sind. Das ist für uns Läufer aber meist kein Problem.
Workouts und Trainingspläne
Bei der Besprechung der App habe ich einen großen Punkt unterschlagen: Coros hat viel Energie in die Möglichkeit gesteckt, Trainingspläne anzulegen und Workouts zu gestalten.
Ich muss zugeben, dass ich diese mächtige Funktion nur wenig benutzt habe. Trotzdem bin ich von den Möglichkeiten echt beeindruckt. Auf das Lauftraining bezogen kann man hier einen eigenen Trainingsplan anlegen, Workouts dafür erstellen und diese im Zeitraum des Plans sinnvoll platzieren. Der gesamte Plan lässt sich speichern und jederzeit zu einem anderen Datum neu starten. Man kann ihn sogar exportieren und frei mit Freunden teilen, die ihn dann auf ihrer Coros-Uhr benutzen können.
Die Workouts können strukturiert sein und erlauben eine ziemlich freie Gestaltung – nicht nur was Abläufe angeht, sondern auch bei den Vorgaben. Neben Pace und Herzfrequenz kann man sein Training hier auch nach Watt steuern! Das alles ist schnell und komfortabel erstellt, so dass ich auch spontan kurz vor dem Lauf noch das aktuelle Intervall-Workout programmieren konnte.
Alternativ stehen auch vorgefertigte Trainingspläne zum kostenlosen Download bereit: zwei von Coros und zwei von Stryd. Leider haben die Stryd-Pläne den Nachteil, dass sie sich nicht automatisch auf die eigene Critical Power anpassen und man somit die Trainingsbereiche für jede Einheit manuell nachpflegen muss…
Fast noch mächtiger sind allerdings die Workout-Pläne. Coros kennt und erkennt (!) eine Vielzahl gängiger Fitness-Übungen und kann diese zu Workouts zusammensetzen. Das ist wieder entweder manuell möglich, oder man bedient sich fertiger Workouts – zum Beispiel in dem man sich die Kraftübungen von Sally McRae auf die Uhr lädt.
Das Besondere hier: Coros trackt die Nutzung der Muskelgruppen durch die Workouts und kann jederzeit auswerten, welche Muskel wie durch das Training beansprucht wurden. Kleine Anleitungssequenzen helfen bei der Ausführung der Übungen. Und wenn man wie angewiesen die Hände entsprechend mitführt (Uhr am Handgelenk), werden sogar automatisch die Wiederholungen erfasst! Also: wieder ein Grund weniger, nicht regelmäßig an der Core-Stabilität zu arbeiten. ;)
Erfahrungen beim Laufen
Wie bei allen neuen Uhrenmodellen bin ich anfangs erst Mal skeptisch und nehme sie nur als „Zweituhr“ mit ins Training. Es wurde aber sehr schnell klar, dass die Coros Pace 2 der Forerunner 945 und der Grit X in nichts nachsteht – zumindest nicht in den Funktionen, die ich für mein Training brauche. Ganz im Gegenteil: die Qualität des GPS und des OHR fand ich bei Coros sogar besser, so dass ganz schnell die anderen Modelle nur noch zum Vergleich mitgekommen sind. :)
Die Pace 2 ist also ziemlich nahtlos zu meiner Haupt-Trainingsuhr geworden und hat mir keinen einzigen Grund gegeben, das zu bereuen. Mir hat die Ablesbarkeit und die Aufteilung des Displays sehr gut gefallen. Die angezeigten Zahlen waren während des Laufs irgendwie schneller zu erfassen als bei anderen Uhren – auch unter schlechten Lichtbedingungen. Dazu kommt noch der Komfort des Nylonbandes, das die extrem leichte Uhr nahezu nicht wahrnehmbar macht. Also… nicht, dass mich das Gewicht einer 945 oder Grit X je gestört hätte. Aber mit der Pace 2 ist das doch ein deutlich anderes Gefühl.
Ich muss zugeben, dass ich mit dem Scrollrad ziemlich gut zurecht gekommen bin – so lange ich es nur in eine Richtung drehen will. Bei der anderen Drehrichtung war häufig das Ellenköpfchen am Handgelenk ein störender Faktor. Mit etwas Übung hat sich das Problem aber nahezu aufgelöst. Alternativ habe ich die Uhr auch um 180° gedreht getragen, was auch eine gute Lösung ist. Im Alltag finde ich aber das Scrollrad oben rechts praktischer zu bedienen.
Mir persönlich reicht als „Ökosystem“ die Coros-App. Eine zusätzliche Web-Plattform brauche ich nicht und benutze auch die der anderen Hersteller nicht wirklich. Meine Daten landen sowieso schon bei so vielen Diensten: Strava (Austausch mit anderen Läufern), TrainingPeaks (Planung und Auswertung), dem Stryd PowerCenter und Runalyze (Backup und Specials). Coros unterstützt den direkten Austausch mit allen diesen Anbietern, so dass ich da wunschlos glücklich bin.
Leider gibt es derzeit noch keine Möglichkeit, strukturierte Trainingseinheiten zum Beispiel von TrainingPeaks oder Stryd mit der Uhr zu synchronisieren. Das ist sicher aber nur eine Frage der Zeit (UPDATE: wurde mit dem letzten Firmware-Update bereits umgesetzt!). Bis dahin hatte ich keine Problem damit, die Workouts in der Coros-App nachzubauen. Auch die Anzeige und Hinweise der Uhr (Töne und Vibration) fand ich brauchbar. Plötzlich war damit für mich watt-gesteuertes Training möglich! Daran hatte ich schon fast nicht mehr geglaubt. ;)
Kritik
Ehrlich gesagt habe ich nicht viel zu kritisieren. Die Uhr liefert das, was ich wirklich zum Training brauche, in ziemlich guter Qualität. Größtenteils sogar besser als die Mitbewerber! Trotzdem stoße ich mich an der mangelhaften deutschen Übersetzung. Ich hätte gerne die Option, auf englisch umzustellen – zumal auch bei deutscher Sprachauswahl alle Erklärungstexte sowieso englisch sind.
Was mich auch ein wenig stört sind die Funktionen, die sich irgendwie „nachprogrammiert“ anfühlen. Das nehme ich für die Power am Handgelenk natürlich gerne in Kauf. ;) Aber für den Trainingseffekt, die Trainingslast, den Trainingszustand, Ausdauer und Erholung würde ich schon gerne wissen, warum die zwar sehr ähnlich, aber doch nicht gleich den Angaben der anderen Hersteller sind. Entweder sie beruhen auf den gleichen wissenschaftlichen Grundlagen und kommen damit auch zu sehr vergleichbaren Ergebnissen, oder sie verfolgen einen anderen nachvollziehbaren Ansatz. Ich brauche diese Metriken nicht und hätte es konsequenter gefunden auf sie zu verzichten.
Genau so würde ich gerne das Activity Tracking ausschalten können. Ich brauche keine permanente Messung der Herzfrequenz am Handgelenk und würde mich stattdessen über eine noch längere Akkulaufzeit freuen. Dazu gehören auch die Widgets (Herzfrequenz, Temperatur, Höhe, …). Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass es auch durch das Feedback der Pro-Athleten hier noch die ein oder andere Änderung geben wird.
Potential
Mit dem Launch der Pace 2 wurden alle bestehenden Modelle mit den gleichen Funktionen ausgestattet. Das betrifft vor allem die Wattmessung am Handgelenk, volle Stryd-Kompatibilität und die Verwendung von Trainingsplänen. Solche Feature-Updates sind bei anderen Herstellern eher selten bis nicht vorhanden. Die Firmware-Updates bringen zwar Fehlerbehebungen, erweitern aber nicht den Funktionsumfang der Uhr.
Laut den Release Notes haben alle Firmwares den gleichen Stand – sogar die selbe Versionsnummer. Wir können also wohl davon ausgehen, dass auch zukünftig neue Funktionen auf allen Coros-Uhren zur Verfügung stehen werden.
Bei den neuen Funktionen wird es im nächsten Schritt die TrainingPeaks-Synchronisation geben, so daß sich Trainingspläne und deren strukturierte Workouts direkt auf die Uhr bringen lassen – natürlich mit der Möglichkeit, sein Lauftraining dann über Watt zu steuern. Gekoppelt mit einem Stryd wäre das dann mein absolutes Traum-Setup! Die Uhr liefert einen sehr guten GPS-Track, bei der Herzfrequenz kann man sich auf den OHR verlassen oder alternativ einen beliebigen Brustgurt benutzen, der Akku hält ewig, alle Stryd-Metriken werden voll und nativ unterstützt, während die Trainingsplanung nahtlos von einer der besten Plattformen kommt. Was will man mehr?! :)
Alternativen
Ich finde es wirklich schwierig, die Coros Pace 2 im Feld der Mitbewerber einzuordnen. Wenn ich den Preis von 200 Euro als Grundlage nehme, bekomme ich bei Garmin oder Polar entweder nur einen Fitness-Tracker oder veraltete Modelle. Beim Funktionsumfang spielt die Pace 2 aber eher in der Oberklasse mit. Schon der barometrische Höhenmesser ist normalerweise nur in Modellen ab ca. 500 Euro zu finden. Power am Handgelenk bietet Polar nur in den teuren Top-Modellen und bei Garmin braucht man dafür neben der (teuren) Uhr auch noch weitere Sensoren. Von der Batterielaufzeit oder gar voller Stryd-Kompatibilität will ich gar nicht erst sprechen…
Meine Meinung
Für mich bietet die Uhr einfach alles, was ich wirklich zum Laufen brauche - mit einem großen Potential für weitere spannende Funktionen in der Zukunft.
Mehr Informationen zu den Partnerprogrammen erhälst Du hier.